Zum Inhalt springen

Seite:Die zehnte Muse (Maximilian Bern).djvu/224

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Verschiedene: Die zehnte Muse

25
Die freie Welt ist nun mein Haus!

Gegrüsst an meiner Schwelle;
Wer mit mir ziehet ein und aus,
Er sei mein Lustgeselle.
Ein echter Lump zieh’ ich herum,

30
Und scheint euch das geringe,

So scheer’ ich mich den Teufel d’rum
Und wand’re frei und singe!


Otto Roquette.




Landstreicher.

Mein Weib und ich, wir zieh’n daher
So leicht wie lose Blätter,
Uns macht kein Gut Sorg’ und Beschwer,
Kein Wind und auch kein Wetter.

5
Wir haben keine fahr’nde Hab’,

Kein ganzes Kleid im Bündel,
Die Strassen zieh’n wir auf und ab,
Wir sind halt nur Gesindel!

Giebt uns der Wirt auf Borg kein Bier,

10
So borgt uns doch die Quelle,

Und hungert uns, so stehlen wir
Das Schaf mitsamt dem Felle.

Was kümmert’s mich, wenn mir das Weib
Entgegen bringt ein Kindel,

15
Es war ein schöner Zeitvertreib,

Wir betteln halt die Windel!

Sperrt auch der Amtmann uns dann ein,
Lässt uns schon wieder laufen;
Wir wärmen uns im Sonnenschein,

20
Den braucht man nicht zu kaufen.


So geht’s jahraus, so geht’s jahrein,
Und kommt dann unser Stündel,
Ei was, sie graben uns schon ein,
Sind wir auch nur Gesindel!


Franz Weber.




Empfohlene Zitierweise:
Verschiedene: Die zehnte Muse. Otto Elsner, Berlin 1904, Seite 218. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_zehnte_Muse_(Maximilian_Bern).djvu/224&oldid=- (Version vom 31.7.2018)