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Seite:Die zehnte Muse (Maximilian Bern).djvu/207

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Verschiedene: Die zehnte Muse

Das verzweifelte Flaschenkind.

»Es krampft sich in Titanenweh das Herz,

Vom Daseinsekel angepackt, zusammen.«

H. Conradi.     



Da lieg’ ich nun und schrei mich matt,
Keine Menschenseel’ erwacht.
Wie ist das Leben so schaal und leer!
Ich hab’ es mir anders gedacht.

5
Man hat mich getauft, ich weiss nicht wie,

Man hat mich geimpft sogar,
Obgleich ich gegen das Taufen sowohl
Wie gegen das Impfen war.

Drei silberne Löffel, die sind mein,

10
All mein Vermögen bis jetzt.

Wer weiss aber, wo die heut schon sind –
Sie sind gewiss schon versetzt!

Nur Milch bekomm’ ich und nichts als Milch,
Ich mag sie schon gar nicht mehr.

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Keine Abwechslung im Ernährungsgang,

Niemals der kleinste Likör!

Nur Milch, nur Milch und nichts als Milch,
Niemals ein and’res Getränk!
Und die Masern steh’n mir auch noch bevor,

20
Mich schaudert, wenn ich dran denk!


Und dieselbe Umgebung, blöd’ und stumpf,
Glotzt Tag für Tag mich an.
Davon laufen möcht’ ich! Wehe mir,
Dass ich noch nicht laufen kann!

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Das Leben ist, ich merk’ es schon,

Ein ewiges Einerlei:
Man wird nass und wird wieder trocken gelegt –
O wär’ erst alles vorbei!


Johannes Trojan.



Empfohlene Zitierweise:
Verschiedene: Die zehnte Muse. Otto Elsner, Berlin 1904, Seite 201. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_zehnte_Muse_(Maximilian_Bern).djvu/207&oldid=- (Version vom 31.7.2018)