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Seite:Die zehnte Muse (Maximilian Bern).djvu/206

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Verschiedene: Die zehnte Muse

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Der Riese hatte dichtes Fell,

In das der kleine Springgesell
Nicht immer konnte nach Belieben
Den leckerhaften Rüssel schieben;
Doch wenn's gelang, dann mit Behagen

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That er in Hast gar wackre Züge

Und füllte gierig seinen Magen.
Gesättigt hub er an zu lästern:
»Mein Wohlgefühl ist frevle Lüge!
Was sorg' ich heute mich wie gestern,

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Zu fristen dieses Daseins Not?

Am besten wär' ich nie geboren,
Denn all mein Mühen ist verloren;
Man quält sich doch nur für den – Tod.
Fluch dem unselig blinden Willen,

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Dem unvernünft’gen Schöpfungsdrang,

Der, seine Musse auszufüllen,
Mich und den Kerl, drauf ich schmarotze,
Gesundem Denken just zum Trotze
Zu dieses Lebens Posse zwang!

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Der Unsinn hat uns nur erschaffen,

Und sinnlos vegetiert die Zunft
Der Menschen, Vögel, Fische, Affen;
Nur ich, der Floh, bin mit Vernunft
Begabt und seh' bei ihrem Schein

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Des Weltprinzipes Irrwahn ein!«


So schmählt er oft. Doch einmal traf
Herr Pulex eine gute Stelle
Und füllte mit der süssen Welle
Des Blutes sich sein Wänstlein brav;

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Doch als er sich recht toll und voll

Gesoffen, wie's ein Floh nicht soll,
Da folgte Uebelkeit der Lust,
Und an des guten Riesen Brust
Hat er sich krampfhaft angeklammert,

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Sein Irren reuevoll bejammert

Und sich mit seinem Intellekt
Zur ewigen Ruhe ausgestreckt.
Er starb als seines Vaters Sohn
An einer – Indigestion.

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Der Riese unsre Erde ist;

Der Floh darauf – der Pessimist.


Gerhard v. Amyntor.



Empfohlene Zitierweise:
Verschiedene: Die zehnte Muse. Otto Elsner, Berlin 1904, Seite 200. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_zehnte_Muse_(Maximilian_Bern).djvu/206&oldid=- (Version vom 31.7.2018)