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Seite:Die zehnte Muse (Maximilian Bern).djvu/205

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Verschiedene: Die zehnte Muse


Da schallen Schritte hinter ihr, –
Das ist ihr Schatz, der Grenadier!

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Der nimmt sie um die Mitte rund

Und küsst sie mitten auf den Mund. –
Da geht's ihr glühend durch den Sinn:
„Gottlob, dass ich kein „Fräulein“ bin!“ –


Otto Kindt.





Arme Natur!

Die »süsse, heilige Natur«,
Die Künstlern einst so schön erschienen,
Ist nun entwertet; Stümpern nur
Kann heut' sie noch zum Vorbild dienen.

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Entwickelt haben sich zu dritt

Die Malerei, Musik und Dichtung;
Doch die Natur, sie hielt nicht Schritt
Und blieb getreu der alten Richtung.

In Form und Farbenton blamiert

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Sie Tag für Tag sich drum abscheulich;

Die Bäume sind nicht stylisiert,
Die Schatten nicht genügend bläulich,

Die Wolken viel zu wenig bunt,
Die Berge völlig falsch gestaltet;

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Was sie erzeugt, ist Kitsch und Schund,

In Stoff und Kolorit veraltet.

Oft thut mir die Natur recht leid!
Die arme ist schon ganz marode,
Lernt nichts von Künstlern neuer Zeit

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Und kommt missachtet aus der Mode.


Maximilian Bern.





Der Floh und der Riese.

Auf einem Riesen sass ein Floh,
Der wurde nimmer herzlich froh;
Wie er auch[WS 1] saugte Zug um Zug,
Es war dem Schlingel nie genug.

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: anch
Empfohlene Zitierweise:
Verschiedene: Die zehnte Muse. Otto Elsner, Berlin 1904, Seite 199. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_zehnte_Muse_(Maximilian_Bern).djvu/205&oldid=- (Version vom 6.5.2018)