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Seite:Die zehnte Muse (Maximilian Bern).djvu/151

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Verschiedene: Die zehnte Muse


5
Aufwärts die Reih’ geschwind, abwärts dann munter

Tanzen wir zwei, mein Kind, auf und hinunter;
Wenn dann ermatten wir, wirst du verstatten mir,
Dass ich im Schatten hier ruhe bei dir.

Dann unterm Fliederstrauch raub’ ich, mein Schätzchen

10
Sträubst du dich schüchtern auch, sicher ein Schmätzchen.

Doch ohne Fährlichkeit, fern von Begehrlichkeit,
Alles mit Ehrlichkeit, wie sich’s gebührt.

Lebrecht Dreves





Tanzlied.

Klinget der Flöten süsser Klang
     Hell durch die Abendkühle,
Schwinget sich rasch das Thal entlang
     Lustiges Tanzgewühle:

5
Eine nur ist’s von allen hier,

     Welche mein Herz kann rühren,
Meine nur ist’s! sie winket mir,
     Rasch sie zum Tanz zu führen!

Heftiger wirbeln der Schalmei’n

10
     Schmetternde Jubellieder,

Kräftiger schliesst mein Arm sie ein,
     Fest um das volle Mieder!
Sprühende Blicke locken, droh’n,
     Suchen zugleich und meiden,

15
Glühende Küsse schweben schon

     Heiss um den Mund uns Beiden.

Flimmernde Aeuglein, süss und weh,
     Brennet mich fast zu Kohlen!
Schimmernde Brüstlein, weiss wie Schnee,

20
     Habt mir das Herz gestohlen!

Prächtiger strahlt die Sonne nicht
     Hoch an dem Himmelsbogen,
Mächtiger hat des Mondes Licht
     Nimmer mich angezogen!

25
Staunende Blicke rings im Kreis!

     Jünglinge schauen lüstern,
Raunende Dirnen, laut und leis’,
     Horch, wie sie stehen und flüstern!

Empfohlene Zitierweise:
Verschiedene: Die zehnte Muse. Otto Elsner, Berlin 1904, Seite 145. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_zehnte_Muse_(Maximilian_Bern).djvu/151&oldid=- (Version vom 31.7.2018)