Verschiedene: Die zehnte Muse | |
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Tanzen wir zwei, mein Kind, auf und hinunter;
Wenn dann ermatten wir, wirst du verstatten mir,
Dass ich im Schatten hier ruhe bei dir.
Dann unterm Fliederstrauch raub’ ich, mein Schätzchen
Doch ohne Fährlichkeit, fern von Begehrlichkeit,
Alles mit Ehrlichkeit, wie sich’s gebührt.
Tanzlied.
Klinget der Flöten süsser Klang
Hell durch die Abendkühle,
Schwinget sich rasch das Thal entlang
Lustiges Tanzgewühle:
Welche mein Herz kann rühren,
Meine nur ist’s! sie winket mir,
Rasch sie zum Tanz zu führen!
Heftiger wirbeln der Schalmei’n
Kräftiger schliesst mein Arm sie ein,
Fest um das volle Mieder!
Sprühende Blicke locken, droh’n,
Suchen zugleich und meiden,
Heiss um den Mund uns Beiden.
Flimmernde Aeuglein, süss und weh,
Brennet mich fast zu Kohlen!
Schimmernde Brüstlein, weiss wie Schnee,
Prächtiger strahlt die Sonne nicht
Hoch an dem Himmelsbogen,
Mächtiger hat des Mondes Licht
Nimmer mich angezogen!
Jünglinge schauen lüstern,
Raunende Dirnen, laut und leis’,
Horch, wie sie stehen und flüstern!
Verschiedene: Die zehnte Muse. Otto Elsner, Berlin 1904, Seite 145. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_zehnte_Muse_(Maximilian_Bern).djvu/151&oldid=- (Version vom 31.7.2018)