die Anzeige. Der Amtmann ließ das Annele einsperren, konnte aber doch nichts Rechtes aus ihr heraus oder auf sie bringen, und erdachte deßhalb eine List. Als er sie wieder vorführen ließ, sah er sie geringschätzig an (sonst hatte man vor den Hexen Respekt), und sagte zu ihr: „er werde sie wieder fortschicken, sie könne nichts und sei keine rechte Hexe.“ Das schien dem Annele an seine Ehre gegriffen; daher faltete sie voll Verdruß ihren Schurz zusammen und machte ein Häslein mit langen Ohren, das aber alsbald wieder verschwunden war. Da bekreuzten sich Alle, und der Amtmann war nun seiner Sache gewiß. Er ließ also das Annele verbrennen, welches sich auch ganz geduldig an den Pfahl binden ließ. Jedes Kind kann Einem noch heut zu Tage das Hexenmättlein, als den Ort zeigen, wo sie das arme Annele verbrannt haben.
Bei einem Einfalle in Deutschland kamen die Hunnen bis zu dem Dorfe Schlatt, einige Stunden von Freiburg, zerstörten das Frauenkloster bei dem Heilbrunnen und den größten Theil des Ortes. Zwischen demselben und dem Rhein trafen sie aber auf das Heer der Deutschen und erlitten eine völlige Niederlage. Ihr Fürst fiel in der Schlacht, wurde von ihnen in einen silbernen Sarg, den zwei andere umgaben, mit seinen Schätzen gelegt und mit einem lebensgroßen goldenen Götzenkalb in dem Heidenbuck begraben. Aus dem Schlachtfelde läßt sich noch in manchen Nächten Kampfgeschrei und Waffengetöse unsichtbarer Streiter hören.
Heinrich Schreiber: Die Volkssagen der Stadt Freiburg im Breisgau. Franz Xaver Wrangler, Freiburg 1867, Seite 64. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Volkssagen_der_Stadt_Freiburg_im_Breisgau.djvu/70&oldid=- (Version vom 31.7.2018)