Bei der Verbrennung Kirchhofens durch die Schweden wurde auch das Frauenkloster neben der Kirche angezündet. Zwei Nonnen flüchteten sich unter das Dach des Kirchthurms, aber bald stand dieser ebenfalls in Flammen. Da riefen sie Maria um Hilfe an und gelobten ihr, wenn sie gerettet würden, die Gebeine ihrer vielen erschlagenen Mitbürger in einer Kapelle auf dem Gottesacker aufzusetzen. Sogleich erblickten sie auf dem Kirchhofe mitten unter den Feinden, die heilige Jungfrau, die ihre Schürze ausgebreitet hatte und ihnen winkte hineinzuspringen. Voll Zuversicht thaten sie es, eine nach der andern; sie blieben unversehrt und ungesehen und entkamen glücklich aus dem Dorfe. Erst nach sieben Jahren konnten sie dahin zurückkehren, wo sie auf dem Gottesacker die neugebaute Michelskapelle fanden. Ohne Säumen ließen sie nun die Gebeine der dreihundert Erschlagenen ausgraben und setzten sie in der Kapelle so schön auf, daß Jung und Alt sich daran erbaute.
(Ausführlich im Jahrgang 1839 des Taschenbuches für Geschichte und Alterthum in Süddeutschland von Dr. H. Schreiber. S. 343. ff.).
Als der heil. Ulrich mit seinen Mitbrüdern das Klösterchen oberhalb Bollschweil baute, schlich sich Mitternachts der Teufel mit einem gewaltigen Felsen herbei, um dasselbe zu zerschmettern. Sie beteten jedoch so eifrig, daß der Böse, unfähig sein Vorhaben auszuführen, den Felsen ganz sanft in den Klostergarten niederlegte und sich eiligst davonmachte. Am folgenden Morgen war Jedermann erstaunt, an dieser
Heinrich Schreiber: Die Volkssagen der Stadt Freiburg im Breisgau. Franz Xaver Wrangler, Freiburg 1867, Seite 65. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Volkssagen_der_Stadt_Freiburg_im_Breisgau.djvu/71&oldid=- (Version vom 30.7.2017)