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Seite:Die Sekundär-Eisenbahnen des Königreichs Sachsen.pdf/13

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Walter Ledig, Ferdinand Ulbricht: Die Sekundär-Eisenbahnen des Königreichs Sachsen

Hauptsache handelte es sich bei diesem ersten praktischen Versuche nur um eine Ermässigung der Fahrgeschwindigkeit, und zwar wurde diese zunächst für alle fünf Linien gleichmässig auf 15 km pro Stunde festgesetzt.[1]

Im übrigen beschränkten sich die Reduktionen des Betriebes auf die Einschränkung des Personalbestandes, auf Vereinfachung des Signaldienstes (Beseitigung der Glockensignalisirung, Einziehung der optischen Signale), Beseitigung der Barrièren an den Niveauübergängen und den Wegfall der ersten Wagenklasse in den Sekundärbahnzügen. Die Konzessionen, welche die Bahnordnung rücksichtlich der baulichen Anlage enthält, waren selbstredend für diese Linien, die sämmtlich als Primärbahnen ausgebaut waren, in der Hauptsache gegenstandslos. Ebenso konnten auch diejenigen Vereinfachungen, die bei den späteren Sächsischen Sekundärbahnen in Ansehung der Billet- und Gepäckabfertigung durchgeführt worden sind, im vorliegenden Falle noch keine Anwendung finden, da die zur Verwendung kommenden Hauptbahnwagen die Interkommunikation während der Fahrt nicht gestatteten.

Zu diesen Bahnen auf denen der sekundäre Betrieb am 15. Oktober 1878 eingeführt wurde kam im Laufe der Zeit noch eine grössere Anzahl Nebenlinien hinzu, die in ihrer Mehrzahl gleichfalls als Primärbahnen ausgebaut waren und erst später auf Grund analoger Gesichtspunkte zu Sekundärbahnen im Sinne der Bahnordnung für Deutsche Eisenbahnen untergeordneter Bedeutung erklärt wurden. Es sind dies folgende:

Länge
km
Werdau - Weida - Mehltheuer 67,66
Herlasgrün-Falkenstein 22,10
Grossbothen-Wurzen 25,22
Stollberg-St. Egidien 19,46
Plagwitz-Gaschwitz 9,79
Hählteich-Wüstenbrand 13,06
Jägersgrün-Adorf 32,41
Zwota-Klingenthal 8,04
Rosswein-Hainichen 19,92
Weipert-Annaberg 19,05
Reitzenhain-Pockau 30,23
Bienenmühle-Moldau 13,27
Riesa-Nossen 33,53
Zeithain-Elsterwerda 21,65
Neustadt-Dürrröhrsdorf 16,06
Deubner Kohlenbahn bei Potschappel 0,57
Hänichener Kohle" 12,48
Rippiener Kohlen" 1,00
Windberg-Kohlen" 1,06
Segen-Gottesschacht-Kohlenbahn 0,83
Carolaschacht-Kohlenbahn 0,93
Staatskohlenbahn bei Oelsnitz b/L. 2,03
Staatskohlenbahnen bei Lugau 0,78
Privatkohlenbahnen bei Oelsnitz b/L. und bei Lugau 11,61
Altenburg-Zeitzer Bahn
mit den anschliessenden
Privatkohlenbahnen
40,91
und endlich
Gaschwitz-Meuselwitzer
Bahn mit den anschliessenden
Privatkohlenbahnen
29,27

Alle diese Linien[2], welche in Gemeinschaft mit den oben erwähnten fünf Strecken eine Gesammtlänge von 499,49 km ergeben, können aus den im Eingange dieses Abschnittes angegebenen Gründen nicht als Sekundärbahnen im eigentlichen Sinne angesehen werden. Es wird deshalb von ihnen da die vorliegenden Abhandlungen nur den Zweck haben, die als Sekundärbahnen gebauten und als solche betriebenen Eisenbahnen des Königreichs Sachsen in ihren Abweichungen von den gewohnten Bau- und Betriebsverhältnissen zu schildern hier nicht weiter die Rede sein.


Als eigentliche Sekundärbahnen, also als Bahnen, die als Sekundärlinien gebaut sind und nach der Bahnordnung für Deutsche Eisenbahnen untergeordneter Bedeutung betrieben werden, kommen in Sachsen zur Zeit folgende Linien in Betracht:

Bezeichnung
der Linie
Länge km Eröffnungszeit Eröffnete
Theilstrecke
Bauzeit in
Monaten
a) mit normaler Spurweite
(1,435 m)
1. Pirna-Berggriesshübel 14,92 19. Juli 1880 14
2. Johanngeorgenstadt-Schwarzenberg 17,33 20. Sept. 1883 30
b) mit schmaler Spurweite
(0,750 m)
3. Wilkau-Saupersdorf 10,05 17. Okt. 1881 Wilkan-Kirchberg 30
1. Nov. 1882 Kirchberg-Saupersdorf
4. Hainsberg-Kipsdorf 25,74 1. Nov. 1882 Hainsberg-Schmiedeberg 26
3. Sept.1883 Schmiedeberg-Kipsdorf
5. Oschatz-Döbeln 30,92 15. Sept. 1884 Mügeln-Grossbauchlitz 21
1. Nov. 1884 Grossbauchlitz-Döbeln
7. Jan. 1885 Mügeln-Oschatz
6. Radebeul-Radeberg 16,55) 16. Sept. 1884 14
7. Klotzsche-Königsbrück 19,49 17. Okt. 1884 16
8. Zittau-Markersdorf 13,72 11. Nov.. 1884 16

Ausserdem sind gegenwärtig innerhalb des Sächsischen Bahnbereiches noch folgende Sekundärbahnen im Bau begriffen:

Geithain-Leipzig (normalspurig) 42,4 km lang
Schönberg-Schleiz (norma"spurig) 15,2 k"m l"
Meuselwitz-Ronneburg (norma"spurig) 25,0 k"m l"
          sowie
Mosel-Ortmannsdorf (schmalspurig)[3] 13,9 k"m l"
Wilischthal-Ehrenfriedersdorf
mit Herold-Thum
(schma"spurig) 16,0 k"m l"
          und
Potschappel-Wilsdruff (schma"spurig) 10,9 k"m l"

Von den im Betriebe befindlichen Linien sind die unter 1 bis 4 und 6 bis 8 aufgeführten Sackbahnen, während die unter 5 genannte schmalspurige Linie Oschatz-Döbeln die beiden Hauptbahnlinien Leipzig-Riesa-Dresden und Leipzig-Döbeln-Dresden mit einander verbindet.

Die im Betrieb befindlichen Schmalspurbahnen Sachsens repräsentiren zur Zeit eine Gesammtlänge von 116,47 km, während das normal ausgebaute Eisenbahnnetz (einschliesslich der normalspurigen Sekundärbahnen) eine Länge von 2203,86 km umfasst.

Sämmtliche Schmalspurbahnen schliessen sich, ebenso wie die beiden normalspurigen Sekundärbahnen Pirna-Berggiesshübel und Johanngeorgenstadt - Schwarzenberg, soweit als möglich

dem Laufe öffentlicher Strassen an, indem sie theils auf diesen

Anmerkungen

  1. Es stellte sich nämlich heraus, dass eine nennenswerthe Ersparniss an Betriebskosten nur durch eine möglichst weitgehende Beseitigung der Bahnbewachung zu erzielen sein werde und diese war wie schon erwähnt von Annahme der in der Bahnordnung angegebenen Minimalgeschwindigkeit abhängig. Später hat allerdings auf einigen dieser Linien wieder eine mässige Erhöhung der Fahrgeschwindigkeit stattgefunden.
  2. Die Linien Weida - Mehltheuer, Stollberg - St. Egidien, Plagwitz - Gaschwitz, Bienenmühle - Moldau sowie die Staats- und Privat-Kohlenbahnen bei Oelsnitz b/L. sind in gewissen Beziehungen allerdings sekundärbahnmässig ausgebaut worden. Da indess ihr Betrieb von demjenigen der übrigen hier genannten Bahnlinien und somit auch von demjenigen der Hauptbahnen im wesentlichen nicht abweicht, so können sie als Sekundärbahnen im eigentlichen Sinne nicht in Betracht kommen.
  3. Diese Linie ist inzwischen am 1. November 1885 dem Betriebe übergeben worden. Die vorliegenden Darstellungen nehmen auf dieselbe keine Rücksicht, weil es zur Zeit sowohl in baulicher als auch in betrieblicher Beziehung noch an den erforderlichen Unterlagen gebricht.


Empfohlene Zitierweise:
Walter Ledig, Ferdinand Ulbricht: Die Sekundär-Eisenbahnen des Königreichs Sachsen. Druck von H. S. Hermann, Berlin 1886, Seite 4. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Sekund%C3%A4r-Eisenbahnen_des_K%C3%B6nigreichs_Sachsen.pdf/13&oldid=- (Version vom 27.2.2025)