verschiedene: Die Gartenlaube (1857) | |
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der Frieden möglich ist, sondern nur darauf gesehen, daß der Krieg unmöglich werde. Aus dieser höchst einseitigen Orthodoxie entsprang die Verbindung der Manchester-Partei mit der total entsittlichten und blos von Herrschergelüsten belebten Tory-Partei zum Sturz des Ministeriums; und in diesem schlimmsten Streich der Freihandels-Orthodoxie hat sie sich die Niederlage wohlverdient zugezogen. So sehen wir denn den augenblicklichen Sturz einer Partei, wo sie aus bloßer leerer Consequenzmacherei einen unverzeihlichen Fehler beging. Wir bedauern diesen Sturz nicht, sondern finden ihn gerechtfertigt. Keineswegs aber halten wir die Principien der Partei selbst für gestürzt, und sind vielmehr der Ansicht, daß sie, auf das richtige Maß zurückgeführt, ihres Sieges nicht nur in England, sondern auch in der ganzen Welt sicher sind.“
Wer sich unwohl oder krank fühlt, soll gleich beim Beginne seines Unwohl- oder Krankseins Etwas thun, d. h. er soll sofort eine zweckmäßige diätetische Behandlung seines Körpers und vorzugsweise des erkrankten Theiles einschlagen. Dies ist’s, was der unwissende Laie und Heilkünstler „Nichtsthun“ nennt und was der Verf. in Nr. 11 der Gartenlaube (Jahrg. 1857) dem Leser angerathen und annehmbar zu machen gesucht hat. Besprechen wir jetzt, in welcher Weise sich an und in unserm Körper das Kranksein in Folge von Veränderungen der verschiedenen Apparate und Organe für den Laien zu erkennen gibt und wie demselben von Seiten des Laien richtig zu begegnen ist.
Unser Körper ist aus einer bestimmten Anzahl von Apparaten zusammengesetzt, von denen ein jeder wieder aus verschiedenen Theilen (Organen) besteht und sein genau bestimmtes, dem Ganzen zugutekommendes Geschäft hat. Diese Apparate stehen durch Nerven (wie die Telegraphen-Stationen durch elektro-magnetische Drähte) unter einander im Zusammenhange und können deshalb auf einander Einfluß ausüben. Eine Störung in einem dieser Apparate zieht natürlich zunächst eine Abänderung im Geschäfte (in der Thätigkeit) des erkrankten Theiles nach sich, ruft aber nicht selten auch in andern Apparaten mehr oder weniger auffällige Krankheitserscheinungen hervor. Es ist oft sehr schwierig zu ergründen, welcher von mehreren erkrankten Theilen der zuerst erkrankte ist und nachträglich die andern in Mitleidenschaft zog. So trägt von manchen Lungenleiden das erkrankte Herz die Schuld und umgekehrt können Lungenleiden dem Herzen schaden. Leber- und Milzaffectionen sind in der Mehrzahl der Fälle erst Folgen anderer Erkrankungen, und wo der Magen in schlechtem Zustande ist, da liegt dies sehr oft in einem Kranksein der Leber, der Lunge oder des Herzens. Die Modekrankheit, „Hämorrhoiden“ genannt, ist nur eine Krankheitserscheinung, keine eigentliche Krankheit, und kann ebenso von einem Darm-, Unterleibs- Gefäß- und Leberleiden, wie von einem Lungen- oder Herzübel abhängig sein; u. s. f. Aus diesen wenigen Beispielen möge der Leser zugleich mit lernen, wie verkehrt oft ein Arzt handeln würde, wenn er ohne genaue Untersuchung des ganzen Organismus eines Kranken sofort gegen die Störung eines einzelnen Apparates loscurirte oder gar nur die hervortretendsten Krankheitserscheinungen berücksichtigte, wie die Nicht- und Nichts-Aerzte, „Homöopathen“ benannt, thun. Daß Heilkünstler, welche Kranke, ohne sie untersucht zu haben, nur brieflich behandeln, stets für unwissende Quacksalber oder geldmachende Charlatane anzusehen sind, diesen Ausspruch können nur abergläubische Dummköpfe für unwahr halten.
Um zu leben, muß der Stoffwechsel oder die Ernährung (s. Gartenl. Jahrg. 1853. Nr. 39. u. Jahrg. 1854. Nr. 9.) d. i. der ununterbrochene Wechsel der Materien unseres Körpers (das stete Verjüngen und Absterben oder Mausern der Körpersubstanzen) im Gange sein; mit dem Aufhören des Stoffwechsels tritt der Tod ein. Um gesund zu leben, muß der Stoffwechsel im richtigen Gange sein, Unordnung und Störungen desselben bedingen Krankheiten, die man auch organische Fehler nennt, wenn der Stoffwechsel dabei gar nicht wieder in die natürliche Ordnung kommt. Glücklicher Weise ziehen nun aber in den allermeisten Fällen Störungen des Stoffwechsels solche Folgen nach sich, durch welche jene Störungen wieder ausgeglichen werden, und deshalb schwinden auch die allermeisten Krankheiten ebenso ohne Arzt und Arznei, wie bei den allerverschiedenartigsten Behandlungsweisen. Durch ein richtiges diätetisches Verhalten kann der Kranke diese Naturheilung ganz bedeutend unterstützen. Wer dies nun weiß, den muß die erbärmliche Renommage solcher Aerzte, die sich rühmen, schwere innere Krankheiten durch einen arzneilichen, homöopatischen, sympathetischen oder andern Hokuspokus geheilt zu haben, recht anekeln.
Dem Stoffwechsel oder der Ernährung, welche übrigens nur bei der gehörigen Durchwärmung (Eigenwärme) unseres Körpers (s. Gartenl. 1854. Nr. 33.) gut vor sich geht, dient zunächst das Blut, welches deshalb auch mit Recht als Quelle des Lebens anzusehen ist (s. Gartenl. Jahrg. 1853, Nr. 45, 48 u. 49., Jahrg. 1856. Nr. 3.). Von der richtigen Menge und Beschaffenheit desselben, sowie vom ordentlichen Blutlauf durch unsern Körper muß sonach hauptsächlich unser Leben und unsere Gesundheit abhängig sein (s. Gartenl. 1854. Nr. 9.). Zur Blutbildung sind aber neben der gehörigen Menge Wassers passende Nahrungsstoffe (s. Gartenl. Jahrg. 1853. Nr. 32 u. 39., Jahrg. 1856. Nr. 3.), sowie eine richtige Verdauung derselben (s. Gartenl. 1853. Nr. 22.), sodann auch noch eine gute Luft (Lebensluft) bei normalem Athmungsprocesse (s. Gartenl. 1853. Nr. 16. u. 17.) durchaus unentbehrlich. – Da nun das Blut, während es durch alle Theile unseres Körpers hindurchfließt, nicht blos frisches, gutes, aus Nahrungsstoffen mit Hülfe des Sauerstoffs der eingeathmeten atmosphärischen Luft gebildetes Material zum Neubau unserer Körperbestandtheile absetzt, sondern auch die alten abgenutzten, untauglichen Partikelchen derselben wieder in sich aufnimmt, so würde es bald mit solchen alten unnützen Bestandtheilen überfüllt und zur Erhaltung des Stoffwechsels untauglich sein, wenn jene schlechten Stoffe nicht an bestimmten Stellen, wie in der Lunge, der Leber, den Nieren und der Haut, aus dem Blute und überhaupt aus dem Körper herausgeworfen würden. Und darum ist diese Blutreinigung ein Haupterforderniß zur Erhaltung der richtigen Blutbeschaffenheit. – Aber auch im ordentlichen Flusse durch den Körper muß sich das Blut befinden, wenn es den Stoffwechsel gehörig unterhalten will, und sonach ist der Blut-Kreislauf durch naturgemäße Behandlung der darauf Einfluß ausübenden Organe und Processe (wie des Herzens, der Blutgefäße, des Athmens und der Muskelbewegungen) stets im richtigen Gange zu erhalten. – Zur Erzeugung der hinreichenden Wärme innerhalb unseres Körpers (Eigenwärme) ist natürlich für die gehörige Menge Heizungsmaterials und, damit dieses auch ordentlich verbrannt werde, für den gehörigen Zug und Sauerstoff Sorge zu tragen (s. Gartenl. 1854. Nr. 33.). – Sollen sich dann schließlich die Bestandtheile unseres Körpers mit Hülfe des Blutes bei gehöriger Durchfeuchtung und Durchwärmung richtig ernähren, was stets und überall von der Erzeugung von Bläschen (Zellen) in dem vom Blute abgesetzten Bildungsmateriale abhängt, so ist ein zweckmäßiger Wechsel von Thätigsein und Ruhen der Organe und Gewebe unseres Körpers unentbehrlich. Denn beim Thätigsein werden Gewebstheilchen abgenutzt und während des Ruhens kommt dafür ein Ersatz (die Neubildung) zu Stande.
Außer diesen in Kürze besprochenen, den Stoffwechsel (das Leben) unterhaltenden, sogen. „vegetativen“ Processen, gehen nun aber innerhalb unseres Körpers auch noch solche Processe vor sich, durch welche der Mensch eigentlich erst zum Menschen wird, indem sie ihm Empfindung, Bewußtsein, Verstand und willkürliche Bewegung verleihen. Man nennt sie „animale“ Processe und die ihnen dienenden Organe sind: das Nervensystem mit den Sinnesorganen, dem Stimmorgan und dem Muskelsystem. Ueber allen diesen Apparaten steht aber das Gehirn als das Hauptorgan jeder animalen Thätigkeit. Es versteht sich übrigens von selbst, daß die genannten animalen Organe sofort krank und in ihrem Thätigsein gestört werden, sobald die Ernährung (der Stoffwechsel) ihrer Bestandtheile leidet. Sonach muß der Mensch, wenn er die animalen Processe innerhalb seines Körpers in Ordnung halten und vom Kranksein befreien will, vor allen Dingen die vegetativen Processe in demselben richtig zu unterhalten verstehen. So ist z. B. das Denken eine dem Gehirn zukommende, größtentheils anerzogene, animale Thätigkeit, die nur dann richtig vor sich gehen kann, wenn zuvörderst die Substanz des
verschiedene: Die Gartenlaube (1857). Ernst Keil’s Nachfolger, Leipzig 1857, Seite 223. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Gartenlaube_(1857)_223.jpg&oldid=- (Version vom 1.1.2023)