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Seite:Die Dresdener Gemälde-Galerie (Mosen).pdf/197

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Große Kunstästhetiker halten die Landschaftsmalerei für die Blume des christlichen Kunstgemüthes; sie wissen nicht, was sie wollen. Die Seele der romanisch-italienischen Natur jedoch hat Claude Gelée, genannt Lorrain, die hohe nordische Natur Everdingen, die holländische Jacob Ruisdael in der Kunst zur Darstellung gebracht.

Claude Gelée, Lorrain[1],

welcher von 1600 bis 1682 lebte.

Wer je in Italien einen Sonnenmorgen auf dem Wege durch das Thal von Fuligno nach Perugia, oder auf einem Ausfluge von Tivoli aus zur blandusischen Quelle, die Thäler des Teverone hinauf, erlebt hat, oder sich eines Augustabends an der Küste von Sicilien erinnern kann, der kennt auch Claude Gelée; denn in seinen Landschaften hat die Seele der italienischen Landschaften ihren bestimmtesten Ausdruck gefunden. Ihr Auge blickt uns daraus tief und klar mit sonnigem Blicke an. Wunderbare Harmonie bei der größten Bestimmtheit des Einzelnen herrscht in ihnen mit classischer Ruhe. Sie sind nur mit sich selbst, mit den schönsten italienischen Gegenden zu vergleichen. Der Zauber ihrer Beleuchtung ist unwiderstehlich. Das Wasser, „dieses Auge der Landschaft“


  1. Seine Bilder befinden sich gleich bei dem Eingange in die Galerie an der Wand links, in der französischen Schule. S. oben bei seinem Namen.
Empfohlene Zitierweise:
Julius Mosen: Die Dresdener Gemälde-Galerie. Arnoldische Buchhandlung, Dresden und Leipzig 1844, Seite 187. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Dresdener_Gem%C3%A4lde-Galerie_(Mosen).pdf/197&oldid=- (Version vom 31.7.2018)