Psank als Rebellen und verlangte Auslieferung der Waffen. Darauf wurden aus einigen Dörfern Frauen geraubt. Ein großer Teil der Armenier, ca. 4000 Personen, wurde von Stepan Wartabed nach dem Kloster Mardin-Arakeloz (auf dem Berge Marat) gebracht, wo sie sich verschanzten und von den Kurden umzingelt wurden. Am 20. Mai kam es zu einem blutigen Kampf zwischen Belagerern und Belagerten. Anderthalb Monate konnten diese, trotz ihrer lächerlich geringen Kampfmittel, sich behaupten, bis ihnen das Wasser abgeschnitten wurde. Sie schickten nach Sassun um Hilfe, aber die Hilfe blieb aus, und so versuchten sie durchzubrechen. Dabei kamen 2000 um; der Rest, mit dem Wartabed an der Spitze schlug sich durch.
Bisher war das eigentliche Sassun noch immer von Angriffen verschont geblieben. Die Sassuner zeigten sich streng loyal, und auch die Regierung trug Bedenken, gegen sie vorzugehen. Sie hatten viele der von der russischen Front geflohenen Kurdenfamilien freundlich bei sich aufgenommen, ihnen Kleidung und Nahrung gegeben und sie nach kurdischen Ortschaften weiterbefördert. Die Sassuner dachten nicht an Aufstand, sie hatten keine Waffen und auch nicht hinreichend Lebensmittel. Die Regierung aber fürchtete sie und ging sehr vorsichtig zu Werke. Erst als sie die Armenier in den Dörfern Zronk, Goms, Awsud, Muscheghaschen u. a. und in den Bezirken Chiank, Kulp, Psank und Zowasar z. T. vernichtet und z. T. vertrieben hatte, begann sie gegen Sassun vorzugehen. Der kurdische Agha von Chiank, der Müdir Kör-Slo schickte Gendarmen nach Dalworik, um die Auslieferung der Waffen zu fordern. Die Einwohner erklärten, daß sie der Zusicherung der Regierung, daß sie nach Ablieferung der Waffen das Volk in Ruhe lassen würde, keinen Glauben schenkten, nachdem alle Dörfer, die ihre Waffen übergeben hatten, vernichtet worden seien. So kehrten die Gendarmen unverrichteter Dinge zu dem Müdir zurück. Kör-Slo versuchte es noch zweimal, die Armenier zu überlisten. Als auch das nicht half, nahm
Johannes Lepsius: Der Todesgang des armenischen Volkes. Tempelverlag, Potsdam 1919, Seite 120. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Der_Todesgang_des_armenischen_Volkes.pdf/155&oldid=- (Version vom 31.7.2018)