armenischer Bevölkerung (so die Dörfer Silivan, Bescherik, Miafarkin usw.) zu entwaffnen, die Armenier zu mißhandein, zu töten und zu vertreiben. Sie bewerkstelligten das so geschickt, daß die Kunde ihrer Untaten nicht bis zu den armenischen Zentren drang. Erst Anfang März begann die Regierung auch gegen die letzteren vorzugehen. Sie schickten Leute in den Bezirk von Zowasar, die in dem Dorfe Aghri die sofortige Auslieferung der Waffen forderten. Die Bauern bestritten, Waffen zu besitzen, und 50 von ihnen wurden getötet. In gleicher Weise ging dann die Regierung in den Bezirken Chiank und Kulp[1] vor. Die türkischen Beamten begaben sich mit vielen Kurden und Gendarmen dorthin und verlangten die Waffen. Die Bauern dieser Bezirke wandten ein, sie wären keine Rebellen, sondern der Regierung treu ergeben und besäßen keine Waffen. Als die Türken sie niederzumachen drohten, floh die armenische Jugend und versammelte sich in den Dörfern von Chiank: Ischchenzor, Ardchonk und Sewit. Darauf stürzten sich die Gendarmen und die Kurden auf die Dörfer und forderten außer den Waffen die Auslieferung der Flüchtlinge. Schließlich wurden die Frauen vergewaltigt und 3000 Männer als Hamalar Taburi (Armierungssoldaten) weggeführt. Diese wurden nach der Stadt Lidscheh gebracht, von dort weiter transportiert und zwischen Charput und Palu getötet. Nur 3 Personen konnten der Metzelei entgehen und in Dalvorik ihre Erlebnisse erzählen. Auf diese Kunde hin, verließen alle Armenier Chiank und Kulp und flüchteten nach Sassun.
Ähnlich ging es in dem Bezirk von Psank zu. Die Kurden von Scheko, Beder, Bosek, Modkan, Djallal und Gendjo griffen in Begleitung des Kaimakams die Armenier von Psank an.
Mitte Mai erklärte die Regierung die Armenier von
- ↑ Diese zwei Bezirke, obgleich dem Sandschak Gendj angegliedert, gehören geographisch zu Sassun.
Johannes Lepsius: Der Todesgang des armenischen Volkes. Tempelverlag, Potsdam 1919, Seite 119. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Der_Todesgang_des_armenischen_Volkes.pdf/154&oldid=- (Version vom 31.7.2018)