Frauen und Mädchen wurden gezwungen, zum Islam überzutreten. An das Diadin-Gebiet schließt sich, durch die Owadjik-Kette getrennt, die Abagha-Ebene an, die sich zwischen der persischen Grenze und dem Nordostzipfel des Wansees südwärts auf Wan zu erstreckt. Auch hier wurden in den armenischen Dörfern Akbak, Khatschan, Tschibukli, Gahimak, Khan, Akhorik, Hassan-Tamra, Arsarik und Raschwa von den irregulären Milizen armenische und zum Teil auch syrische Christen bei der Plünderung in großer Zahl erschlagen. Man rechnet 2060 Armenier und 300 Syrer, die getötet wurden.
In der Ebene von Alaschkert waren es die drei Hamidieh-Kurden-Scheichs Musabeg, Abdul-Medschid und Chalid-Bey, die samt der örtlichen muhammedanischen Bevölkerung die Plünderungen und Massakers veranstalteten. Die Abaghadörfer wurden auf Befehl des Kaimakams von Seraj verwüstet. Die Gendarmen aus Temran plünderten die Dörfer Alur, Cholenz, Achmek. Die Gendarmen aus Paghes und das Bataillon des Tscherkess-Agha verwüsteten Gardjdan, Pegahu, Nanegans, Entsak und Eschekiß. Der Gendarm Omer-Agha überfiel das Dorf Mechkert in der Nähe von Wan und tötete 20 Frauen und Mädchen. Die Dörfer von Melaskert, nördlich des Wansees, wurden von der Bande des Ptschare-Ptschato, einem Haufen von 600 Banditen, überfallen und verwüstet.
Die Folge dieser systematischen Plünderungen und Massakers in den christlichen Dörfern war eine Massenflucht der Christen über die russische Grenze. Schon in dieser Zeit sammelten sich im Araxestal über 60 000 Flüchtlinge, meist Frauen und Kinder, an. Über Igdir, nordwestlich des Ararat, kamen 30 000, durch Kars gegen 5000, über Ardahan-Ardanusch kamen 7000 und über Djulfa (an der persischen Grenze) 20 000 Flüchtlinge in das Araxesgebiet.
Ähnliches ereignete sich in den persischen Grenzgebieten des Wilajets Wan, worauf wir noch zurückkommen werden.
Johannes Lepsius: Der Todesgang des armenischen Volkes. Tempelverlag, Potsdam 1919, Seite 79. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Der_Todesgang_des_armenischen_Volkes.pdf/114&oldid=- (Version vom 31.7.2018)