Verpflichtungen abzutun und wieder in die Küche zu laufen.
Die gewöhnlichen Beschäftigungen und Spiele werden vergessen.
Die Kätzchen verdunkeln durch ihr Erscheinen auf der Welt alles und treten auf wie eine lebendige Tagesneuigkeit und ein Ereignis. Wenn man Wanja oder Nina für jedes Kätzchen einen Zentner Bonbons oder tausend Groschenstücke geboten hätte, so hätten sie diesen Tausch ohne jedes Schwanken abgelehnt. Bis zum Mittag sitzen sie, ungeachtet der energischen Proteste von Köchin und Wärterin, in der Küche vor der Kiste und machen sich mit den kleinen Kätzchen zu schaffen. Ihre Gesichter sind ernst, wichtig und sorgenvoll. Sie beunruhigt nicht nur die Gegenwart, sondern auch die Zukunft der Kätzchen. Schließlich entscheiden sie, ein Junges soll zu Hause bei der alten Katze bleiben, um seine Mutter zu trösten, das zweite soll in die Sommerwohnung hinauskommen, und das dritte soll im Keller wohnen, wo es so viele Ratten gibt.
„Aber warum sehen sie nicht?“ wundert sich Nina, „ihre Augen sind ja blind, wie bei den Bettlern.“
Auch Wanja beunruhigt dieser Umstand. Er unternimmt es, einem Kätzchen die Augen zu öffnen, schnauft und pustet lange, aber seine Operation bleibt erfolglos. Nicht wenig beunruhigend ist auch, daß die Kätzchen sich hartnäckig weigern, das angebotene Fleisch und die Milch zu nehmen… Alles, was man vor ihre Schnäuzchen hinlegt, wird von der grauen Mama aufgefressen.
„Hör’ doch, wollen wir den Kätzchen Häuser bauen,“ schlägt Wanja vor, „sie müssen jedes ein eigenes Haus haben, und die Katze muß zu ihnen zu Besuch kommen.“
Anton Pawlowitsch Tschechow: Von Frauen und Kindern. Musarion, München 1920, Seite 126. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Von_Frauen_und_Kindern_(Tschechow).djvu/126&oldid=- (Version vom 31.7.2018)