In den Ecken der Küche werden alte Hutkartons aufgestellt und die Kätzchen dort einquartiert. Aber diese Auflösung der Familie erweist sich als verfrüht: Die Katze geht, immer mit dem sentimentalen und wehmütigen Gesichtsausdruck, von einer Schachtel zur anderen und trägt ihre Kinder wieder an die Stelle zurück.
„Die Katze ist ihre Mutter,“ bemerkt Wanja, „aber wer ist ihr Vater?“
„Ja, wer ist ihr Vater?“ wiederholt Nina.
„Ohne einen Vater können sie nicht bleiben.“
Wanja und Nina beraten lange, wer der Vater der Kätzchen sein soll, und schließlich fällt ihre Wahl auf ein großes, dunkelrotes Pferd mit ausgerissenem Schweif, das in der Kammer unter der Treppe samt anderen Spielzeugüberresten sein Dasein fristet. Es wird aus der Kammer gezogen und neben der Kiste aufgestellt.
„Hörst du!“ wird ihm befohlen, „hier bleibst du stehen und paßt auf, daß sie artig sind.“
Alles geschieht in der ernstesten Weise und mit dem Ausdruck der größten Besorgnis. Außer der Kiste mit den Katzenjungen wollen Wanja und Nina keine andere Welt mehr kennen. Ihre Freude weiß keine Grenzen. Aber auch schwere, qualvolle Augenblicke müssen durchlebt werden.
Kurz vor Mittag sitzt Wanja im Kabinett des Vaters und sieht aufmerksam auf den Tisch. Neben der Lampe, auf dem Stempelpapier, krabbelt ein Kätzchen. Wanja beobachtet seine Bewegungen und stößt es bald mit der Bleifeder, bald mit einem Zündhölzchen… Plötzlich, wie aus dem Boden gewachsen, steht neben dem Tisch der Vater.
„Was ist denn das?“ hört Wanja seine erzürnte Stimme.
Anton Pawlowitsch Tschechow: Von Frauen und Kindern. Musarion, München 1920, Seite 127. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Von_Frauen_und_Kindern_(Tschechow).djvu/127&oldid=- (Version vom 31.7.2018)