Er reiste übrigens bald nach Hause zurück und schien ganz vortrefflicher Laune. – So freundlich hatte man ihn noch nie gesehen. – –
„Es geht ihm aber auch gut, – erst gestern hat er sich wieder eine „Realität“ gekauft, – es ist jetzt die 13.,“ – erzählte beim Beamtentische im Kasino der Herr Oberkontrollor vom Grundbuchsamt. – „Sie kennen’s ja: das Eckhaus ‚zur angezweifelten Jungfrau‘ schräg vis-à-vis von den ‚drei eisernen Trotteln‘, wo jetzt die städtische Befundhauptkommission für die Inundations-Bezirkswasserbeschau drin ist.“ –
„Der Mann wird sich noch verspekulieren und so,“ meinte da der Herr Baurat, – „wissen Sie, um was er jetzt wieder angesucht hat, meine Herren?: – Drei von seinen Häusern will er einreißen lassen, das in der Perlgasse, – das vierte rechts neben dem Pulverturm und das Numero conscriptionis 47184/II. – Die neuen Baupläne sind schon bewilligt!“ –
Alles sperrte den Mund auf. – –
Durch die Straßen jagte der Herbstwind, – die Natur atmet tief auf, ehe sie schlafen geht. –
Der Himmel ist so blau und kalt, und die Wolken so backig und stimmungsvoll, als hätte sie der liebe Gott eigens vom Meister Wilhelm Schulz malen lassen. –
O, wie wäre die Stadt so schön und rein, wenn der ekelhafte Amerikaner mit seiner Zerstörungswut nicht die klare Luft mit dem feinen Mauerstaub so vergiftet hätte, – – daß aber auch so etwas bewilligt wird! –
Drei Häuser einreißen, na gut, – aber alle dreizehn gleichzeitig, da hört sich denn doch alles auf. –
Jeder Mensch muß ja schon husten, und wie weh das tut, wenn einem das verdammte Ziegelpulver in die Augen kommt. – –
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„Das wird ein schön verrücktes Zeug werden, was
Gustav Meyrink: Orchideen. München o. J., Seite. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Orchideen_Meyrink.djvu/072&oldid=- (Version vom 31.7.2018)