Die Schlüssel klirren, und ein Trupp Sträflinge betritt den Gefängnishof. – Es ist zwölf Uhr, und sie müssen im Kreise herumgehen, um Luft zu schöpfen, paarweise – einer hinter dem andern. –
Der Hof ist gepflastert, nur in der Mitte ein paar Flecken dunkles Gras, wie Grabhügel. – Vier dünne Bäume und eine Hecke aus traurigem Liguster. –
Ringsum alte gelbe Mauern mit kleinen, vergitterten Kerkerfenstern.
Die Sträflinge in ihren grauen Zuchthauskleidern, sie reden kaum und gehen immer im Kreise herum – einer hinter dem andern. – Fast alle sind krank. – Skorbut, geschwollene Gelenke. – Die Gesichter grau, wie Fensterkitt, die Augen erloschen. Mit freudlosem Herzen halten sie gleichen Schritt.
Der Aufseher mit Säbel und Mütze steht an der Hoftüre und starrt vor sich hin. –
Längs der Mauer ist nackte Erde. – Dort wächst nichts. – Das Leid sickert durch die gelben Wände.
„Lukawsky war eben beim Präsidenten,“ ruft ein Gefangener den Sträflingen durch sein Kerkerfenster halblaut zu. – Der Trupp marschiert weiter. – „Was
Gustav Meyrink: Orchideen. München o. J., Seite. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Orchideen_Meyrink.djvu/041&oldid=- (Version vom 31.7.2018)