Ich sah, wie Fontana hinter sich nach langem Bemühen die Hausthüre schloß, kehrte mich auf den Haken um, wie ein preußischer Gardelieutenant und schritt pfeifend durch die leeren Straßen. Plötzlich hörte ich zu pfeifen auf. Ich durfte ja die Aufmerksamkeit durch nichts auf mich lenken.
Ganz ruhig gieng ich nun weiter mit einem wiegenden, tänzelnden, fast zärtlichen Schritt.
Mitten auf dem Wege fiel mir ein, daß Ernst nicht mehr bei seiner Mutter, sondern ganz allein wohnte. Nicht einmal bei einer Quartierfrau, er besaß ein Zimmer und eine als Entrée eingerichtete Küche. Morgens um acht Uhr weckte ihn ein Lohndiener und brachte die Bude in Ordnung. Das wußte ich alles ganz genau. Gesehen hatte ich ihn jedoch seit dem letzten Auftritte nicht mehr.
Wie günstig, sagte ich ganz ruhig zu mir selbst, indem ich wieder umkehrte, bei einer Gaslaterne stehen blieb und in meinem blauplüschenen Notizbuch blätterte, um seine neue Adresse zu finden.
Nein, wirklich, er wohnte ganz in der Nähe, keine zehn Häuser weit.
Wie günstig, wiederholte ich.
Arnold Hagenauer: Muspilli. Leipzig 1900, Seite 118. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Muspilli_hagenauer.djvu/116&oldid=- (Version vom 31.7.2018)