die Ludwig, den Vielgeliebten, zum Grabe geleitet. Vorwärts – vorwärts – es hat Eile!
Die Nacht verdüstert sich, und Wind und Regen blasen die Fackeln aus. Es ist elf Uhr – man hat St. Denis erreicht. Ohne Leichenrede, ohne jegliche Ceremonie wird der Sarg hinunter gestoßen in die Gruft – es ist vorüber.
Und ganz Frankreich athmet auf – befreit!
Das ist die Leichenfeier Ludwig’s des Fünfzehnten – sie gibt Lancelot de Letorière, welcher ihr heimlich aus müßiger Neugier als geistreicher Beobachter beigewohnt hat, zu denken! – „Wahrlich, noch nie hab’ ich einem Begräbniß beigewohnt, das einem Spießruthenlauf so ähnlich gesehen,“ murmelt er vor sich hin und erinnert sich an Allerlei.
Jetzt hat er aufgehört, sich mit dem Begräbniß des Königs zu beschäftigen und darüber philosophische Betrachtungen anzustellen.
Volle vierzehn Tage sind verflossen seit der unheimlichen Leichenfeier, – eine neue Ära ist angebrochen und – Ludwig, der Vielgeliebte, vergessen.
Ossip Schubin: Etiquette. Paetel, Berlin 1887, Seite 33. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Etiquette_Schubin_Ossip.djvu/33&oldid=- (Version vom 31.7.2018)