Alles ist wie ausgestorben in Versailles. Die Schwäne segeln vereinsamt die großen Bassins entlang, strählen mit ihren schwarzen Schnäbeln vornehm lässig ihr weißes Gefieder und blicken vergeblich aus nach den hübschen Dämchen und Cavalieren in Puder und Reifrock, in Dreispitz und Kniehosen, die ihnen noch vor Kurzem Futter zu streuen pflegten.
Minister d’Aiguillon ist gestürzt und die Du Barry in ein Bernhardiner Kloster verbannt, ihre Anhänger irren wie flüchtiges Wild durch Frankreich, von den Insulten der Bevölkerung verfolgt. Das neue Königspaar, die königlichen Prinzen, der ganze Hofstaat hat sich vorläufig hinübergesiedelt in das Schloß von Choisy, wo der König sich mit weit ausfahrenden Reformplänen beschäftigt.
Ja, eine neue Ära ist angebrochen – die Ära Ludwig’s XV. ist vorüber.
Er war ein schlechter Monarch, er ließ Alles gehen, wie es wollte, so lange er sein persönliches Vergnügen dabei fand. Aber seine Lieblinge hatten es gut unter ihm, und selten hatte es ein ehrgeiziger Glücksritter weiter zu bringen vermocht
Ossip Schubin: Etiquette. Paetel, Berlin 1887, Seite 34. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Etiquette_Schubin_Ossip.djvu/34&oldid=- (Version vom 31.7.2018)