dann, kaum zwei Tage später, überführen sie die Leiche nach St. Denis. Fast unheimlich, ohne Sang und Klang, nur von einem Dutzend Pagen und etwa fünfzig fackeltragenden, berittenen Stallknechten begleitet, die nicht einmal in Trauer sind, so eilt der häßliche Zug durch die kühle Mainacht – vorwärts – vorwärts, fast im Galopp, um sich der Last so schnell als möglich zu entledigen.
Und rechts und links am Straßensaum stehen, Spalier bildend, mit haßverzerrten Gesichtern finstere Gestalten. In das Windseufzen, Hufestampfen und Wagengerassel tönen gleich scharfen Geißelhieben treffende Spottlieder mitten hinein:
„Voluptueux peu délicat,
Inappliqué par habitude
On sait qu’etranger à l’état,
Le plaisir fut ta seule étude.
Un intérêt, vil en tout point
Maîtrisait ton âme apathique,
Et du pur sang d’un peuple étique
Tu nourrissais ton embonpoint!“
Die Ironie einer ganzen Gesellschaft, der Haß eines ganzen Volkes – das ist die Ehrenwache,
Ossip Schubin: Etiquette. Paetel, Berlin 1887, Seite 32. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Etiquette_Schubin_Ossip.djvu/32&oldid=- (Version vom 31.7.2018)