Ohr leiht, die ihn glauben machen wollen, daß
ein Krieg der allgemeinen Erregung eine andere
Richtung geben, und sein glücklicher Ausgang
die seit der Schmach des Siebenjährigen Krieges
rapid wachsende Mißstimmung beseitigen würde.
Schwärmer, die in einem freien Amerika die Träume
der Philosophen glauben verwirklichen zu können,
schlaue Geschäftsleute, die überall im Trüben
fischen und, wie ich von zuverlässiger Seite hörte,
schon jetzt den Bostonianern heimlich Waffen
liefern, haben sich zusammen getan und schüren
die Flammen. Wie weit es ihnen gelingt, geht
schon daraus hervor, daß ein so kühl-reservierter
Edelmann, wie der Prinz von Montbéliard, mir
gegenüber die Absicht aussprach, sich dem Unabhängigkeitskampf
der amerikanischen Kolonien
anzuschließen, auch wenn Frankreich neutral
bleiben sollte, und daß Herr von St. James mir
ernstlich zumutete, mich mit einigen tausend £
an dem geschäftlichen Unternehmen zu beteiligen.
Übrigens bat mich der Prinz, Sie als seine Jugendfreundin
von seiner Absicht in Kenntnis zu setzen.
Man müsse sich der Treibhausschwüle des untätigen
Lebens entziehen, sagte er, um nicht zu
enden wie Herr von Pirch.
Da, wo er sich aufhält, – in der nächsten Umgebung der Königin, – ist allerdings diese Schwüle am fühlbarsten, und von hier aus drohen uns, wie ich glaube, die schwersten Gefahren. Ich darf
Lily Braun: Die Liebesbriefe der Marquise. München 1912, Seite 137. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Die_Liebesbriefe_der_Marquise_(Braun).djvu/143&oldid=- (Version vom 31.7.2018)