daß die Affäre des kleinen Kapitäns viel Staub
aufgewirbelt habe und daß es im Interesse Ihrer
gesellschaftlichen Stellung wünschenswert sei,
Straßburg mit Paris zu vertauschen. So kann die
voreilige Tat des jungen Mannes, – hätte er nicht
für die Unnahbarkeit der schönen Delphine gefällige
Trösterinnen gefunden?! – den Interessen
des Vaterlandes doch noch zugute kommen.
Meine Liebe. Nach einer ziemlich beschwerlichen Reise bin ich vor acht Tagen hier angekommen. Die Unsicherheit der Wege ist groß; lichtscheues Gesindel wagt sich mit frecher Miene und einer Art Bettelei, die fast eine Drohung ist, bis dicht an die Wagen, so daß wir bei Ihrer Übersiedelung nach Paris für eine größere Eskorte Sorge tragen müssen, als ich sie hatte. Sie sehen aus dieser Bemerkung, daß mein Entschluß nunmehr feststeht, und ich bitte, die Vorbereitungen für die Reise treffen zu wollen.
Es geschieht nicht leichten Herzens, daß ich mich der klar erkannten Pflicht, dem Beispiel meiner erlauchten Ahnen folgend, unterwerfe, in gefährlicher Zeit das Herrscherhaus nicht zu verlassen. Die Tage, die ich hier in fast ständiger Gesellschaft der Minister und des Hofes verlebe, genügten, um mir die Lage der Dinge sehr schwarz
Lily Braun: Die Liebesbriefe der Marquise. München 1912, Seite 135. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Die_Liebesbriefe_der_Marquise_(Braun).djvu/141&oldid=- (Version vom 31.7.2018)