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Seite:De Das Todesurteil (Hau).djvu/112

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Carl Hau: Das Todesurteil. Die Geschichte meines Prozesses.

Er hatte sich offenbar fest vorgenommen, alle Schärfe zu vermeiden, und das ist ihm auch, so schwer es bisweilen wurde, gelungen. Je größer seine Gereiztheit war, desto höflicher war der Ton, den er anschlug. Von Anfang an spürte ich, daß ich in ihm meinen gefährlichsten Feind hatte, einen tausendmal gefährlicheren als der mit grobem und gröbstem Geschütz operierende Staatsanwalt.

Dieser hatte hinter sich seinen Chef sitzen, den Herrn Oberstaatsanwalt, und bei dem Herrn Oberstaatsanwalt saß mehrere Tage lang Seine Exzellenz, der Herr Justizminister.

Sobald ich den Saal betreten und auf der Anklagebank Platz genommen hatte, begann die Auslosung der Geschworenen. Es waren lauter Handwerker, Gewerbetreibende, Landwirte – ein einziger Mann von Bildung darunter, ein Kunstmaler. Zu ihrem Obmann wählten sie einen Schlächtermeister aus Bruchsal. Wenn ich mir die Physiognomie dieser meiner zwölf Richter ansah, war mir übel zumute. Und noch übler wurde mir, wenn ich beobachtete, wie sie zu Beginn der Pausen mit tiefen Reverenzen an dem Herrn Oberstaatsanwalt vorbeidefilierten, der ihnen gönnerhaft lächelnd zunickte, als wollte er sagen: Na, ihr werdet eure Sache schon recht machen, hoffe ich. Wieviele waren unter diesen zwölf überhaupt fähig, zu einem Verständnis meiner Verhältnisse zu kommen?

Ich will hier nicht einen ausführlichen Bericht der Verhandlung liefern. Ein solcher ist damals durch die „Badische Presse“ veröffentlicht worden. Ich gebe nur die Eindrücke, die mir von jenen Tagen geblieben sind. Also etwas Subjektives. Aber das sogenannte Objektive ist ja überhaupt nur ein Wahn. In jedem Berichten steckt bekanntlich ein Richten.

Der Vorsitzende begann mein Verhör mit den üblichen Fragen, Personalien betreffend. Ganz sachlich, fast wohlwollend. Dann hob er die Stimme ein wenig, legte eine Dosis Pathos hinein: „Sie stehen unter der Anklage, Ihre Schwiegermutter ermordet zu

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Carl Hau: Das Todesurteil. Die Geschichte meines Prozesses.. Ullstein, Berlin 1925, Seite 111. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Das_Todesurteil_(Hau).djvu/112&oldid=- (Version vom 31.7.2018)