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Seite:DarwinAbstammungMensch2.djvu/88

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dieselben in einigen Fällen, wie bei dem Schneehuhn,[1] während beider Jahreszeiten zum Schutz dienen. Ist die Verschiedenheit zwischen den beiden Gefiedern unbedeutend, so kann sie vielleicht, wie bereits bemerkt, der directen Wirkung der Lebensbedingungen zugeschrieben werden; aber bei vielen Vögeln lässt sich kaum daran zweifeln, dass das Sommergefieder zum Schmucke dient, selbst dann, wenn beide Geschlechter einander gleich sind. Wir können wohl annehmen, dass dies bei vielen Reihern, Silberreihern u. s. w. der Fall ist, denn sie erhalten ihre schönen Schmuckfedern nur während der Paarungszeit. Ueberdies sind derartige Schmuckfedern, Federstütze u. s. w., wenn sie auch beide Geschlechter besitzen, doch gelegentlich beim Männchen etwas stärker entwickelt als beim Weibchen und sie sind den Federn und andern Zierathen ähnlich, welche nur die Männchen bei andern Vögeln besitzen. Es ist auch bekannt, dass Gefangenschaft dadurch, dass sie das Reproductivsystem männlicher Vögel afficirt, häufig die Entwickelung ihrer secundären Sexualcharactere hemmt, aber keinen unmittelbaren Einfluss auf irgend ein anderes Merkmal hat; auch hat mir Mr. Bartlett mitgetheilt, dass acht oder neun Exemplare von Tringa Canutus ihr schmuckloses Wintergefieder im zoologischen Garten das ganze Jahr hindurch behielten, aus welcher Thatsache wir schliessen können, dass das Sommergefieder, wenn es auch beiden Geschlechtern gemein ist, dieselbe Bedeutung für diese Vögel hat wie das ausschliesslich männliche Gefieder vieler andern Vögel.[2]

Aus den vorstehenden Thatsachen und ganz besonders aus der, dass bei gewissen Vögeln keines der beiden Geschlechter während beider jährlicher Mauserungen die Farbe irgendwie oder nur so unbedeutend verändert, dass diese Aenderung ihnen kaum von irgendwelchem



  1. Das braune gefleckte Sommergefieder des Schneehuhns ist als Schutzmittel für dasselbe von genau so grosser Bedeutung als das weisse Wintergefieder; denn man weiss, dass in Scandinavien während des Frühlings, wenn der Schnee verschwunden ist, der Vogel einer Zerstörung durch Raubvögel sehr ausgesetzt ist, ehe er sein Sommerkleid erhalten hat. s. Wilhelm v. Wright, in: Lloyd, Game Birds of Sweden. 1867, p. 125.
  2. In Bezug auf die vorstehenden Angaben über Mauserung s. wegen der Bekassinen u. s. w. Macgillivray, Hist. Brit. Birds. Vol. IV, p. 371, über Glareola, Brachschnepfen und Trappen: Jerdon, Birds of India. Vol. III, p. 615, 630, 683; über Totanus, ebenda p. 700; über die Schmuckfedern der Reiher, ebenda p. 738 und Macgillivray, a. a. O. Vol. IV, p. 435 und 444, und Mr. Stafford Allen in: The Ibis. Vol. V. 1863, p. 33.
Empfohlene Zitierweise:
Charles Darwin: Die Abstammung des Menschen und die geschlechtliche Zuchtwahl, II. Band. E. Schweizerbart'sche Verlagshandlung (E. Koch), Stuttgart 1875, Seite 74. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:DarwinAbstammungMensch2.djvu/88&oldid=- (Version vom 31.7.2018)