drittens davon ab, dass die dunkler gefärbten Ränder periodisch abgestossen werden, oder dass diese drei Vorgänge sich mehr oder weniger combiniren. Das Abstossen der hinfälligen Ränder lässt sich mit dem Abstossen des Dunenkleides bei sehr jungen Vögeln vergleichen, denn die Dunen entstehen in den meisten Fällen von den Spitzen der ersten wirklichen Federn.[1]
Was die Vögel betrifft, welche jährlich einer zweimaligen Mauserung unterliegen, so gibt es erstens einige Arten, z. B. Schnepfen, Brachschwalben (Glareolae) und Brachschnepfen, bei welchen die beiden Geschlechter einander ähnlich sind und die Farbe zu keiner Zeit verändern. Ich weiss nicht, ob das Wintergefieder dicker und wärmer ist als das Sommergefieder, was, wenn keine Farbenveränderung eintritt, die wahrscheinliche Ursache der doppelten Mauserung ist. Zweitens gibt es auch Vögel, z. B. gewisse Species von Totanus und andern Wadvögeln, deren Geschlechter einander gleichen, aber deren Sommergefieder in unbedeutendem Grade von dem Wintergefieder verschieden ist. Indessen ist die Verschiedenheit der Farbe in diesen Fällen so unbedeutend, dass sie kaum ein Vortheil für die Vögel sein kann, und sie lässt sich vielleicht der directen Einwirkung der umgebenden Bedingungen zuschreiben, welchen die Vögel während der beiden verschiedenen Jahreszeiten ausgesetzt sind. Drittens gibt es viele andere Vögel, bei welchen die Geschlechter gleich sind, welche aber in ihrem Sommer- und Wintergefieder sehr verschieden sind. Viertens gibt es Vögel, deren Geschlechter in der Farbe von einander abweichen. Obgleich aber die Weibchen sich zweimal mausern, behalten sie doch dieselbe Färbung das ganze Jahr hindurch, während die Männchen eine Veränderung erleiden und zuweilen, wie bei gewissen Trappen, sogar eine grosse Veränderung in ihrer Färbung zeigen. Fünftens und letztens gibt es Vögel, deren Geschlechter sowohl im Winter- als im Sommergefieder von einander verschieden sind; aber das Männchen unterliegt einer grösseren Veränderung als das Weibchen bei jeder der wiederholt abwechselnd eintretenden Jahreszeiten, wofür der Kampfläufer (Machetes pugnax) ein gutes Beispiel darbietet.
Was die Ursache oder den Zweck der Verschiedenheiten in der Färbung zwischen dem Sommer- und Wintergefieder betrifft, so können
- ↑ Nitzsch, Pterylography, edited by P. L. Sclater. Ray Society. 1867, p. 14.
Charles Darwin: Die Abstammung des Menschen und die geschlechtliche Zuchtwahl, II. Band. E. Schweizerbart'sche Verlagshandlung (E. Koch), Stuttgart 1875, Seite 73. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:DarwinAbstammungMensch2.djvu/87&oldid=- (Version vom 31.7.2018)