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Seite:DarwinAbstammungMensch2.djvu/227

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Contrast in der Farbe den Vögeln angenehm ist, können wir nach einem Blicke auf irgend eine grosse Sammlung von Exemplaren oder auf eine Reihe colorirter Abbildungen schliessen; denn häufig weichen die Geschlechter darin von einander ab, dass das Männchen die blässeren Theile von einem reineren Weiss und die verschiedentlich gefärbten dunkeln Theile von noch dunkleren Farbentönen besitzt als das Weibchen.

Es möchte selbst scheinen, als hätte die blosse Neuheit oder die Veränderung um ihrer selbst willen zuweilen wie ein Zauber auf weibliche Vögel gewirkt, in derselben Weise wie Veränderungen der Mode auf uns wirken. So kann man kaum sagen, dass die Männchen einiger Papageien, wenigstens unserem Geschmacke zufolge, schöner sind als die Weibchen; sie weichen aber von diesen in solchen Punkten ab, wie den folgenden: das Männchen hat ein rosenfarbiges Halsband statt „eines hell-smaragdnen schmalen grünen Halsbandes“, wie es das Weibchen besitzt; oder das Männchen hat ein schwarzes Halsband, statt nur vorn „ein halbes gelbes Band“ zu haben mit einem blass rosenfarbigen statt eines blauen Kopfes.[1] Da so viele männliche Vögel als hauptsächliche Zierath verlängerte Schwanzfedern oder verlängerte Federkämme haben, so scheint der verkürzte Schwanz, der früher von dem Männchen eines Colibri beschrieben wurde, und die verkürzte Haube des männlichen Sägetauchers beinahe wie eine jener vielen einander entgegengesetzten Veränderungen der Mode zu sein, welche wir an unsern eigenen Anzügen bewundern.

Einige Glieder der Familie der Reiher bieten einen noch viel merkwürdigeren Fall davon dar, dass Neuheit der Färbung allem Anscheine nach wegen der Neuheit selbst geschätzt worden ist. Die Jungen der Ardea asha sind weiss, die Erwachsenen dunkel schieferfarbig, und es sind nicht bloss die Jungen, sondern auch die Erwachsenen des verwandten Buphus coromandus in ihrem Wintergefieder weiss, welche Farbe sich während der Paarungszeit in ein reiches goldnes Röthlichgelb verwandelt. Es ist unglaubhaft, dass die Jungen dieser zwei Species ebenso wie die einiger andrer Glieder derselben Familie[2]


  1. s. Jerdon, über die Gattung Palaeornis in: Birds of India. Vol. I, p. 258—260.
  2. Die Jungen von Ardea rufescens und A. caerulea der Vereinigten Staaten sind gleichfalls weiss, während die Erwachsenen so gefärbt sind, wie es ihr specifischer Name ausdrückt. Audubon (Ornitholog. Biography, Vol. III, p. 416, Vol. IV, p. 58) scheint sich über den Gedanken zu amüsiren, dass diese merkwürdige Veränderung des Gefieders in hohem Grade „die Systematiker in Verwirrung bringen wird“.
Empfohlene Zitierweise:
Charles Darwin: Die Abstammung des Menschen und die geschlechtliche Zuchtwahl, II. Band. E. Schweizerbart'sche Verlagshandlung (E. Koch), Stuttgart 1875, Seite 213. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:DarwinAbstammungMensch2.djvu/227&oldid=- (Version vom 31.7.2018)