Ich hatte vielleicht destomehr Ursache mir auf die Höflichkeit und Gefälligkeit dieses geschickten Mannes ein wenig einzubilden, weil er für ernsthaft und finster gehalten wird. Man sagt, er habe durch Streit und Widerwärtigkeiten etwas Saures angenommen. Seine gegenwärtige Neigung geht aufs Studium der Mathematik und der Theorie der Musik mehr als auf die Praxis, in welcher ers weit gebracht hat. In seinen letzten Schriften scheint er mehr nach dem Namen eines Algebraisten, als eines Tonmeisters von Genie zu streben.
Diesen Nachmittag ging ich zum Letztenmale zum Herrn Marpurg, welcher bey dieser Gelegenheit so verbindlich war, alle Reizung hervorzusuchen, um mich noch länger in Berlin aufzuhalten. Allein meine eingeschränkte Zeit machte mich unbeweglich. Er versprach indessen, allerley wissenswürdige Nachrichten, die Geschichte der deutschen Musik und Tonkünstler betreffend, für mich zu sammlen und mir nachzuschicken; und gab mir die Beschreibung einer Maschiene, nach der ich lange gesucht hatte, nemlich, welche gleich dasjenige aufzeichnet, was man darauf extempore spielt.
Solche hinfliessende Töne zu fixiren, welche in den Schäferstunden der Musen gezeugt werden,
Charles Burney: Tagebuch einer musikalischen Reise – Dritter Band. Bode, Hamburg 1773, Seite 158. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Burney_-_Tagebuch_einer_musikalischen_Reise_3._Bd_1773.pdf/164&oldid=- (Version vom 19.2.2017)