Grade verstärkt werden, übersteigt er den, so wird er Geräusch. Ich habe an einem andern Orte gesagt, daß selbst Geräusch in einem vollstimmigen Stücke seine gute Wirkung thun kann. Wenn man das aber will, sollte es bloß des Contrastes und der Gegeneinanderstellung[WS 1] solcher Passagien und Sätze wegen seyn, da eine dazu dient, die Wirkung der andern zu heben. Denn, wenn ein Stück mit solcher unablässigen Wuth abgespielt wird, wie ich zuweilen gehört habe, so hört es auf, Musik zu seyn; und anstatt eines Theiles, verdient alsdann das Ganze keine andre Benennung, als Geräusch.
In diesem Concerte traf ich Herrn Rieck an, der ehemals Kammermusikus bey dem Bruder des Königs, Prinz Heinrich, war. Dieser Violinist besuchte England während des letzten Krieges, und ich hörte ihn damals manches bendaisches Solo auf der Violine, mit vieler Empfindung und Ausdruck spielen. Er hat seitdem die Musik, als eine Profession, bey Seite gelegt, als Liebhaber ist aber gar nicht müssig gewesen. Er hat eine grosse Fertigkeit der Hand, und kennt sein Griffbrett genau; und hat verschiedene Concerte, Solos und Sinfonien komponirt, aber in einem so brillanten und gefälligen, und zugleich so modernen Geschmacke, daß man ihn zu Berlin für einen Ketzer hält.[H 1] Ich ging aus dem Concerte mit ihm nach Hause, und accompagnirte ihm bey vielen von seinen eignen Stücken.
Anmerkungen (H)
Anmerkungen (Wikisource)
- ↑ Vorlage: Gegeneinangerstellung
Charles Burney: Tagebuch einer musikalischen Reise – Dritter Band. Bode, Hamburg 1773, Seite 151. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Burney_-_Tagebuch_einer_musikalischen_Reise_3._Bd_1773.pdf/157&oldid=- (Version vom 19.2.2017)