Wir begaben uns nach Wien zurück, wo die Abwickelung der Verlassenschaftsangelegenheiten meine Anwesenheit erheischte. Nach Erledigung dieser Geschäfte beabsichtigten wir, uns auf längere Zeit in Paris niederzulassen. Friedrich führte im Sinn, der Idee der Friedensliga nach Kräften die Wege zu ebnen, und er war der Ansicht, daß die bevorstehende Weltausstellung die beste Gelegenheit biete, einen Kongreß der Friedensfreunde zu veranstalten; auch hielt er Paris für den geeignetsten Ort, eine internationale Sache wirksam zu vertreten.
„Das Kriegshandwerk habe ich niedergelegt,“ sagte er, „und zwar habe ich das aus einer im Kriege selber gewonnenen Überzeugung gethan. Für diese Überzeugung nun will ich wirken. Ich trete in den Dienst der Friedensarmee. Freilich noch ein ganz kleines Heer, dessen Streiter keine andere Wehr und Waffen haben, als den Rechtsgedanken und die Menschenliebe. Doch Alles, was in der Folge groß geworden, hat klein und unscheinbar begonnen.
„Ach,“ seufzte ich dagegen, „es ist ein hoffnungsloses Beginnen. Was willst Du – Einzelner – erreichen, gegen jenes mächtige, jahrtausendalte, von Millionen Menschen verteidigte Bollwerk?“
„Erreichen? Ich? … Wahrlich, so unvernünftig bin ich nicht, zu hoffen, daß ich persönlich eine Umgestaltung herbeiführen werde. Ich sagte ja nur, daß ich in die Reihen der Friedensarmee eintreten wolle. Habe ich etwa, als ich im Kriegsheer stand, gehofft, daß ich das Vaterland retten, daß ich eine Provinz
Bertha von Suttner: Die Waffen nieder!. E. Pierson’s Verlag, Dresden/Leipzig 1899, Band 2, Seite 166. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Bertha_von_Suttner_%E2%80%93_Die_Waffen_nieder!_(Band_2).djvu/171&oldid=- (Version vom 31.7.2018)