wieder sich aufstellen und wieder hinfallen, bis sie die Köpfe heben, um ihren schmerzbeladenen Sterberuf hinauszuschreien … Ein Hohlweg ist mit in den Kot der Straße getretenen Körpern ganz angefüllt. Die Unglücklichen hatten sich wohl hierher geflüchtet, um geborgen zu sein – aber eine Batterie ist über sie hinweggefahren – von Pferdehufen und Rädern sind sie zermalmt … Viele darunter leben noch – eine breiige, blutige Masse, aber „leben noch“.
Und noch gibt es Höllischeres als Alles dies: es ist das Erscheinen des niederträchtigsten Abschaums der kriegführenden Menschheit – der Schlachtfeld-Hyäne. „Das schleicht herbei, das die Leichenbeute witternde Ungetüm, beugt sich über Tote und noch Lebende herab und reißt ihnen die Kleider vom Leibe. Erbarmungslos. Die Stiefeln werden vom blutenden Bein, die Ringe von der verwundeten Hand gezogen – oder um den Ring zu haben, wird der Finger einfach abgeschnitten; und wenn sich das Opfer wehren will, dann wird es von der Hyäne gemordet oder – um nicht einst wieder erkannt zu werden – sticht sie ihm die Augen aus …“
Ich schrie laut auf. Bei des Doktors letzten Worten hatte ich die ganze Scene wieder mitangesehen, und die Augen, in welche die Hyäne ihr Messer gebohrt, das waren Friedrichs blaue, sanfte, geliebte Augen …
„Verzeihen Sie mir, gnädige Frau, aber Sie haben es gewollt …“
„Ja, ja – ich will Alles hören. Was Sie da
Bertha von Suttner: Die Waffen nieder!. E. Pierson’s Verlag, Dresden/Leipzig 1899, Band 2, Seite 62. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Bertha_von_Suttner_%E2%80%93_Die_Waffen_nieder!_(Band_2).djvu/067&oldid=- (Version vom 31.7.2018)