Nun ja, zugestanden: es war ein Fehler desjenigen, der die Leute dorthin kommandiert hatte; aber – „irren ist menschlich“ und der Verlust ist kein großer – stellt ungefähr einen geschlagenen Bauer vor; ein nächster genialer Zug mit Turm oder Königin, und Alles ist wieder gut gemacht. Der Schlamm bleibt zwar in Mund und Augen der Gefallenen, aber das ist ja nebensächlich – das Tadelnswerte dabei ist der taktische Fehler; der muß durch eine spätere glückliche Kombination ausgemerzt werden, und dem betreffenden Führer können dann immerhin noch schöne Orden und Beförderungen blühen. Daß neulich unser 18. Jägerbataillon während eines Nachtkampfes durch mehrere Stunden auf unser Regiment König von Preußen schoß, und man erst bei Tagesanbruch den Irrtum bemerkte; daß ein Teil des Regiments Gyulai in einen Teich geführt wurde: das sind auch so kleine Versehen, wie sie eben in der Hitze der Partei auch dem besten Spieler passieren können.“
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„Es ist beschlossen; wenn ich aus diesem Feldzug zurückkehre, so verlasse ich den Dienst. Alles Andere hintangesetzt – wenn man einmal eine Sache mit einem solchen Abscheu zu erfassen gelernt hat, wie der Krieg mir nunmehr einflößt, so wäre es unausgesetzte Lüge, im Dienst dieser Sache zu verharren. Ehedem bin ich, wie Du weißt, auch schon mit Widerwillen und mit verdammendem Urteil in die Schlacht gezogen, aber erst jetzt hat sich dieser Widerwille so gesteigert, diese Verurteilung so verschärft, daß alle Gründe, welche mich früher bestimmten bei meinem Berufe auszuharren,
Bertha von Suttner: Die Waffen nieder!. E. Pierson’s Verlag, Dresden/Leipzig 1899, Band 2, Seite 44. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Bertha_von_Suttner_%E2%80%93_Die_Waffen_nieder!_(Band_2).djvu/049&oldid=- (Version vom 31.7.2018)