teilweise sehr schnell wieder ausgeglichen worden sind, daß Seite 68 – möge es sein, wie es wolle, jedenfalls stehe fest, daß Rußland (im letzten Jahrhundert) diese Währungskrisen ohne dauernde Störungen überwunden hat.
Seite 76 sagt er bei Untersuchen der Wirkungen der Staatsbankerotte: daß zwar im Großen und Ganzen tiefgehende wirtschaftliche Störungen etc. eingetreten seien, daß aber weder die Vernichtung des Staates, noch die seiner wirtschaftlichen Kräfte dadurch herbeigeführt wurde. Im Gegenteil habe sich häufig genug eine baldige Wiederbelebung der Volkswirtschaft und eine Gesundung der Staatsfinanzen beobachten lassen. – Der Staatsbankerott ist die Rettung der nationalen Wirtschaft. Wenn der Verfasser dann drei Zeilen weiter unten fortfährt, der Staatsbankerott bedeute unbedingt eine wirtschaftliche Katastrophe und führe ein grenzenloses Elend herauf, so bedauere ich bei dieser Logik nicht mitkommen zu können.
Doch zurück zu unserem Spezialfall! Was ist wohl ehrlicher? pharisäerhaft von der Unantastbarkeit der Kriegsanleihen zu sprechen und das Volk gleichzeitig mit einer unerhörten Steuerlast zu bedrücken? oder, wenn ein Finanzminister den Mut hätte, offen vor das Volk hinzutreten und zu erklären, ich kann die Zinsen für die Kriegsanleihen nicht bezahlen, oder nur dann, wenn ich genau ebensoviel Steuern von Euch eintreibe.
.... Ich habe aber damals während des Krieges unbedingt Geld haben müssen, was Gescheiteres (siehe England) ist mir nicht eingefallen und so habe ich den Schwindel mit den hochverzinslichen Kriegsanleihen gemacht. Verzeih’ halt liebes Volk, es war ja schließlich für Dich, aber wollen wir kein Verstecken mehr spielen, – ich, der Staat bezahlt keine Zinsen mehr und du Steuerzahler brauchst für die Bezahlung dieser Zinsen keine Steuern zu zahlen. – Das vereinfacht wesentlich unsere Geschäfte, wir ersparen den ungeheueren Steuerapparat und ebenso den ungeheueren Zinsendienstapparat, also eine Unmasse Geld und Arbeitskraft.
Ich habe mich lang bei der Aufdeckung dieses Schwindels aufgehalten, aber ich halte es für absolut grundlegend hier den Blick für das große Ganze keinen Augenblick zu verlieren.
Der Personenkreis, die die Leidtragenden wären, also wollen wir sagen, diejenigen (Erwerbseinkommenn von 1 500 Mk.) die über 30 000 Mk. Kapitalrente nach ihren Steuererklärungen bezogen haben,
Gottfried Feder: An Alle, Alle! 1. Heft. Huber, München 1919, Seite 22. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:An_Alle,_Alle!_Heft_1,_1919.djvu/24&oldid=- (Version vom 6.10.2017)