aus jener Zeit nennen den bei Leipzig stark begüterten Ritter Albert Knut oder Knaut, nach dessen Geschlecht auch Knauthhain, Knautkleeberg und Knautnaundorf genannt sind. Statt Waldsburg lese man Walsburg (an der Saale) und nehme es mit dem 9ten Jahrhundert nicht gar genau, beziehe auch den Johann v. Nuchenhowe (S. 67, Sp. 2, Z. 8) nicht etwa auf die Stadt Naunhof, sondern auf Neunhofen bei Neustadt an der Orla.
Der im Album erwähnte Oberhofmarschall Heinrich v. Bünau starb 1684. – 1821 kaufte Johann Gottlieb Golle auf Kleingera auch Neundorf. – Der heutige Besitzer, Herr Döhler, hat 1843 und 1851 die zweite Ständekammer besucht, und nimmt Theil bei der Revision der allgemeinen voigtlandischen Kreiskasse. Der Gerichtsbarkeit entsagte er am 16. October 1855; sie fiel dem K. Gericht zu Elsterherg und später dasigem Amte zu.
Um die voigtländische Landwirthschaft hat dieser Herr so grosse Verdienste, dass ihn seit 1852 der Albrechtsorden schmückt; 1856 erwarb er sich bei einer Ausstellung zu Paris mit seinem voigtländischen (aber wohl aber mit Allgauern gekreuzten ??) Vieh die goldne Medaille. Auch die Dampfbrennerei ist bedeutend. Des Gutes Neubau geschah nach dem Brande 1552. Die Reuther Schieferbrüche sind nicht herrschaftlich.
Kloschwitz. (S. 123 d. A.) Den Sinn dieses Namens sollte die vorgesetzte Präposition ka oder k nur vervollständigen; übrigens ist er kein andrer, als der von Loschwitz, über welchen freilich viel Streit ist. Das Dörfchen Loschwitz bei Leitmeritz nennen die Czechen Lowcôkowice, als sei der Name mit Lobkowitz einerlei.
Kloschwitz liegt 11/4 Stunde südwestlich von seiner Amtsstadt Plauen, zwischen Strassberg, Kröstau, Rodersdorf und Kobitzschwalde. Die Mühle steht am Rosenbach, nicht – wie auf Schenks Karte – am Goldbache. Die Flur übersteigt mit ihrer mittlen Seehöhe von 1281 Fuss die plauische um 129 Fuss. Das Dorf hatte eben sowohl 1858, als 1834, 308 Seelen damals in 47, jetzt in 49 Häusern. Einige Grundstücke lehnen dem Gute Schwand und dem Rathe zu Plauen. Der Leubnitzer Antheil am Orte bildete sich dadurch, dass Martin Röder die Mühle, 5 Güter etc. an Veit Röder (Heinrichs Vater) veräusserte.
Kloschwitz ist nicht erst im 15. Jahrhundert zum Rittergute geworden, da es schon als ein solches 1370 Ritter Moriz v. Feilitzsch besessen. 1428 hatte es Hanns von Raschau, 1521 Veit Röder. – Z. 6 v. u. muss so gemeint sein, es sei Philipp der erste hiesige Reiboldt gewesen; denn das Geschlecht ist weit älter. In der nächsten Zeile soll es statt „fürstlich“ heissen: markgräflich. – Zu Anfang von S. 124 ist „1725“ allenfalls ein Druckfehler für 1715; indessen findet man doch auch, Hanns Erdmann v. Reiboldt habe 1722 das Gut an seinen Vetter, den Kammerjunker und Oberforstmeister Hanns, gegen Reinsdorf vertauscht.
Für Naundorf soll es Nauendorff heissen. – Friedrich August Coder kaufte Kloschwitz erst 1850, und zwar als ein Alodium; Julius Herrmann Hager aber 1855. – Das Gut welches, seine Gerichtsbarkeit bis in den Mai 1856 behielt, hat 3707 Einheiten zu versteuern, gute Wirthschaft, Dampfbrennerei und Schäferei, gehört jedoch kaum in die Mittelklasse an Stärke, gab 1811 nur 175 Consumenten an, und war bis 1833 nicht landtagsfähig. Wegen der bis zur Reformation bestandenen Collaturverhältnisse gab es bisher 9 Gülden dem Plauischen Oberpfarrer (der zugleich Superintendent ist) und 9 Thlr. in das Amt, hat auch 2 Scheffel Korn an dasiges Ordenshaus, 11/2 Scheffel dem hiesigen Pfarrer, 6 Metzen Korn und 11/2 Metze Erbsen dem Schulmeister zu entrichten. – Bis 1833 war die Mühle herrschaftlich. Das Gut verzehrte mit der Brand am 26. August 1612, der überhaupt nur 2 Häuser des Ortes stehen liess.
Die hiesige Linie der Beulwitze besass auch Erlbach; s. dieses. Der S. 124, Sp. 1 erwähnte Christian August war nur 2 Jahre zuvor noch sächsischer Amtshauptmann gewesen. 1831 und 1833 fanden wir auch einen „Rittmeister Friedrich Ludwig v. Nauendorff auf Kloschwitz,“ wahrscheinlich doch nur als Lehnträger?
Der im Album nach Verdienst gewürdigte Pastor Karl Friedrich Grundmann war 1793 in einer armen Webersfamilie, aber gleichsam wie zum Lehrer geboren, was er denn auch in Pirna noch vor dem Bezuge eines Gymnasiums gewesen. Allhier nahm er erst 1827 einen Hilfslehrer an; später, wo sein Institut bis über 90 Zöglinge hatte, unterrichteten auch 7 Candidaten, 2 Schullehrer und ein Musicus hier. Zum grossen Plauischen Turnfeste 1842 zogen von hier 70 Zöglinge. Grundmann starb am 15. December 1850. Näheres über das vortreffliche Institut findet man im 1847er Jahrgang des Dresdner Tageblattes, No. 286, sowie 1850, No, 171. Für das Voigtland lässt sich das Kühn’sche Institut zu Oelsnitz und bald wohl auch das Meissnerische in Elster als einigermassen Ersatz gebend betrachten. Die umfassenden Institutsgebäude allhier haben den frühere Erbgerichtsgasthof absorbirt, und en[t]halten einen bedeutenden Saal.
Kröstau, (S. 101 d. A.) in Urkunden Crostein, Croestein etc., hat seinen slawischen Namen nach dem des Gestrüppes oder Dorngebüsches, in 26 Häusern 161 Seelen (1858 genau gleiche Zahlen mit 1834, was schwerlich weiter in Sachsen vorkommen dürfte!), raint ausser Kloschwitz und Strassberg auch mit Steins, Weischlitz und Rodersdorf, und hat für seine, nicht beträchtliche mässig-gute Flur die mittle Seehöhe von 1221 Fuss. Früher unterlag es obergerichtlich dem Amte Plauen, welchem auch 3 Güter und 2 Häusler erbgerichtlich unterlagen, wie 1 Hüfner dem Plauischen Stadtrathe. Ferner hatte das Gut Kürbitz über 2 Häuser die volle Gerichtsbarkeit, und des Ortes Rest gehörte erbgerichtlich zum hiesigen Rittergute, welches 1801 nur 113 Consumenten in seinem Sprengel angab, trotz seiner (Neu-) Schriftsässigkeit nicht landtagsfähig war, und im October 1855 seiner Gerichtsbarkeit entsagte. Diese begriff auch 2 Häuser in Schwand. In der Kröstauer Flur dagegen war das Gut Kemnitz lehnbetheiligt.
Das Rittergut versteuert 2899 Einheiten, ist demnach nur mässigen Werthes, hat aber eine angenehme und vortheilhafte Lage, eine besondere (doch nah gelegne) Schäferei, und einen eignen Revierjäger. – Das im Album erwähnte Deichsel- oder Deistelhaus steht 1/3 Stunde von hier süswestlich, östlich bei Steins. – 1428 erscheinen Engelhardt Kukhahn, Johann Roder (d. h. Röder) und Hanns v. Pünczendorf als die gemeinsamen Besitzer; Eberhardt Röder (s. Album) hatte es 1521. – Wolf Dietrich v. Posseck war mit unter denen, welche den letzten Eichelbert-Trützschler 1622 beerbten; vergl. Christgrün. – Vor dem heutigen Besitzer hatte (z. B. 1831) die Frau Major Kasten das Gut. Herr Heinrich Ludolf Kasten, seit 1852 Ritter des Albrechtsordens, ist mehrmals in der 2ten Ständekammer Secretair gewesen, und für den Plauischen Amtsbezirk einer der Friedensrichter.
Kürbitz. (S. 121 d. A.) Zur Deutung dieses slawischen Namens bieten sich zwar auch krbec, der Heerd, das czechische kur, der Rauch und der Buschdampf, sowie kurche, der serbische Schicksals-Gott dar; da er jedoch auch unter der Schreibung Korbitzs vorkommt, so ist wohl an den (bleibenden) Sitz eines Suppans oder Bezirksrichters zu denken: nur freilich nicht, wie das Album will, schon im 6ten Jahrhundert. Was dasselbe „adelige Freihöfe“ nennt, sind die mittelalterlichen Allodien oder späteren amtsässigen Rittergüter. Kürbitz aber war nach früherer Verfassung altschriftsässig, landtagsfähig, und im Besitze der vollen Gerichtsbarkeit, die es im Mai 1856 abgab. Ausser Kürbitz (wo auch das Amt und die Güter Kemnitz und Dröda Lehnleute haben) betraf sie noch 2 Unterthanen in Kröstau. Im Sprengel zählte man 1801 323 Consumenten, im Orte 1834 58 –, 1858 aber 59 Häuser mit resp. 353 und 403 Seelen, nachdem deren Zahl im letzten Trienium zurückgegangen.
Das Dorf liegt am rechten Elsterufer nahe unterhalb Weischlitz, und raint auch mit Strassberg, Thiergarten, Messbach und Taltitz. Die ausgebreitete Flur hat 1230 Fuss mittler Höhe, also 78 Fuss mehr, als die Flur von Plauen. Im Süden hat sie den Weischlitzer Kossberg, in Osten den Pinzenpöhl. Die Elster ist hier an 1100 Fuss hoch.
Zu Herren erhebt das Album die v. Kürbitz irrig. Bruno v. Cürbitz erscheint 1225 als Zeuge in einer Bischöflich-Naumburgischen Urkunde. – Von den beiden Rittergütern allhier war 1428 eines dem Peter Schlegeler, das andere dem Wilhelm v. Kospoth; den 3ten Antheil des Ortes aber hatte Hanns v. Magwitz ohne ein essentielles Gut. Damals galt die Schreibart „die kurwicz“ oder „die kürawicz.“ Von den jetzt bayrischen Gütern des Urban Heinrich v. Feilitzsch gehören Förbau und Schwarzbach schon längst den Fürsten Schönburg. Jobst oder Hiob v. Feilitzsch hat zwar 14 Feldzüge gegen die Heiden getheilt, aber dennoch 92 Jahre erreicht; sein Denkmal allhier zeigt sein kräftiges Portrait. Sein Sohn Moritz, der auch Kloschwitz besessen, erwarb sich am heiligen Grabe gleichfalls den Ritterstand, und starb ebenfalls sehr bejahrt erst 1370. Alles dieses gilt auch von dessen erst 1449 verstorbenen Sohne Eberhardt auf Kürbitz, Tobertitz und Unterlauterbach, und von Jobst, welcher Friedrich d. Weissen in den Orient begleitete, ausser Kürbitz und Tohertitz auch Treuen besass, und 1511 starb. Diese 4 Gutsherren sind nicht nur in ihrer ununterbrochenen Folge als Ritter vom H. Grabe, sondern auch als Männer von hohem Alter, gewiss einzig in Sachsens Specialgeschichte; statt der jetzigen 34 Jahre, dauerte bei ihnen ein Menschenalter 60 Jahre. Nahe stehen hierin ihnen wohl nur die v. Hartitzsch auf Dorfchemnitz. Jobsts 3ter Sohn und Erbe Urban lebte gleichfalls volle 100 Jahre, 1480 bis 1580, wie sein Denkmal in der Kirche besagt. Er hat vom Johann v. Geilsdorf auch Schwand geerbt, und seine Gemahlin war Katharina v. d. Planitz. Wahrscheinlich war derjenige Heinrich, dem Kürbitz 1526 gehörte, sein älterer, aber zeitig verstorbener Bruder gewesen. Sein Sohn Rudolf Levin konnte selbstverständlich ihn nicht lang, nur bis 1590, überleben; da folgte diesem Urban Kaspar, im Album Urban Heinrich genannt. Dieser brandenburg-bayreuthische Geheimerath, Canzler und Lehnrichter wirkte thätigst zum Abschlusse des westphälischen Friedens, erneute die Kirchen zu Kürbitz, Förbau und Schwarzenbach, erwarb seinen 6 Gütern (nämlich ohne Kürbitz, welches Mannlehn blieb) die Allodialqualität, wodurch sie später dem v. Steinischen Geschlechte zufielen, und starb am 17. September 1649 allhier mit dem Rufe hoher Gelehrsamkeit und reicher Verdienste um ganz Deutschland. In der Kirche (der er auch mehrere schöne niederländische Gemälde verehrt hatte) wurde ihm daher noch 1693 ein kostbares Denkmal errichtet. – Unter den späteren Besitzern nennen wir noch 1753 den Gardemajor Heinrich Ernst Ehrenreich v. Feilitzsch.
Das Rittergut hat bedeutende und stark rentirende Wirthschaft, meist mässig-gutes Feld, treffliche Wiesen, und 6588 Steuereinheiten; auch Lehnleute in Rodau, Weischlitz und Thiergarten. Die Summe von 110 Gülden, die es dem Pfarrer für Benutzung des grössten Theiles der alten Pfarrfelder zahlt, klingt zwar für diesen lockend, hat aber wegen des steten Abnehmens des Silberwerthes, wie alle Fixationen, die Pfarrstelle stark deteriorirt. Ueber das Kirchliche s. noch S. 69 des Album. Dem Ordenscomthur zu Plauen hatte die Kirche (z. E. 1503) 12 Gülden Absenzgelder zu zahlen, welche dem thüringischen Landcomthur zukamen. – S. 122, Sp. 1, Z. 4 v. u. setze man abermals Urban Kaspar statt „Urban Heinrich.“ Den Sp. 2 vorkommenden Biebel-Titel wird ohnehin Jeder berichtigen. – Sonst baute man die Eisenzeche „Willkommen,“ die zugleich einen plastischen Thon ergab.
Gustav Adolf Pönicke (Hrsg.): Album der Schlösser und Rittergüter im Königreiche Sachsen V. Section. Expedition des Ritterschaftlichen Album-Vereins, Leipzig 1859, Seite 17. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Album_der_Schl%C3%B6sser_und_Ritterg%C3%BCter_im_K%C3%B6nigreiche_Sachsen_V.djvu/336&oldid=- (Version vom 5.11.2019)