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Rittergüter und Schlösser im Königreiche Sachsen: Kürbitz

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Textdaten
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Autor: M. G.
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Titel: Kürbitz
Untertitel:
aus: Voigtländischer Kreis, in: Album der Rittergüter und Schlösser im Königreiche Sachsen. Band 5, Seite 121–122
Herausgeber: Gustav Adolf Poenicke
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Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: o. J. [1859]
Verlag: Expedition des Ritterschaftlichen Album-Vereins
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Erscheinungsort: Leipzig
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Quelle: SLUB DresdenCommons
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Kürbitz.


11/4 Stunde südwestlich von Plauen in dem schönen Elsterthale gelegen.

Kürbitz ist sorbischen Ursprungs und seine Entstehung fällt in die Mitte des 6. bis 7. Jahrhunderts. In den frühesten Zeiten bestand hier kein Rittergut, sondern es existirten blos adliche Freihöfe. Von dem Orte entlehnte ein Adelsgeschlecht seinen Namen. Die Herren von Kürbitz waren angesehene, mächtige Edelleute und wurden zu den grössten Ehrenstellen, Aemtern und Würden berufen. Doch müssen sie selbst, da sie später in den geistlichen Stand getreten sind, frühzeitig ihre Besitzungen in Kürbitz aufgegeben haben. Nach ihnen finden wir hier im Besitze von 3 einzelnen adlichen Freihöfen, die Schlegeler, Magwiz, Langenberg und Feilitzsch, aus dem Gute Feilitzsch bei Hof (jetzt unmittelbar an der sächs.-bayerischen Eisenbahn gelegen) stammend, ein Gut, welches die von Feilitzsch ursprünglich als Reichssassen besasen. Jobst von Feilitzsch, welcher diese obberegten drei adeligen Freihöfe zusammen kaufte, gründete im Jahre 1300 das jetzige Rittergut Kürbitz. Dieser Herr von Feilitzsch wurde im Jahre 1300 zum Ritter des heiligen Grabes geschlagen und besass ausserdem noch Weischlitz, Rosenberg, Tobertiz u. s. w.

Im Jahre 1624 war der Besitzer von Kürbitz der bekannte Staatsmann Urban Heinrich von Feilitzsch, welcher zugleich Förbau, Schwarzenbach an der Saale, Isar, Weischlitz und Tobertiz besass.

Vom Herzoglichen Weimarischen Kammerjunker, Herrn Lazarus von Feilitzsch auf Heinersgrün, Münchenreuth, Hartmannsreuth u. s. w. kam Kürbitz an dessen Sohn den Königl. Preuss. Premier Lieutenant ausser Diensten Herrn Louis Heinrich Lazarus von Feilizsch, der noch 6 Brüder hatte, von welchen der eine Misslareuth, der andere Taltiz, besass, der dritte mit Heinersgrün beliehen ist, der vierte ist vor längerer Zeit als früherer Oberforstmeister in Olbernau verstorben, der fünfte als Rentamtmann in Plauen vor zwei Jahren mit Tode abgegangen ist und der sechste als Königl. Sächs. Kammerjunker in Hof lebt.

Herr Louis Heinrich Lazarus von Feilitzsch als Besitzer von Kürbitz hat Letzteres seinem Sohn Oskar überlassen, während ein Bruder desselben, Herr Advokat Levin von Feilitzsch jetzt Hartmannsreuth und Münchenreuth in Bayern im Besitze hat.

Eine andere Linie dieser von Feilitzsch’schen Familie lebt in Bayern und ist daselbst mit der von Seckendorf’schen, von Wenz’schen Familie verzweigt und hat solche bezüglich ihres ehrenwerthen, ritterlichen Wesens einen guten Klang im Volk.

Das Schloss zu Kürbitz hat ein altes ritterliches Ansehen und seine Bauart beurkundet das hohe Alter desselben. Es war früher mit einem Wallgraben umgeben, welcher theils ausgefüllt und in Gartenanlagen verwandelt worden ist.

Unmittelbar bei demselben fliesst die Elster vorüber und bildet das schöne herrliche Thal, welches von hier abwärts nach Strassberg und Plauen führt, aufwärts nach Weischlitz.

Die Einwohner von Kürbitz besitzen ein Areal von 1222 Acker und 85 □Ruthen mit 15,471,32 Steuereinheiten und leben theils von Ackerbau, theils giebt ausser dem Rittergute, auch das nahe Plauen mancher Hand Beschäftigung.

Als altschriftsässiges Rittergut hatte Kürbitz früher seine eigenen Gerichte, zu welchem ein Antheil des Dorfes, die hiessige Mühle von zwei Gängen, das sogenante Döhler’sche Haus, ein Antheil von Kröstau [122] gehörten, wogegen ein anderer Theil des Ortes dem Rittergutte Kemniz, und ein dritter dem Amte Plauen unterworfen war.

Jetzt gehört Kürbitz im Ganzen mit 59 bewohnten Gebäuden, 70 Familienhaushaltungen und 424 Einwohnern zum Bezirksgericht und zum Gerichtsamte Plauen, zur Amtshauptmannschaft des letztern Ortes und zum Regierungsbezirk Zwickau. –

Durch Kürbitz führte bekanntlich in den frühesten Zeiten die alte Heerstrasse von Hof hindurch nach Strassberg und Plauen, wo her es auch kommen mag, dass daselbst sonst ein Beigeleite von Plauen war.

Der dasige Rittergutsbesitzer hat zugleich das Collaturrecht über Kirche und Schule, welches im Jahre 1623 durch Kauf erworben und vorher von den Deutschrittern, wie über viele andere Kirchen in der Umgebung von Plauen ausgeübt wurde.

Bis zum Jahre 1538 bestand das schon oft in diesem Album erwähnte Tossen als Frühmesse von Kürbitz. Von diesem Jahre an ward es eine Filia von Rodersdorf.

Der letzte Frühmesser von Kürbitz war Johann Weigolt, nach dessen Tode der Churfürst Johann Friedrich auf Anrathen des Superintendenten Raute zu Plauen und Spalatins dem Pfarrer zu Rodersdorf die Decem und Geldeinkünfte der Kaplanei, dem Pfarrer zu Kürbitz aber die Feldgüter davon zutheilte. Wenn durch diese Schenkung die Oekonomie des hiesigen Pfarrleins zu einer der bedeutendsten im ganzen Lande wurde, so ist nicht unerwähnt zu lassen dass im 30jährigen Kriege auf Ansuchen des Pfarrers das ganze Feldgut bis auf einige 30 Scheffel an Feld und Wiese zu dem hiesigen Rittergute gegen eine jährliche Rente geschlagen wurde.

Die hiesige Kirche, zu den schönsten und bequemsten des Landes gehörend, ist in den Jahren 1624–1626 von dem obenerwähnten Staatsmann Urban Heinrich von Feilitzsch mit einem Kostenaufwand von 28,000 fl. erbaut.

Ein von einem Unbekannten auf die Thüre der herrschaftlichen Winter-Empore geschriebenes Distichon bezeichnet diese Kirche folgender Weise:

„Pulchrius hoc in te non est, Voigtlandia templum;
Hoc urbs, hoc pagus, vicus et omnis ait.“

Ueber dem Haupteingange stehen folgende 3 Hexameter:

Nobilis urbanus Caspar de stemmate Feilitzsch
Hoc templum exstruxit gratus Christoque vicavit
Ut gratis habeat coelestis gaudia templi.

Der Altar ist noch aus der alten Kirche. Die Kanzel ist aus einem einzigen Sandstein gehauen, ein Geschenk des Sächs. Kriegscommissärs im Voigtländ’schen Kreise, Herrn Adam Wolfs von Feilitzsch.

Unter der Kanzel sieht das Auge mit Wohlgefallen einen Moses, in Stein gehauen, die Gesetzestafeln haltend. Der Taufstein von schwarzem Marmor ist ein Geschenk des Herrn von Posseck auf Unterweischlitz.

Ausserdem findet man noch 7 Gemälde, die 4 Männer und 3 Frauen aus der Familie von Feilitzsch, nebst dem Erbauer der Kirche in Lebensgrösse darstellend. Eine Gedenktafel von schwarzem Marmor befindet sich im Erbbegräbnisse, welche von den Lebensverhältnissen und Verdiensten des Erbauers der Kirche Kunde giebt.

Die vasa sacra sind von Silber und vergoldet und ein Geschenk vom Jahre 1696 des Urban Heinrich von Feilitzsch.

Die Kirche in Kürbitz besitzt auch eine Bibliothek, worunter sich

a) Luthers Werke,
b) eine biblia sacra qua divi linquia accurante Reineccio in 3 Bänden, Leipzig 1787,
c) Luthers Bibel von Culor

befinden.

Eingepfarrt nach Kürbitz sind Oberweischlitz, Rosenberg und Unterweischlitz. Das erstere hat mit Rosenberg ein Areal von 853 Ackern und und 15□ Ruthen mit 9829,83 Steuereinheiten; Unterweischlitz dagegen besitzt einen Flächenraum von 562 Ackern und 276□ Ruthen mit 8496,40 Steuereinheiten.

Der jetzige Pfarrer von Kürbitz ist Herr Franz Julius Kunze, welcher mit einer geb. von Feilitzsch aus dem Hause Kürbitz verheirathet ist.

M. G.