Andreas Ulrich Mayer, Gerard van Swieten: Abhandlung des Daseyns der Gespenster, nebst einem Anhange vom Vampyrismus | |
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denen Epikuräern c)[1] einen Platz anweisen. Vieleicht findet meine Bitte Gehör, da ich das ungehäuchelte Bekänntniß ablege, daß es mir sehr leid thue, daß ich mich mit ihnen, um die Wahrheit zu suchen, in dieser Abhandlung zertragen muß. Die Urtheile des Pöbels, oder vielmehr derjenigen, die nie zu denken gelernet haben, noch durch Nachdenken sich zu erheben bemühen, werden mich nicht irre machen. Sie kommen mir unter dem Sinnbilde der kleinen Würmer vor, die nie ihren Kopf von der Erde aus dem Staube erheben. Ich zweifle nicht, daß sie gleich bei dem ersten Anblicke dieser Schrift ein Vorurtheil gegen mich fassen werden, welches für mich nicht vortheilhaft seyn kann. Sie werden mich verketzern, und mit Bannflüchen gegen mich loswerfen. Sie werden glauben, ich werde mit dieser Abhandlung das Fegfeuer auslöschen wollen. Sie werden wohl gar (wie sie in nicht viel ungleichen Umständen gewünschet haben) diese geduldigen Blätter als eine freygeistige Mißgeburt den unbarmherzigen Flammen opfern. Alles dieses sind mögliche Sachen. Bei allem diesem aber habe ich ein sicheres wohlgesetztes Vertrauen, daß diejenigen, die die Vorurtheile abgeleget, und sich von gewißen Schwachheiten entfernet haben, mich von dergleichen Beschuldigungen, die ich wahrhaftig nicht verdiene, ganz gerne lossprechen werden.
- ↑ c) Epikur läugnete ebenfalls die Geister; denn die menschliche Seele ist nach seiner Lehre und Denkensart nur ein Gewebe von zarter Materie, die mit dem Leben vergeht.
Andreas Ulrich Mayer, Gerard van Swieten: Abhandlung des Daseyns der Gespenster, nebst einem Anhange vom Vampyrismus, Augsburg 1768, Seite 6. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Abhandlung_des_Daseyns_der_Gespenster.djvu/006&oldid=- (Version vom 12.4.2020)