Die Stärke des magnetischen Feldes wurde längs der ganzen Strahlenbahn mittels einer kleinen Induktionsspule gemessen und für einen Punkt mit dem Felde einer stromdurchflossenen, genau ausgemessenen Drahtspule verglichen. Der Strom in dieser wurde an einem Präzisionsamperemeter gemessen, dessen Angaben mittels Normalelements, Normalwiderstands und Kompensationsapparats geprüft wurden.
Zur Ausmessung der Kurven diente ein kleiner Abbescher Komparator, auf dessen Schlitten rechtwinklig zu seiner Bewegungsrichtung ein zweiter Schlitten montiert war, der die photographische Platte und ein auf sie gelegtes, in 1/10 mm geteiltes Glasmikrometer trug. Als Einstellmarke diente ein in der Brennebene des 6fach vergrößernden Mikroskopes befindlicher, auf eine Glasplatte geritzter Kreis von 0.2 mm Durchmesser. Die magnetische Ablenkung wurde an dem Glasmikrometer, die elektrische an dem Maßstabe des Hauptschlittens abgelesen; die Schrauben dienten nur zur Interpolation.
Zur Ausmessung gelangten im ganzen 5 Platten, wobei jeder einzelne Punkt das Mittel aus je 10 Messungen darstellt. Alle Kurven wurden auf gleichen Ordinatenmaßstab, einer Spannung von 2500 Volt an den Kondensatorplatten entsprechend, reduziert und dadurch zu einer einzigen Kurve vereinigt. Obgleich nun die mittleren Fehler jedes Punktes, wenn man sie aus den Einstellungsfehlern berechnet, nur 2 bis 4 Mikron betrugen, so waren doch die Abweichungen der von den verschiedenen Platten herrührenden Kurvenpunkte von einer durch alle hindurchgezogenen stetigen Kurve beträchtlich größer, bis zu etwa 30 Mikron. Der Grund dieser Abweichungen scheint einerseits in der sehr starken Verschleierung der Platten durch diffuse Strahlung zu liegen, die, wenn von räumlich variabler Intensität, die Schwerlinie der Kurve in unregelmäßiger Weise verschieben muß, andererseits in einer Verziehung der photographischen Schicht, die von Platte zu Platte unregelmäßig variiert und, wie besondere Versuche gezeigt haben, in der Nähe des Randes bis zu etwa 1/2 Prozent betragen kann, in den für die Messung in Betracht kommenden Teilen allerdings sicher kleiner ist und stets die beobachteten Ablenkungen zu groß erscheinen läßt.
Es wurde deshalb – was bei der schwachen Krümmung der Kurve durchaus zulässig erscheint – durch Vereinigung von durchschnittlich etwa 5, den verschiedenen Platten angehörigen Punkten zu einem Schwerpunkte unter Berücksichtigung der Gewichte der Einzelpunkte eine aus 9 Punkten bestehende ausgeglichene Kurve hergestellt, die von den Individualabweichungen der Einzelkurven möglichst befreit ist. Die so erhaltene Kurve wurde dann der Vergleichung der verschiedenen Theorien zugrunde gelegt.
Walter Kaufmann: Über die Konstitution des Elektrons. Verlag der Akademie der Wissenschaften, Berlin 1905, Seite 952. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:%C3%9Cber_die_Konstitution_des_Elektrons.djvu/4&oldid=- (Version vom 4.10.2019)