meinen besten Dank ausspreche, gütigst zur Verfügung gestellt worden waren, habe ich die Versuche im Laufe des letzten Jahres ausgeführt und berichte im folgenden kurz über die allgemeine Versuchsanordnung und die Resultate; eine ausführliche Mitteilung mit genauer Angabe der Versuchsanordnung, der Resultate sämtlicher Hilfsmessungen usw. soll in den Annalen der Physik erscheinen.
Die Versuchsanordnung war im Prinzip dieselbe wie früher; die Hauptunterschiede bestanden in folgendem:
An Stelle des früher benutzten Elektromagneten wurden zwei übereinandergelegte sehr kräftige Hufeisenmagnete benutzt, die ein innerhalb ± 2 Prozent längs der Strahlenbahn homogenes und infolge des hohen Alters der Magnete auch zeitlich völlig konstantes Feld erzeugten ( etwa 140 C. G. S. E.).
Der das Radiumkörnchen, die zur Erzeugung des elektrischen Feldes dienenden Kondensatorplatten und die photographische Platte enthaltende kleine Apparat hatte etwa dieselben Dimensionen wie früher (gesamte Strahlenbahn = 4 cm). Alle Teile waren jedoch mit äußerster Präzision hergestellt, und die photographischen Platten waren besonders für meine Versuche auf Spiegelglas gegossen, so daß die Länge der Strahlenbahn in ihren einzelnen Teilen und die für die Ablenkung in Betracht kommenden „Feldintegrale“ auf 1/100 mm bzw. auf Bruchteile eines Prozentes sicher ermittelt werden konnten. Die Entfernung der beiden optisch eben geschliffenen Kondensatorplatten wurde dadurch bestimmt, daß sie durch zwei isolierte Schräubchen gegen vier zwischengeschobene Quarzplättchen gedrückt wurden, die aus einer einzigen planparallelen Platte geschnitten waren, und deren Dicke von der Firma Zeiß zu 1.242 mm ± 1 µ bestimmt war.
Der Verlauf des elektrischen Feldes längs der Strahlenbahn wurde dadurch bestimmt, daß von dem ganzen Kondensatorapparat eine Kopie in 29facher Vergrößerung hergestellt wurde, in der die Feldverteilung mittels eines schwingenden Metallspiegelchens von 5 mm Durchmesser durch Beobachtung der Schwingungsdauer bestimmt wurde.
Die Potentialdifferenz am wirklichen Apparat wurde mittels einer Hochspannungsbatterie erzeugt; die maximale Spannung betrug etwa 1600 Volt. Durch eine automatische Wippe wurden zwei mit den Kondensatorplatten verbundene Leidener Flaschen auf einer konstanten Spannung von bzw. Volt gehalten, so daß die ganze Potentialdifferenz der Platten betrug, wenn die verfügbare Batteriespannung. Die letztere wurde vor und nach jeder etwa zwei Tage dauernden Exposition mittels Kompensationsapparates und Westonnormalelements gemessen.
Walter Kaufmann: Über die Konstitution des Elektrons. Verlag der Akademie der Wissenschaften, Berlin 1905, Seite 951. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:%C3%9Cber_die_Konstitution_des_Elektrons.djvu/3&oldid=- (Version vom 4.10.2019)