parallel zur Bewegungsrichtung im Verhältnis verkürzen, die Abmessungen senkrecht zur Bewegungsrichtung sollten unverändert bleiben.
Durch diese Dimensionsänderung wird, wie Hr. Lorentz zeigte, jeder Einfluß der Absolutbewegung auf optische und elektromagnetische Erscheinungen bis zu beliebig hoher Ordnung, d. h. streng beseitigt.
Obgleich nun die Gleichung für die Abhängigkeit der elektromagnetischen Masse des Elektrons von der Geschwindigkeit, wie sie Hr. Lorentz aus seiner Annahme des deformierbaren Elektrons erhält, von der Abrahamschen Gleichung für das starre Elektron sehr verschieden ist, so ließen sich doch meine Versuchsresultate auch der Lorentzschen Gleichung anpassen. Der einzige Unterschied bestand darin, daß die Werte von für ein und denselben Kurvenpunkt sich nach Lorentz um 5 bis 7 Prozent kleiner ergaben, und daß für das Verhältnis:
ebenfalls ein kleinerer Wert herauskam.
Da nun bei meinen bisherigen Messungen die -Werte nicht aus den Apparatkonstanten, sondern aus den Kurven selbst unter Zugrundelegung der Abrahamschen Formel nach der Methode der kleinsten Quadrate so bestimmt waren, daß ein möglichst guter Anschluß an die photographierte Kurve herauskam, so war eine Entscheidung nicht möglich, denn der mittlere Fehler der beobachteten Kurve gegen die berechnete war auch bei Anwendung der Lorentzschen Formel kein wesentlich anderer.
Eine Entscheidung zwischen den beiden genannten und eventuell auch noch anderen Theorien über die Konstitution des Elektrons war nur möglich, wenn es gelang, die beiden Konstanten der erhaltenen Kurve (die Zahl der Kurvenkonstanten ist stets gleich 2) in absolutem Maße aus den Dimensionen des Apparates und der Stärke des ablenkenden magnetischen bzw. elektrischen Feldes zu berechnen und diese „Apparatkonstanten“ mit den „Kurvenkonstanten“ zu vergleichen.
Aus der Geringfügigkeit der Unterschiede in den Werten für und für ging jedoch hervor, daß zur Erreichung dieses Zieles die Beobachtungen mit weit größerer Genauigkeit ausgeführt werden mußten als bisher. Nachdem mir die hierzu nötigen Mittel von der Königlichen Akademie der Wissenschaften zu Berlin, der ich auch hier
Walter Kaufmann: Über die Konstitution des Elektrons. Verlag der Akademie der Wissenschaften, Berlin 1905, Seite 950. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:%C3%9Cber_die_Konstitution_des_Elektrons.djvu/2&oldid=- (Version vom 4.10.2019)