Nicolaus Müller: Über die Benutzung der Kartoffeln zu Branntewein | |
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Wenn das ganze Geschäfft geendet ist, wird aus dieser Läuterung ein guter Branntewein folgendermassen bereitet. Man thut sie in den rein ausgeputzten Kessel, nebst 3 Loth Anis, 2 oder 3 klein geschnittenen gelben Rüben oder ein Paar Loth Sassafras, um ihm den etwas wildernden Geschmack zu benehmen. Er muß noch langsamer ablaufen, als die Läuterung selbst. Diesemnach werden in 7. 8. 9 Stunden zehen bis zwölf Maaß Branntewein abkommen und 6. 7 Maaß Läuterung übrig bleiben. Beym Abziehen kann man ein Sortiment machen. Der erste, als der Vorschuß, hat eine solche große Kraft und Stärke, daß er kaum zu genießen ist. Der mittlere ist der gute zum Trinken. Der letzte ist etwas schwächer. Unter einander gemischt gleichet er dem Hefen- oder starken Fruchtbranntewein und hält alle Proben aus: z. B. er brennt in der schönsten hellblauen Flamme, bis er sich selbst verzehrt. Gut ist, wenn das Abziehen an einem ganz stillen Tage oder einer stillen heitern Nacht, ohne ziehende Luft geschieht; sonst wird er gerne trüb. Begünstiget von der Witterung gewinnet man auch wohl mehr Branntewein.
Nicolaus Müller: Über die Benutzung der Kartoffeln zu Branntewein in: Journal von und für Franken, Band 5. Raw, Nürnberg 1792, Seite 274. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:%C3%9Cber_die_Benutzung_der_Kartoffeln_zu_Branntewein.pdf/18&oldid=- (Version vom 9.4.2017)