Sage von Schloß Lauterburg
„Laß ihn pochen, laß ihn pochen,
Liebchen, wer auch draußen ist;
Sollst mein Leibgericht ja kochen,
Weil du noch allein mir bist!“
Zu der falschen Edelfrau;
Aber draußen pochts mit Flüchen
Vor dem Schloß im Waldesgau.
An dem Feuer stand die Böse;
Der herein will mit Getöse
Ist ihr Mann, oder ist der Tod.
Beide nahen der zum Schrecken,
Die gebrochen hat die Zucht,
Ja, ihr Mann ist’s, der sie sucht.
Aus dem Wald kommt er gezogen,
Abends, auf die kurze Jagd,
Nach dem Buhlen hergeflogen,
Gießet Milch und mischet Salz,
Zwischen rothen Feuerbränden
Prasselt in dem Topf das Schmalz. –
Haut mein Schwert entzwei das Thor!“
Und die Falsche muß erblassen,
Und der Buhle fährt empor,
Eilt zum Stall nach seinem Pferde,
Und es läuft die Frau vom Heerde,
Steigt hinab im kranken Muth.
Doch die Welle zürnt im Kessel,
Und die Flamme leckt hinein,
Lodert auf in wildem Schein.
Heerd und Küche stehn in Flammen;
Eh die Hausfrau drunten ist,
Schlägt die Glut um sie zusammen,
Durch die Wände fährt das Feuer,
Und der heiße Rachegeist
Frißt an Haus und Hof und Scheuer,
Bis die letzte Fuge reißt.
Steht der Ritter vor dem Haus,
Und der Brand, der bis zum Grunde
Zehret, löscht allmählig aus.
Da entwandelt er dem Haine
Baut sich aus dem Schutt der Steine
Eine Hütte, schwarz und klein,
Birgt sich vor dem Licht der Sonne,
Fristet kaum des Lebens Last,
Legt sich nieder ohne Rast.