Rittergüter und Schlösser im Königreiche Sachsen: Schönbrunn (Bösenbrunn)
König Heinrich I. unterjochte zu Anfang des zehnten Jahrhunderts die Sorben und der Name des Sorbenlandes hiesiger Gegend verliert sich von nun an und die Benennung des Voigtlandes kommt für solche dagegen auf. Um diese besiegten Sorben besser im Zaume zu halten wurden jetzt, ausser den Burgwarten, welche von der hier bestandenen Marg und deren Vergrösserung noch herrührten, noch mehrere dergleichen angelegt und damit diejenigen höheren militärischen Personen beliehen, welche zur Unterdrückung der Sorben hilfreiche Hand geleistet hatten.
Den übrigen Theil des Landes, der nicht an diese graduirten Herren verlehnt wurde, behielten König Heinrich I. und seine Nachfolger, als Domainengüter der Krone für sich, welche sie durch ihre Voigte verwalten liessen, daher der Ursprung der hiesigen Voigte.
Auch diese Voigte bedurften zu ihrer Sicherheit fester Burgen und es entstand in der Voigtei Voigtsberg mit Oelsnitz das Schloss Voigtsberg. In dieser Voigtei entstanden nun auch neue Ansiedelungen und zu diesen neuen Ansiedelungen gehört auch das Dorf Schönbrunn, sogenannt theils von den herrlichen, guten Brunnen, theils von der herrlichen Aussicht, die man in das Elsterthal hin geniesst.
Schönbrunn war ursprünglich blos ein Vorwerk von Oelsniz und wurde erst im 15. Jahrhundert zum Rittergute erhoben, und gehörte auch im 17. Jahrhunderte noch der Stand Oelsniz, sowie diese Stadt noch bis zum Jahre 1609 ebenfalls Lauterbach obern und untern Theils, beide Theile von Marxgrün, die Grafschaft Gölnitzhof inne hatte. Erst durch die Drangsale des 30jährigen Krieges wurde der Rath zu Oelsniz gezwungen, seine schönen Besitzungen zu verkaufen und Schönbrunn kam an die Familie von Reizenstein, welche es in den neunziger Jahren des vorigen Jahrhunderts veräusserte.
Von nun an finden wir hier die Familie Stengel. Der jetzige Besitzer ist Herr Johann David Stengel und ist mit dem Gute seit dem Jahre 1814 beliehen.
Ein Mann von ausgezeichneter Humanität, von grosser Mildthätigkeit und Herzensgüte, dem seine vortreffliche Gattin eine geb. Schenkel aus einem Hause einer alten Patricier-Familie von Oelsnitz in seinen Werken des Wohlthuns stets würdig zur Seite steht.
Die Gebäude des Gutes sind nicht imponirend, sondern zum grossen Theile sehr alt, aber einmal eingetreten in die Wohnung des Eigenthümers kann der Einsprechende nur schwer sich wieder trennen: Denn [126] ein so harmloses, gemüthliches Familienleben wie hier man es findet, wird man selten wieder Gelegenheit haben anzutreffen.
Wahrhaft gute Menschen leben hier, und damit ist Alles gesagt.
Das Areal des Gutes hält 142 Acker, 227 □ R. Feld, 61 Acker Wiese, 12 Acker, 293 □ R. Huth, 2 Acker, 189 □ R. Gartenland, 163 Acker, 85 □ R. Holz, zu seinen 381 Acker, 256 □ R. mit 4181 Steuereinheiten.
Ackerbau und Viehzucht sind die hauptsächlichen Nahrungsquellen der Bewohner. Früher wurde auch hier bedeutender Bergbau auf Eisenstein getrieben, welcher sich bis Bösenbrunn und weiter noch erstreckte. Die Spuren davon sind noch allenthalben auf dem alten Wege von Oelsniz nach Hof über die Dörfer Schönbrunn und Bösenbrunn zu finden. Von Schönbrunn geniesst man eine herrliche Aussicht auf das Elsterthal, auf das über der Elster liegende mit Oelsniz zusammenhängende Raschau, bekannt durch Herrn von Osten, und dessen milde Stiftungen, dessen Andenken bis in die späte Nachwelt von dankbaren Herzen gefeiert werden wird.
Schönbrunn ist mit Voigtsberg, Hartmannsgrün, Zaulsdorf, einem Hause von Rasdorf, der Tanzermühle, der Araunmühle, mit Hundsgrün, Ebersbach, Ober- und Unterhermsgrün, den Schafhäussern mit Süssenbach und Trübelbach, mit Lauterbach, Raschau, der Steinmühle, der Walkmühle, und mit Untermarxgrün nach Oelsniz eingepfarrt und die frühere Schicksale dieses Ortes widerfuhren auch Schönbrunn.
Besonders traurig war das Loos, welches General Holk bei seinem Streifzuge von Hof nach Oelsniz dieser Gegend bereitete. Alles Vieh wurde mit fortgenommen, viele Menschen niedergestochen und die welche mit dem nakten Leben davon gekommen waren, mussten ihre rauchenden Wohnungen bejammern und beweinen.
Der 13. Aug. 1632 war ein Tag des Schreckens für Schönbrunn. Noch mehr aber für das benachbarte Oelsniz. Die Stadt wurde mit Sturm genommen und Menschen, die man auf der Strasse traf, niedergehauen, gleich denen, welche sich in die Kirche geflüchtet hatten.
Damit aber ja keine Schlachtopfer entgehen möchten wurde die Stadt angezündet, so dass die übrigen Einwohner, welche sich in die Keller geflüchtet hatten, darinnen verbrennen mussten. Aus einem einzigen Keller wurden fünfzig Leichen herausgezogen. Damals wurde auch das prächtige Rathhaus mit zerstört, welches man in der Folge wieder herstellte, aber nichts mehr von seinem alten Glanze, von seiner Herrlichkeit behalten hatte.
Zu dem Rittergute Schönbrunn gehörte auch die dabei liegende Fuchsmühle (oder Fuchspol) und das abgebrannte Haus Kulben.
Schönbrunn gehört zu denjenigen 8 Rittergütern, welche man auf einer Viertheil-Quadratmeile in der Taltizer Gegend ohnweit Plauen auf einer Anhöhe erblickt und die Rittersitze und Dorfschaften Taltiz, Eilenstein, Dobeneck, Planschwiz, Stein, Magwiz, Tirbel und Schönbrunn umschliesst. Man fand aber im Voigtlande noch viel kleinere adliche Lehen, die blos in einzelnen Gasthöfen und Mühlen bestanden, auf diese Weise wurden auch von den Grafen von Eberstein zu Plauen die beiden Elster-Mühlen daselbst verlehnt, welche bis in die neuste Zeit als schriftsässige Rittergüter galten und als solche, ihre eigenen Patrimonial-Gerichte innerhalb ihrer Einzäunung hatten.
Nur die Fruchtbarkeit des Landes jener obberegten 8 Rittersitze vermochte früher ihre Besitzer zu ernähren, sowie der Fleiss und die Betriebsamkeit des Voigtländers es dahinbrachte auf seinen ländlichen Besitzungen sich wohl zu befinden und sogar Reichthümer zu sammeln.
Die Güter selbst dieser Gegend sind jetzt in einem solchen vortrefflichen Zustand, dass selten andere in viel fruchtbareren Gegenden und von grösserem Complex mit denselben bezüglich ihrer Rentabilität wetteifern können.
Der Wiesenbau ist hier unübertrefflich. Ja sogar die in früherer Zeit versäumte Forstculur ist in den letzten Jahrzehnten so nachgeholt [127] worden, dass unsere Nachkommen in hiesiger Gegend um Brenn- und Nutzholz nie in Verlegenheit kommen werden.
Schönbrunn hat 60 bewohnte Gebäude mit 73 Haushaltungen und 367 Einwohnern und gehört jetzt zum Gerichtsamte Oelsniz, zum Bezirksgerichte Plauen, wie zur Amthauptmannschaft daselbst und zum Regierungsbezirk Zwickau.
Hier in Schönbrunn ist ebenso wie in der umliegenden Gegend eine Hauptbeschäftigung der jüngeren Frauenzimmer das Nähen der sogenannten Plau’schen Waare geworden, und man kann behaupten, dass gerade hier und in der Umgegend nach dieser Seite hin die feinsten Stickereien geliefert werden.