Rittergüter und Schlösser im Königreiche Sachsen: Bösenbrunn
1 Stunde südwestlich von der Stadt Oelsniz, auf der linken Seite der Elster gelegen. Die Entstehung des Ortes fällt ebenfalls in die Zeit nach der Besiegung und Vertreibung der Sorben-Wenden aus dem Voigtlande.
Undurchdringliches Dunkel der Wälder in hiesiger Gegend unterstützte hier Wegelagerer und Feinde der neuen Ordnung. Der alte Landweg von Oelsniz nach Hof führte hier durch und manches Opfer der früheren Raublust soll hier gefallen sein. An der Stelle wo jetzt das schöne stattliche Schloss steht, befand sich der Sage nach ein ausgezeichneter Brunnen, welcher als Sammelplatz der sich zusammengefundenen Raufhelden gedient hat, um von hier aus sicher ihre Beute zu erwarten.
Daher soll auch die Benenung entstanden sein „der Bösen Brunnen“ d. i. Bösenbrunn. Nach einer andern Version soll der Ort seine Benennung daher haben, weil bei Regenwetter durch die vielen Quellen und Gewässer die Wege in hiesiger Gegend zerissen wurden und das Fortkommen dadurch erschwert war.
Der eigentliche Erbauer des früheren Schlosses, welches mit Wall und Gräben umgeben war, ist unbekannt. Auf alle Fälle haben die Voigte von Plauen und Oelsniz, die erste Veranlassung dazu gegeben und zum Schutze für die hiesige Gegend einen ihrer Getreuen hierher gesetzt.
Die ersten bekannten Besitzer von Bösenbrunn sind die Edlen von Tettau. Diese Familie besass im Jahre 1586 einen ansehnlichen Distrikt, nämlich Planschwiz, Dobenek, Taltitz, Unterlosa, Stöckigt, Bösenbrunn u. s. w.
Nach der Familie von Tettau wird uns das Geschlecht derer von Neidberg als mit Bösenbrunn beliehen genannt. In dem Besitze dieses Geschlechts blieb das Gut über 150 Jahre. Dann kam Bösenbrunn an Ferdinand von Reibold, von welchem es seine Tochter, Erdmuthe Christiane früher eine verheirathete von Brandenstein auf Posiz und Oppurg, später eine verwittw. Freyin von Fletscher erbte, die es im Jahre 1723 ihrem Sohne Heinrich August von Brandenstein abtrat. Derselbe lies den alten Rittersitz zu Bösenbrunn abbrechen und einen modernen Landsitz aufführen, wie wir solchen in der Abbildung sehen. Im Jahr 1802 übernahm des Letztern jüngster Sohn Wihelm Ernst von [128] Brandenstein, nachmals Domherr des Stifts Merseburg des Vaters Güter. Bald nachher acquirirte aber Bösenbrunn die Familie Seidel, in deren Verwandschaft es bis heutigen Tages geblieben ist. Ein Schwager von des Erwerbers Familie, Herr Schaumburg war der Nachfolger im Besitze. Letztrer, welcher mit einer geb. Stengel aus dem Hause Troschenreuth verheirathet war, gab, da seine Ehe kinderlos war, noch bei Lebzeiten das Gut dem Manne seiner Pflegetochter, Herrn Wauer, dem Sohne des früheren Rittergutsbesitzers von Rodersdorf obern Theils, welcher seine Bildung auf dem Gymnasium zu Plauen genossen hat und ein vortrefflicher Landwirth, ein guter Familienvater und mildthädiger Herr seinen Untergebenen ist. Möge derselbe mit seiner Familie sich noch lange dafür des Himmels reicher Segnungen erfreuen.
Bösenbrunn das Rittergut und Dorf liegt angenehm an den Pfaffenbergen und der Triebel, ein südwestlich von Adorf im Schirningwald entspringender in die Elster sich ergiessender Bach. Die Einwohner selbst gehören nicht zu den wohlhabenden; die meisten sind Häusler, welche im Rittergute und in der benachbarten Stadt Oelsnitz vom Tagelohn sich ernähren, viele von den Frauenzimmern nähen für Fabrikanten in Plauen. Ausserdem ist hier ein Gasthof, und ein Huthhaus; auch zwei Mühlen findet man im Ort.
Bisher war auch der Gerichtsbarkeit vom neuschriftsässigen Rittergute, ein Theil von Obertriebel, ein Theil von Untertriebel, das Oertchen Triebelbach und die Culmhäuser unterworfen.
Der jedesmalige Rittergutsbesitzer von Bösenbrunn ist Collator über Kirche und Schule daselbst, sowie ihm auch das Besetzungsrecht des geistlichen Amtes und der Schule zu Untertriebel zusteht.
Die Kirche zu Bösenbrunn ist erneut und hat ein freundliches Ansehen. Bis ins 16. Jahrhundert war Bösenbrunn nach Oelsniz gepfarrt und musste deshalb bis auf die neuesten Zeiten dorthin Zins und Zehnten bezahlen.
Die Pfarrstelle ist deshalb sehr gering und die hiesigen Pfarrer betrachteten daher auch stets ihr Amt blos als einen Uebergangposten. Der Pfarrer ist zugleich Schullehrer.
Eingepfarrt sind blos die sogenannten 6 Culmhäuser.
Untertriebel mag noch später entstanden sein, wie Bösenbrunn und ein grosser Theil des Grundes und Bodens dahin gehört haben. Der erste Anbau im 13. oder 14. Jahrhundert soll ein Eisenhammer gewesen sein, welcher auf Bösenbrunner Grund und Boden stand.
Die dasige Kirche liegt auf einem ziemlich hohen mit Birken und Kirschenbäumen angepflanzten Berge. Von Innen ist sie geräumig, hell und einfach ausgeschmückt.
Eingepfarrt ist hieher Obertriebel, Süssenbach und Neubrambach.
Unter den hiesigen Schullehrern ist vorzüglich nennenswerth Johann Traugott Gemeinhardt, welcher 46 Jahre als Cantor und Schulmeister hier fungirte und während seiner Amtszeit ein Institut von 30 Zöglingen errichtet hatte, davon jährlich mehrere auf höhere Bildungsanstalten abgiengen.
Untertriebel, wie Bösenbrunn stehen unter der Inspection Oelsniz.
Das obenerwähnte Huthaus (zur grünen Tanne genannt) war dem früheren Amte Voigtsberg unterworfen sowie auch die Zechenhäuser, aus der Zeit herrühren, wo früher hier noch Bergbau auf Eisenstein getrieben wurde.
Im Jahr 1823 baute man nicht nur den bis zu 10 Ellen mächtigen Eisensteingang der grünen Tanne ab, sondern auch die junge, die kleine grüne Tanne, endlich die neue Hoffnung als ein Beilehn des Burghards zu Schönbrunn.
Bösenbrunn Dorf und Rittergut mit seinen frühern Gerichtsuntergebnen gehört jetzt zum Gerichtsamte Oelsniz, dem Bezirksgerichte Plauen, zur Amtshauptmannschaft Plauen, zum Regierungsbezirk Zwickau und hat nach der letzten Volkszählung 88 bewohnte Gebäude, 122 Familienhaushaltungen und 526 Einwohner.