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Rittergüter und Schlösser im Königreiche Sachsen: Neuensalz

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Textdaten
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Autor: Otto Moser
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Titel: Neuensalz
Untertitel:
aus: Voigtländischer Kreis, in: Album der Rittergüter und Schlösser im Königreiche Sachsen. Band 5, Seite 7–8
Herausgeber: Gustav Adolf Poenicke
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Erscheinungsdatum: [1859]
Verlag: Expedition des Ritterschaftlichen Album-Vereins
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Erscheinungsort: Leipzig
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Quelle: Commons = SLUB Dresden
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Neuensalz.




An den von Reichenbach nach Plauen und Oelsnitz führenden Chausseen liegt auf einem Berghange des Thales, welches der Rabenbach bis zu seinem Eintritt in den Triebfluss durchschneidet, umgeben von dem freundlichen Dörfchen gleichen Namens das reizende Schloss Neuensalz, dessen schöner Bau aus der Asche des am 18. Februar 1851 durch Brand zerstörten Rittersitzes in eben so geschmackvoller als moderner Form emporstieg. Das älteste Schloss, welches noch aus grauer Vorzeit stammte, war bereits zu Anfang dieses Jahrhunderts abgebrochen worden um einem neuen bequemer eingerichteten Hause Platz zu machen, dieses stand jedoch kaum funfzig Jahre als die gierigen Flammen es verzehrten, und der Besitzer, Herr Wilhelm Otto Seiler einen Neubau seines Rittersitzes unternahm, welcher dem Orte zu nicht geringer Zierde gereicht.

Was die Entstehung von Neuensalz anbetrifft, so wurde dasselbe wahrscheinlich sehr bald nach der Erbauung des nahen Dorfes Altensalz gegründet, welches in seinen Marken einige Salzquellen besitzt von denen beide Orte den Namen erhielten. Man schätzt das Alter dieses Salzwerks sehr hoch, und es unterliegt wohl kaum einem Zweifel, dass die frühesten Bewohner des Voigtlandes, die Sorben, bereits hier Salz bereiteten. In einem Amtsbuche von 1520 wird gemeldet, dass damals von Neuem an dem Salzwerke gearbeitet wurde, nachdem es seit undenklichen Zeiten der Vergessenheit anheimgegeben war. Das Holz, welches man bei der Zubereitung des Salzes gebrauchte, fällte man im Gräfenhaine, einem damals landesherrlichen Walde. Als jedoch im Jahre 1542 bei Treuen zwei Teiche ihre Dämme durchbrachen, drang das Wasser in die Salzwerke und verschlämmte sie dergestalt, dass die Arbeiten eingestellt wurden, bis Churfürst August im Jahre 1569 sie abermals aufzunehmen befahl. Der damalige Amtsschösser von Plauen, Peter Schönfelder, erhielt die Weisung eine Flasche mit guter reiner Soole aus dem Salzaer Brunnen nach Dresden zu schicken; trotzdem blieb jedoch das Werk liegen, bis 1638 Hans Georg von Carlowitz den Bau von Neuem begann und vom Churfürsten Johann Georg I. ein Privilegium darüber empfing. Der Unternehmer gewann auch wirklich eine sehr gute Soole, dennoch aber ging das Werk, welches unter das Schneeberger Bergrevier gebracht wurde, im Jahre 1695 wieder ein. Zuletzt legte hier der Leipziger Professor Lehmann Siede- und Trockenhäuser an (1722), allein schon nach achtzehn Jahren gerieth Alles ins Stocken und das Werk blieb seitdem gänzlich verlassen. Das hier gesottene Salz war dunkler als das gewöhnliche, aber auch viel schärfer.

Urkundliche Nachrichten über Neuensalz finden sich zuerst im funfzehnten Jahrhundert, wo es als der Stammsitz eines adligen Geschlechts „von Salcza dem Nawen“ vorkommt. – Melchior von Salcze dem Nawen wird in einer Urkunde von 1465 als Zeuge bei Belehnung der Nonnen im Kloster Kronschwitz mit einem Bauerhofe zu Friesen genannt. Zu Anfang des sechszehnten Jahrhunderts gehörte Neuensalz den Herren von Tettau, von denen Junker Hans von Tettau 1533 die Hälfte der ihm zustehenden Herrschaft Schwarzenberg an den Churfürsten verkaufte; 1580 besass es Sebald von Tettau, und 1592 wird Bernhard von Tettaus auf Neuensalz Ehewirthin als Pathe von Christoph Weidmüllers Kinde erwähnt. Adolf von Watzdorf auf Neuensalz (1653) überliess das Gut 1673 dem Junker Joachim von Seidewitz und dieser 1682 Erdmann von Seidewitz, von dem es 1691 Bernhard von Lindenfels erwarb. Schon im Jahre 1693 kam jedoch Neuensalz an Casimir von Beust, welcher von Barbara von Gottförd das Mauergut, von Siegmund von Reizenstein das Freigut Sorga oder die Waschleithen, und von Carl von Metzsch das Rittergut Zobes erkaufte, und diese Besitzungen als Vorwerke mit dem Rittergute Neuensalze vereinigte. Auf Casimir von Beust folgten im Besitz des Gutes Carl Friedrich von Beust (1731), diesem Friedrich Wilhelm von Beust (1777) und im Jahre 1822 die Gebrüder Wilhelm Gottfried und Heinrich Leopold von Beust, von welchen Letzterer, der vormalige Amtshauptmann des voigtländischen Kreises, auf einer Reise nach Brambach am 2. Mai 1843 starb und nach Neuensalz gebracht wurde, wo die entseelte Hülle im Garten des Schlosses auf des Verstorbenen Lieblingsplatze, unter ehrwürdigen Linden ihre letzte Ruhestätte fand. Der gegenwärtige Besitzer von Neuensalz mit Zubehör ist Herr Wilhelm Otto Seiler.

Das Rittergut Neuensalz hat eine bedeutende Spiritusbrennerei, Brauerei, vorzügliche Ziegelei und eine Pechhütte, auch werden in dem Rabenbache und der Trieb Perlenmuscheln gefunden, welche indessen Eigenthum des Landesherrn sind. Das Gut, sowie das Dorf Neuensalz nebst den Ortschaften Voigtsgrün, Gansgrün, Thossfell, Gospersgrün und Zobes, auf welchem letzteren[WS 1] Rittergute der Neusalzaer herrschaftliche Förster wohnt, sind nach Altensalz eingepfarrt, obgleich in Neuensalz sich eine Capelle [8] befindet. Die Kirche von Altensalz kam im Jahre 1214 unter das Patronat des deutschen Ritterordens, den der Graf von Eberstein zu Plauen, vielleicht um durch ihn einen Schutz gegen die immer mächtiger werdenden Voigte des Plauenschen Hauses zu erhalten, bei sich aufgenommen hatte. Die deutschen Ritter – auch Marianer genannt – brachten in Bezug auf Cultur eine neue Epoche über das Voigtland und vernichteten namentlich die letzten Reste des sorbischen Heidenthums. Zu welcher Zeit die jetzige Kirche erbaut wurde ist unbekannt, doch verräth ihr Ansehen ein hohes Alterthum.

Die Capelle in Neuensalz, in der sich das Erbbegräbniss der Rittergutsbesitzer befindet, war höchst wahrscheinlich in früher Zeit eine Mess- und Begräbnisscapelle, in welcher jetzt der Pfarrer von Altensalz jährlich funfzehn Predigten, und auf den Wunsch des Schlossherrn alle kirchlichen Handlungen abzuhalten verpflichtet ist. Im Jahre 1582 besass die Capelle ein Vermögen von 89 Gülden 14 Groschen, welches durch die sorgfältige und kostenfreie Verwaltung der Rittergutsbesitzer zu einem Capital von 16000 Thalern angewachsen ist, dessen Zinsen ausser den Kosten des Gottesdienstes und der theilweisen Besoldung des Schullehrers, zur Unterstützung armer, alter oder kranker Personen des Gerichtsbezirks verwendet werden. Die Capelle war zu Anfange des vorigen Jahrhunderts in so schlechtem Zustande, dass Casimir von Beust sie im Jahre 1702 ausbessern und 1706 mit Malereien verzieren liess, auch wurde 1718 aus ihrem Vermögen eine neue Uhr angeschafft; jetzt (im September 1854) wird die alte Capelle vom Herrn Rittergutsbesitzer Seiler in gothischem Style umgebaut und ausgeschmückt.

Ueber die frühesten Schicksale des Dorfes wie des Edelsitzes Neuensalz sind keine Nachrichten auf unsere Zeit gekommen, doch ist es sehr wahrscheinlich das die Hussitenschwärme, sowie die rohen Soldatenhaufen des dreissigjährigen Krieges auch in Neuensalz mit derselben barbarischen Grausamkeit gehaust haben mögen, wie in den naheliegenden Orten. Im Jahre 1616 war in dieser Gegend eine Theurung, die von Ostern bis Jacobi währte und entsetzliches Elend verursachte, und 1626 brach im Kirchspiel eine Seuche aus, die mit furchtbarer Heftigkeit wüthete und in vielen Häusern sämmtliche Bewohner hinwegraffte, unter denen sich der Pastor Weber zu Altensalz und sein Nachfolger Johann Pfretzschner mit ihren Familien befinden; doch blieben Thossfell, Zobes und Neuensalz von dieser pestartigen Krankheit gänzlich verschont. Auch im letzten französischen Kriege hatte Neuensalz durch die gräulichen Verwüstungen der einquartirten Franzosen und Baiern viel zu leiden, der Ort wurde gänzlich ausgeplündert und ein grosser Theil des Pfarrarchivs in Altensalz völlig vernichtet.

Das Dorf Neuensalz hat 504 Einwohner welche sich grösstentheils mit dem Landbau beschäftigen, doch giebt auch die gewerbthätige blühende Kreisstadt Plauen einem ziemlichen Theile der Bevölkerung, namentlich durch die bekannten Stickereiarbeiten, nicht unbeträchtlichen Erwerb. In der Nähe von Neuensalz wird Asbest gefunden.

Otto Moser.     



Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: letzeren