An den von Reichenbach nach Plauen und Oelsnitz führenden Chausseen liegt auf einem Berghange des Thales, welches der Rabenbach bis zu seinem Eintritt in den Triebfluss durchschneidet, umgeben von dem freundlichen Dörfchen gleichen Namens das reizende Schloss Neuensalz, dessen schöner Bau aus der Asche des am 18. Februar 1851 durch Brand zerstörten Rittersitzes in eben so geschmackvoller als moderner Form emporstieg. Das älteste Schloss, welches noch aus grauer Vorzeit stammte, war bereits zu Anfang dieses Jahrhunderts abgebrochen worden um einem neuen bequemer eingerichteten Hause Platz zu machen, dieses stand jedoch kaum funfzig Jahre als die gierigen Flammen es verzehrten, und der Besitzer, Herr Wilhelm Otto Seiler einen Neubau seines Rittersitzes unternahm, welcher dem Orte zu nicht geringer Zierde gereicht.
Was die Entstehung von Neuensalz anbetrifft, so wurde dasselbe wahrscheinlich sehr bald nach der Erbauung des nahen Dorfes Altensalz gegründet, welches in seinen Marken einige Salzquellen besitzt von denen beide Orte den Namen erhielten. Man schätzt das Alter dieses Salzwerks sehr hoch, und es unterliegt wohl kaum einem Zweifel, dass die frühesten Bewohner des Voigtlandes, die Sorben, bereits hier Salz bereiteten. In einem Amtsbuche von 1520 wird gemeldet, dass damals von Neuem an dem Salzwerke gearbeitet wurde, nachdem es seit undenklichen Zeiten der Vergessenheit anheimgegeben war. Das Holz, welches man bei der Zubereitung des Salzes gebrauchte, fällte man im Gräfenhaine, einem damals landesherrlichen Walde. Als jedoch im Jahre 1542 bei Treuen zwei Teiche ihre Dämme durchbrachen, drang das Wasser in die Salzwerke und verschlämmte sie dergestalt, dass die Arbeiten eingestellt wurden, bis Churfürst August im Jahre 1569 sie abermals aufzunehmen befahl. Der damalige Amtsschösser von Plauen, Peter Schönfelder, erhielt die Weisung eine Flasche mit guter reiner Soole aus dem Salzaer Brunnen nach Dresden zu schicken; trotzdem blieb jedoch das Werk liegen, bis 1638 Hans Georg von Carlowitz den Bau von Neuem begann und vom Churfürsten Johann Georg I. ein Privilegium darüber empfing. Der Unternehmer gewann auch wirklich eine sehr gute Soole, dennoch aber ging das Werk, welches unter das Schneeberger Bergrevier gebracht wurde, im Jahre 1695 wieder ein. Zuletzt legte hier der Leipziger Professor Lehmann Siede- und Trockenhäuser an (1722), allein schon nach achtzehn Jahren gerieth Alles ins Stocken und das Werk blieb seitdem gänzlich verlassen. Das hier gesottene Salz war dunkler als das gewöhnliche, aber auch viel schärfer.
Urkundliche Nachrichten über Neuensalz finden sich zuerst im funfzehnten Jahrhundert, wo es als der Stammsitz eines adligen Geschlechts „von Salcza dem Nawen“ vorkommt. – Melchior von Salcze dem Nawen wird in einer Urkunde von 1465 als Zeuge bei Belehnung der Nonnen im Kloster Kronschwitz mit einem Bauerhofe zu Friesen genannt. Zu Anfang des sechszehnten Jahrhunderts gehörte Neuensalz den Herren von Tettau, von denen Junker Hans von Tettau 1533 die Hälfte der ihm zustehenden Herrschaft Schwarzenberg an den Churfürsten verkaufte; 1580 besass es Sebald von Tettau, und 1592 wird Bernhard von Tettaus auf Neuensalz Ehewirthin als Pathe von Christoph Weidmüllers Kinde erwähnt. Adolf von Watzdorf auf Neuensalz (1653) überliess das Gut 1673 dem Junker Joachim von Seidewitz und dieser 1682 Erdmann von Seidewitz, von dem es 1691 Bernhard von Lindenfels erwarb. Schon im Jahre 1693 kam jedoch Neuensalz an Casimir von Beust, welcher von Barbara von Gottförd das Mauergut, von Siegmund von Reizenstein das Freigut Sorga oder die Waschleithen, und von Carl von Metzsch das Rittergut Zobes erkaufte, und diese Besitzungen als Vorwerke mit dem Rittergute Neuensalze vereinigte. Auf Casimir von Beust folgten im Besitz des Gutes Carl Friedrich von Beust (1731), diesem Friedrich Wilhelm von Beust (1777) und im Jahre 1822 die Gebrüder Wilhelm Gottfried und Heinrich Leopold von Beust, von welchen Letzterer, der vormalige Amtshauptmann des voigtländischen Kreises, auf einer Reise nach Brambach am 2. Mai 1843 starb und nach Neuensalz gebracht wurde, wo die entseelte Hülle im Garten des Schlosses auf des Verstorbenen Lieblingsplatze, unter ehrwürdigen Linden ihre letzte Ruhestätte fand. Der gegenwärtige Besitzer von Neuensalz mit Zubehör ist Herr Wilhelm Otto Seiler.
Das Rittergut Neuensalz hat eine bedeutende Spiritusbrennerei, Brauerei, vorzügliche Ziegelei und eine Pechhütte, auch werden in dem Rabenbache und der Trieb Perlenmuscheln gefunden, welche indessen Eigenthum des Landesherrn sind. Das Gut, sowie das Dorf Neuensalz nebst den Ortschaften Voigtsgrün, Gansgrün, Thossfell, Gospersgrün und Zobes, auf welchem letzteren[WS 1] Rittergute der Neusalzaer herrschaftliche Förster wohnt, sind nach Altensalz eingepfarrt, obgleich in Neuensalz sich eine Capelle
Anmerkungen (Wikisource)
- ↑ Vorlage: letzeren
Gustav Adolf Pönicke (Hrsg.): Album der Schlösser und Rittergüter im Königreiche Sachsen V. Section. Expedition des Ritterschaftlichen Album-Vereins, Leipzig 1859, Seite 7. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Album_der_Schl%C3%B6sser_und_Ritterg%C3%BCter_im_K%C3%B6nigreiche_Sachsen_V.djvu/7&oldid=- (Version vom 21.6.2019)