16) Memmius Vitrasius Orfitus Honorius, gleichfalls eine Stütze des Heidentums, wie seine Priestertümer (pontifex Vestae, quindecimvir sacris faciundis, pontifex Solis CIL VI 1739. 1740. 1741 [= Dess. 1243]. 1742) und eine Tempelweihung an Apollon, die er noch in seiner zweiten Stadtpraefectur vollzog (Dess. 3222 = CIL VI 45), beweisen, von vornehmster Geburt [1145] (CIL VI 1739–1742. Amm. XIV 6, 1) und in der Rechtskunde wohl unterrichtet (Amm. a. O. Symmach. epist. I 1, 5), aber in der Rhetorik schwach (Amm. a. O.). Er unterzog sich den senatorischen Munera der Quaestur, der Praetur und des Consulatus suffectus (CIL a. O.) zum Teil wohl noch als Knabe. Denn alle seine Ämter bekleidete er in frühester Jugend (CIL VI 1742: omnibusque perfuncto honoribus intra aetatis primordia. 1741: his omnibus ab ipsa iuventute perfuncto). Consularis Siciliae noch vor dem J. 350 (Dess. 5905 = CIL X 7200; vgl. VI 1739–1742); dann comes ordinis secundi expeditiones bellicas gubernans (CIL VI 1739. 1740. 1742), was ausdrücklich hervorgehoben wird, weil es damals seltene Ausnahme war, daß ein Senator noch in kriegerischer Tätigkeit benutzt wurde; dann legatus secundus difficillimis temporibus petitu senatus et populi Romani. Vielleicht war er der Gesandtschaft beigegeben, durch die Magnentius im Winter 351/2 dem Constantius gegen Zusicherung seines Lebens Unterwerfung anbot (Zonar. XIII 8 p. 17c; vgl. o. Bd. IV S. 1069, 12). Ist dies richtig, so muß ihn Constantius gleich an seinem Hofe behalten und erst zum comes ordinis primi, dann zum comes ordinis primi intra consistorium ernannt haben, was er wahrscheinlich seiner Rechtskunde verdankte. Proconsul Africae wurde er gleich nachdem sich Constantius der Diözese bemächtigt hatte, d. h. im Herbst oder im Winter 352 (CIL VI 1739–1742 tertio sacrarum cognitionum iudici bezieht sich nicht auf das Proconsulat, sondern soll besagen, daß S. dreimal überhaupt kaiserlicher Appellationsrichter war, einmal als Proconsul und zweimal als Praefectus urbis; vgl. CIL VI 1161. 1162). Am 8. Dezember 353 trat er dann seine erste Stadtpraefectur an (Mommsen Chron. min. I 69. CIL VI 45. 1739–1742. Amm. XIV 6, 1), in der er bis zum 13. Juni 356 nachweisbar ist (Cod. Theod. VI 4, 7. IX 25, 1. VIII 12, 7. 13, 3. Cod. Iust. VII 37, 1. XII 1, 6. IX 19, 4 = Cod. Theod. IX 17, 4. Über die Datierung s. Seeck Regesten 45, 36). Während derselben traten wegen Weinmangels Volksaufstände ein (Amm. XIV 6, 1). Schon nach kurzer Zeit (CIL VI 1741: non multo interposito tempore iterum praefecto urbi) wurde er zu einer zweiten Stadtpraefectur berufen (Amm. XVI 10, 4. XVII 4, 1. CIL VI 45. 1161. 1162. 1739–1742), in der er vom 28. April 357, an dem der Kaiser seinen Einzug in Rom hielt (Amm. XVI 10, 4; vgl. 20. Mommsen Chron. min. I 239) bis zum 25. März 359 nachweisbar ist (Cod. Theod. XV 12, 2. VIII 13, 4. XIV 6, 1). Auf die Denuntiation des Bäckers Terentius wurde er 364 auf Unterschleif (peculatus) verurteilt, in die Verbannung geschickt und sein Vermögen ganz oder zum Teil vom Fiskus eingezogen. Doch als Vulcacius Rufinus zur Praefectura praetorio gelangte (zuerst nachweisbar am 28. Juni 365. Cod. Theod. IX 30, 3. XII 1, 66), bewirkte er seine Rückberufung und den Ersatz des geraubten Vermögens (Amm. XXVII 3, 2. 7, 3). Dieser Handel mag der Grund gewesen sein, warum seine beiden Töchter sich emanzipieren ließen und auf die Erbschaft des Vaters verzichteten (Symmach. epist. IX 150, 3; rel. 34, 10. 12). Doch [1146] ging die Villa Bauli am Meerbusen von Baiae, die früher dem Orfitus gehört hatte, auf seinen Schwiegersohn Q. Aurelius Symmachus über, wahrscheinlich als Mitgift seiner Tochter (Symmach. epist. I 1, 5). Da diese Rusticiana hieß und ihren Sohn Fabius benannte, scheint die Gattin des Orfitus ihren Stammbaum von Fabius Rusticus, dem Geschichtschreiber Neros, abgeleitet zu haben. Um das J. 370 starb Orfitus (Symmach. epist. IX 150, 1; rel. 34, 8).