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RE:Funale

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Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft
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Dieser Text wurde anhand der angegebenen Quelle einmal Korrektur gelesen. Die Schreibweise sollte dem Originaltext folgen. Es ist noch ein weiterer Korrekturdurchgang nötig.
großer Kerzenhalter, Kandelaber, Gefäßfackel
Band VII,1 (1910) S. 290291
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Funale. Das Wort hat eine doppelte Bedeutung. Erstens bezeichnet es in älterer und später in poetischer Sprache den Kandelaber im eigentlichen Sinne, an den Kerzen, funes genannt, weil eine Art Strick als Docht diente (s. Art. Candela Bd. III S. 1461), angesteckt wurden (s. Art. Candelabrum Bd. III S. 1461). Varro bei Serv. Aen. I 727. Isid. or. XX 10, 5. Das einzige sichere Beispiel dieses Sprachgebrauchs ist Ovid met. XII 247; und auch hier ist es kein gewöhnlicher Kandelaber, sondern ein großer Kerzenträger für viele Kerzen. Beide Worte, funis und funale, sind später durch candela und candelabrum verdrängt worden. Nach Donat. Ter. Andr. 115 heißen F. auch die Spitzen, an die die Kerze angesteckt wurde. Zweitens aber bezeichnet F. auch die Kerze selbst. Serv. Aen. XI 143. Isid. orig. XIX 4, 1. So kann es verstanden werden Verg. I 727, wo freilich Servius Kandelaber versteht. Claudian. nupt. Hon. 206. Besonders aber bedeutet es eine Fackel; so Hor. od. III 26, 7. Hierher gehört das F. mit dem Beamte, hauptstädtische und munizipale (Lex col. Gen. 62), berechtigt waren, sich Nachts vorleuchten zu lassen, welches Vorrecht Duilius sich auch als Privatmann anmaßte. Cic. Cat. mai. 44. Val. Max. III 6, 4. Liv. ep. XVII. Flor. II 2, 10; Auct. de vir. ill. 38. Sil. Ital. VI 667. Zweifelhaft bleibt, worin eigentlich dies Vorrecht der Beamten bestand, da es doch auch sonst erlaubt und üblich war, sich mit Fackeln (bei Hor. a. O. F. genannt) nach Hause leuchten zu lassen. Mommsen St.-R. I3 423, 4 vergleicht das prunae vatillum des Praetors in Fundi bei Hor. sat. I 5, 36 und das den Kaisern vorgetragene Feuer (φῶς, πῦρ, lux: Cass. Dio LXXI 35, 5. Herodian. I 8, 4. 16, 4. II 3, 2. 8, 6. VII 1, 9. Coripp. de laud. Iust. III 3, 9) und meint, das Auszeichnende seien weniger die Fackeln gewesen, als das Kohlenbecken zum Anzünden derselben. Doch ist dies wenig befriedigend. Die Horazstelle bleibt auch so ganz rätselhaft; der Zusammenhang des den Kaisern (auch bei Tage) vorgetragenen Feuers mit den F. der Beamten ist mehr als zweifelhaft, ganz unwahrscheinlich aber, daß die Berichterstatter über Duilius und nun gar das Munizipalgesetz alle das jedermann Freistehende erwähnt, das Auszeichnende verschwiegen haben sollten. Dieses muß in der Fackel selbst gelegen haben. Vielleicht gibt das Richtige Cicero a. O.: crebro funali, eine größere Zahl von Fackelträgern. Die Konjektur cereo für crebro (nach Val. Max. a. O.: ad funalem cereum) ist verfehlt: danach hätte das Auszeichnende in der Wachsfackel im Gegensatz zu anderen Fackeln bestanden, was undenkbar ist. [291] Vielmehr ist bei Val. Max. (wo auch die nur hier verkommende männliche Form von F. verdächtig ist) entweder zu ändern oder ein Irrtum seinerseits anzunehmen.

Zweifelhaft ist auch, wie das Wort F. zu der Bedeutung ,Fackel‘ gekommen ist, ob von der Bedeutung ,Kerze‘ oder von der ,Kandelaber‘ ausgehend, und ob F. jede Art Fackel bedeutet oder ursprünglich eine besondere Art, und welche. Von der Bedeutung ,Kerze‘ ausgehend, möchte man vermuten, daß F. ursprünglich eine kerzenartige Fackel war, und damit würde stimmen Val. Max. a. O. ad funalem cereum ; denn eine solche Fackel ist eben der cereus. Nun aber nennt die Lex col. Gen. nebeneinander, unterscheidet also, funalia cereos. Nach diesem Zeugnis, das als das authentischste gelten muß, ist also unter F. etwas von der Kerzenfackel, dem cereus Verschiedenes zu verstehen. Und da offenbar F. eine vornehmere Art Fackel ist, da es ferner nicht glaublich ist, daß man etwas dem Kandelaber mit seitwärts angesteckten Kerzen Ähnliches als Fackel verwendet haben sollte (es findet sich davon auch keine Spur in den zahllosen bildlichen Darstellungen von Fackeln), so bleibt kaum etwas anderes übrig, als unter F. als Fackel eine Art Gefäßfackel (s. Fackeln o. Bd. VI S. 1948ff.) zu verstehen. Ob jede Gefäßfackel oder etwa nur eine bestimmte Art F. heißen konnte, muß dahingestellt bleiben. Das Wort kam dann wohl zu dieser Bedeutung von der Bedeutung ,Kerzenkandelaber‘ aus; wie dieser an seinen Spitzen, so trug die Gefäßfackel in ihrer Höhlung den Brennstoff, und so mag der Name auf sie übergegangen sein.

In den romanischen Sprachen ist wohl fanal, fanale eine Kontamination aus F. und dem spät- und neugriechischen φανάριον, φανάρι.

[Mau. ]