RE:Evocati
Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft | |||
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Personen, die der römischen Republik in schweren Zeiten beistanden | |||
Band VI,1 (1907) S. 1145–1152 | |||
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Evocati, griechisch ἠουοκᾶτοι (IG XIV 997. CIL III 6547[1] = 7299. Cass. Dio XLV 12, 3) oder ἀνάκλητοι (Cass. Dio XLV 12, 3. LV 24, 8. LXXVIII 5, 3). Während der ersten Jahrhunderte der Republik haben wir unter E. Männer zu verstehen, welche, wenn das Wohl des Staates auf dem Spiele stand, lediglich aus freien Stücken, [1146] ohne gesetzlich dazu verpflichtet zu sein, der von irgend einem beherzten angesehenen Bürger an sie gerichteten Aufforderung qui rem publicam salvam esse vult, me sequatur folgten, vgl. Serv. Aen. VII 614. VIII 1. Donat. ad Ter. Eunuch. IV 7, 2. Isid. orig. IX 3, 53–55. Mommsen Eph. ep. V p. 142f.; St.-R. I3 695. III 241, 3. Die so zu den Waffen Gerufenen waren keine Soldaten, sondern nach Servius Aen. II 157 pro milite, weil sie unvereidigt, ohne Anspruch auf Sold nur solange, als die Gefahr dauerte, dienten (Mommsen Eph. ep. V p. 143, 1. 144). Dergleichen Aufforderungen waren, da sie nur in Zeiten höchster Bedrängnis ergehen sollten, selten. Eine Evocatio, auf die sich 800 Mann meldeten, erließ 455 v. Chr. Sicinius Dentatus (Dion. Hal. X 43. Lange Hist. mutationum rei milit. Rom. 9. J. Schmidt Herm. XIV 328, 1. Marquardt St.-V. II2 387). Dagegen beziehen sich alle anderen von Marquardt (a. a. O. 387f.) aus frührepublikanischer Zeit angeführten Beispiele, ebenso wie die von Fröhlich (Die Bedeutung des 2. pun. Krieges 36; Das Kriegswesen Caes. I 42) aus der Zeit des zweiten Makedonischen und des Antiochischen Krieges nicht auf E., sondern (vgl. Zander Andeutungen zur Gesch. des röm. Kriegswesens 5. Forts. 18. Madvig Verf. u. Verw. d. röm. Staates II 475) auf voluntarii (s. d.), die, wie Mommsen a. a. O. 142, 3 ausführt, von den E. wohl zu unterscheiden sind. Um das 1. Jhdt. v. Chr. änderte sich die Grundform der Evocatio insofern, als seitdem die politischen Machthaber sehr häufig keineswegs im Staatsinteresse, sondern in dem Streben, die eigenen Streitkräfte durch eine Elitetruppe zu vermehren, ausgediente Soldaten von erprobter Tüchtigkeit und Ergebenheit (vgl. Sall. b. Iug. 84, 2. Caes. bell. civ. I 85, 9. Liv. epit. CXVII. Cass. Dio XLV 38, 4) zu neuen Kriegsdiensten veranlaßten (Cagnat in Daremberg-Saglio Dict. II 866. Mommsen a. a. O. 143f. Marquardt a. a. O. 387. 434. 466). Der erste, der mit Erfolg E. für seine Zwecke im Kriege verwendete, war Marius, vgl. Sall. b. Iug. 84, 2. Zander Andeutungen 5. Forts. 18. Fröhlich Die Bedeut. des 2. pun. Krieges 34; Das Kriegsw. Caes. I 42f. Schmidt a. a. O. 328. Marquardt a. a. O. 388. Von Cicero abgesehen, der 51 v. Chr. als Proconsul Kilikiens, um die Parther abzuwehren, mit ausdrücklicher Genehmigung des Senats seine zwei Legionen durch eine firma manus evocatorum verstärkte (Cic. ad fam. III 6, 5), folgten Marius Beispiel u. a. Catilina (Sall. Cat. 59, 3), Cassius Longinus (b. Alex. 53, 1), Pompeius (Caes. bell. civ. I 3, 2. 3. 27, 5. III 53, 1. 88, 5. Suet. Vesp. 1), Caesar (Caes. bell. civ. I 17, 4. 85, 9. III 91, 1. Bell. Afr. 82, 2. CIL I 624[2] = X 3886. X 6011 mit Mommsens Erklärung a. a. O. 142, 1), Octavian (Appian. bell. civ. III 40. Cass. Dio XLV 12, 3. Cic. ad Att. XVI 8, 1. Liv. epit. CXVII. Suet. Aug. 10. 56). Handelte es sich um eine größere Zahl Leute, so erfolgte die Evocatio durch einen allgemeinen Aufruf (Fröhlich Das Kriegsw. Caes. I 42. Schmidt a. a. O. 329f.), während der einzelne nominatim aufgeboten wurde, ein Verfahren, das besonders Caesar gern anwendete (Caes. bell. Gall. III 20, 2 – vgl. dazu CIL X 6011[3] –. V 4, 2. VII 39, 1; bell. civ. I 39, 2. II 5, 5. Zander [1147] a. a. O. 18. Marquardt a. a. O. 387). Dazu bestimmt, in den Krieg entscheidend einzugreifen (Mommsen a. a. O. 144), wurden die E. bald als ein besonderes größeres Elitekorps belassen (vgl. Cic. ad fam. XV 4, 3. B. Alex. 53, 1. Appian. bell. civ. III 40), bald geschickt auf die einzelnen Truppenkörper verteilt (vgl. Caes. bell. civ. I 27, 5. III 88, 5. Rüstow Heerwesen und Kriegführung Caes. 31), bald als Vertraute des Feldherrn von diesem mit der Ausführung besonders wichtiger und schwieriger Aufträge betraut (Schmidt a. a. O. 348. Marquardt a. a. O. 389), wie z. B. Crastinus von Caesar (Caes. bell. civ. III 91, 1), ein gewisser P. Cornelius von Q. Caecilius Scipio (b. Afr. 76, 1), Titinius von Cassius (Cass. Dio XLVII 46, 4); vgl. im übrigen Fröhlich Das Kriegsw. Caes. I 43. Schmidt a. a. O. 330. Schiller in Iwan Müllers Handb. IV 22, 248. Daß die E. beritten gewesen, und daß ihnen auf dem Marsche wenigstens Pferde zur Verfügung gestanden hätten, folgerten Rüstow a. a. O. 30, wie Marquardt a. a. O. 388 aus Caes. bell. Gall. VII 65, 5. Doch ist die Stelle mit Zander a. a. O. 23f. richtiger so zu erklären, daß nicht nur Fußsoldaten, sondern auch Reiter als E. wiedereingestellt wurden, wie das Beispiel des Q. Ancharius eques evocatus (CIL X 6011)[3] beweist; vgl. Fröhlich Das Kriegsw. Caes. I 44. Sicher bezeugt ist jedenfalls, daß Pompeius E. bei Pharsalus unter Fußsoldaten zu Fuß kämpften, vgl. Caes. bell. civ. III 88, 5. Fröhlich a. a. O. I 44f. Eine strengere Organisation fehlte den E. durchaus. Weder zerfielen sie, wie die regulären Truppen, in bestimmte regelmäßige Abteilungen (vgl. Appian. bell. civ. III 40. Mommsen a. a. O. 144. 148, 4), noch standen duces an ihrer Spitze (vgl. Mommsen a. a. O. 143, 1). Daß Ciceros E. in Kilikien von einem Praefecten befehligt wurden (Cic. ad fam. III 6, 5), hatte nach Mommsen a. a. O. 148, 4 in den besonderen Verhältnissen seinen Grund. Im Range standen die E., die sicherlich von den gewöhnlichen dienstlichen Verrichtungen, wie Schanzarbeit und Wachtdienst, befreit waren (Fröhlich D. Kriegsw. Caes. I 44. Schmidt a. a. O. 343. Marquardt a. a. O. 387. 544), wenig unter den Centurionen (vgl. Zander a. a. O. 20. 24. Marquardt a. a. O. 388), mit denen sie wiederholt (z. B. Sall. Cat. 59, 3. Caes. bell. civ. I 3, 3. 17, 4. III 53, 1) zusammen genannt werden. Auch wird dieselbe Person mitunter bald als centurio, bald als evocatus bezeichnet, so Titinius von Val. Max. IX 9, 2 und Cass. Dio XLVII 46, 4 als Centurio, von Vell. Pat. II 70, 3 als Evocatus, desgleichen Crastinus von Appian. bell. civ. II 82 als Centurio, von Caesar bell. civ. III 91, 1 als Evocatus, und von T. Flavius Petro heißt es bei Suet. Vesp. 1 centurio an evocatus. Bisweilen trat sogar, wie das Beispiel des Crastinus lehrt, ein gewesener Primus pilus wieder als Evocatus ein (Fröhlich Das Kriegsw. Caes. I 44. Cagnat bei Daremberg-Saglio Dict. II 867). Sold erhielten die E. für ihre Dienste nicht, wohl aber sicherten ihnen die Heerführer statt dessen reichliche Belohnung und schnelle Beförderung zu, vgl. Caes. bell. civ. I 3, 2. 17, 4. Appian. bell. civ. III 40. Cic. ad Att. XVI 8, 1. Suet. Aug. 10. Fröhlich Das Kriegsw. Caes. I 44. Schmidt [1148] a. a. O. 344. Marquardt a. a. O. 387. 544. Als mit Beginn der Alleinherrschaft die Evocatio eine gänzliche Umgestaltung erfuhr (vgl. – im Gegensatze zu Schmidt a. a. O. 331 – Lange a. a. O. 62. Marquardt a. a. O. 388. Mommsen a. a. O. 144), wurde dessenungeachtet die alte republikanische Form derselben von der neuen monarchischen, zunächst wenigstens, nicht völlig verdrängt, erhielt sich vielmehr, wenn auch nur ganz vereinzelt, bis in das 2. Jhdt. der Kaiserzeit hinein; denn selbstverständlich hatten die Kaiser für ihre Person formell das Recht, gleich den Feldherrn der Republik Veteranen zu erneuten Kriegsdiensten aufzufordern (Mommsen a. a. O. 143. Marquardt a. a. O. 388). E. nach republikanischem Muster waren die mehr als zehntausend Veteranen (Vell. Pat. II 113, 1), über die Tiberius 6 n. Chr. im Pannonischen Kriege verfügte (ebd. II 111, 1), ebenso der von Claudius zum Britannischen Kriege aufgerufene Tribunus militum C. Iulius Camillus (vgl. Inscr. Helv. 179), ferner die von Vitellius entlassenen, von Vespasian dagegen wieder angenommenen Praetorianer (Tac. hist. II 82), zu denen nach Mommsen Herm. XIV 32, 1 zweifellos auch der CIL VI 2725[4] erwähnte C. Vedennius Moderatus zu rechnen ist, desgleichen der ins 2. Jhdt. n. Chr. (Schmidt a. a. O. 331) gehörige, mit seinen Conveterani aufgebotene Veteran der XXII. Legion; vgl. CIL XIII 1837[5] = Orelli 3580.
Die kaiserlichen E., von denen im folgenden ausschließlich zu reden sein wird, waren eine Schöpfung des Augustus (vgl. Cass. Dio LV 24, 8. CIL XIV 2954[6] nach Mommsen Ephem. epigr. V p. 144, 2 frühestes inschriftliches Zeugnis eines kaiserlichen Evocatus). Zehntausend E. hatten dem Kaiser seinerzeit im Mutinensischen Kriege gute Dienste geleistet. Nach Cass. Dio XLV 12, 3 war das für ihn später der äußere Anlaß, die Evocatio zu einer stehenden, und damit allein schon von der der Republik grundverschiedenen Einrichtung zu machen, über die uns vor allem zahlreiche Inschriften – die stadtrömischen siehe insbesondere CIL VI 3411–3446[7] a. 3917. 32880–32889, die übrigen zerstreut in den einzelnen Bänden des CIL – bis ins einzelnste Aufschluß geben. Wer Evocatus werden sollte, bestimmte der Kaiser (Schmidt a. a. O. 352. Mommsen a. a. O. 145). Die kaiserlichen E. nannten sich daher mit Vorliebe e. Augusti, vgl. z. B. CIL VI 830.[8] X 8294.[9] CIRh. 911 – ausnahmsweise auch e. Caesaris, vgl. CIL VI 3441[10] – oder, wenn es sich um mehrere Kaiser handelte, e. Augustorum nostrarum (vgl. z. B. CIL VI 2805.[11] 3427. 3444), in der Regel, ohne den Namen des Kaisers anzugeben (Ausnahmen: CIL XIV 2954[6] evocatus Divi Augusti und X 5064 evocatus Augustorum Antonini et Commodi). Daneben bezeichneten sich viele auch einfach als E.; vgl. z. B. CIL III 4854.[12] X 215.[13] XIV 2617.[14] E. konnten aber überhaupt nur diejenigen werden, welche die gesetzliche Zeit (16 Jahre, vgl. CIL VI 2658[15] mit Marquardts Erklärung a. a. O. 389) in einem hauptstädtischen Truppenteil, in erster Linie in den praetorischen Cohorten, gedient hatten und, statt entlassen zu werden, als E. weiterzudienen wünschten. Beispielsweise wurden von 191 zur Entlassung kommenden Praetorianern CIL VI 2379[16] zufolge [1149] 14 zu E. gemacht. Weit seltener – die wenigen Beispiele siehe CIL VI 2870.[17] 2898 (von Schmidt a. a. O. 336, 1 falsch erklärt). 32526. XII 2602 – rekrutierten sich die E. aus den Cohortes urbanae, da es von etwa 200 Emeriti dieser Cohorten nach CIL VI 32526[18] nur drei zu E. brachten, und ganz vereinzelt – s. CIL X 3417[19] – aus der kaiserlichen Flottenmannschaft, vgl. Mommsen a. a. O. 144f. Dagegen waren die Equites singulares, sowie sämtliche in Alen, Cohorten (CIL VII 435[20] von Hübner CIL VII p. 337[21] unzutreffend herangezogen) und Legionen (CIL VIII 2728[22] fälschlich auf die E. bezogen, vgl. Mommsen a. a. O. 145, 6. Cagnat L’armée d’Afrique 226, 6) dienenden Provinzialtruppen von der Evocatio ausgeschlossen. Die Gesamtzahl der E. gibt Cassius Dio (LV 24, 8) nicht an; wir vermögen dies ebensowenig. Diejenigen, welche zu E. befördert zu werden wünschten, mußten mit Auszeichnung gedient und es womöglich zu Principales gebracht haben (Mommsen a. a. O. 144f.). Besonders häufig wurden den Inschriften zufolge beneficiarii praefecti praetorio zu E. gemacht, vgl. CIL V 3371.[23] VI 2794.[24] IX 5839.[25] XI 395.[26] 5696. 5960. XIV 3626, desgleichen mehrere cornicularii tribuni (CIL II 2610.[27] III 7334.[28] VI 2440.[29] Wilmanns 1598) und signiferi (CIL VI 2578.[30] 2946), ferner ein cornicularius legati Augusti (CIL XII 2602),[31] ein curator fisci praetorii (CIL VI 627),[32] ein exercitator equitum praetorianorum (CIL III 10378)[33] und ein optio (CIL V 7160),[34] vgl. hierzu Schmidt a. a. O. 340. Cauer Ephem. epigr. IV p. 479f. Die E. bildeten ein Corps für sich, ein σύστημα ἴδιον, wie Cass. Dio LV 24, 8 sich ausdrückt (Mommsen a. a. O. 146. Marquardt a. a. O. 389). Dazu stimmt, daß CIL VI 1009[35] centuriones, evocati und milites streng von einander geschieden werden. Auch im Lager hatten die E. innerhalb der pedatura der praetorischen Cohorten ihren besonderen Platz, vgl. Hygin. de munit. castr. 6. Mitunter stehen auf Praetorianerlisten Namen von E. (vgl. z. B. CIL VI 212.[36] 213. 32522. 32536. 32625). Danach könnte es scheinen, jene hätten zu den Practorianern gehört. Doch handelt es sich in diesem Falle, wie Bormann Ephem. epigr. IV p. 317 richtig bemerkt, um ehemalige, inzwischen zu E. beförderte Praetorianer. Daß die E. in den praetorischen Cohorten, denen sie einst angehörten, nicht verblieben, bekunden zahlreiche Inschriften (Mommsen a. a. O. 147), auf denen der Dienst im Praetorium und die Evocatio streng auseinandergehalten werden, vgl. CIL III 446.[37] 7108. 10378. V 3368. VI 2440. 2462. 2530. 2589. 3419 (mit Mommsens Erklärung a. a. O. 147, 2). 32687. XIV 4007. Diesen Tatsachen gegenüber hätte sich Schmidt a. a. O. 347 durch die allerdings irreführende Aasdrucksweise evocatus cohortis praetoriae, die sich auf einigen meist recht späten Inschriften (vgl. CIL II 5232.[38] V 543.[39] VI 2495.[40] 2526. 2626. 2870. 32677. X 538) findet, nicht dazu verleiten lassen sollen, die E. zu den praetorischen Cohorten in nähere Beziehung zu setzen. Als ,Auserwählte‘ der Kaiser sollten die E. der Befehle jener gewärtig sein (Mommsen a. a. O. 142). Unter anderem wurde ihnen die Ausführung von Blutbefehlen übertragen, vgl. Tac. hist. I 41. 46. Im übrigen waren die Ε. [1150] in den verschiedensten Ämtern (Mommsen a. a. O. 149ff.) tätig: als ab actis fori [s. o. Bd. I S. 325], vgl. CIL IX 5839.[25] 5840. X 3733, als a quaestionibus praefectorum praetorio (s. d.), mit Untersuchungssachen beschäftigt, vgl. CIL VI 2755.[41] XI 2108,[42] als a commentariis custodiarum (s. o. Bd. IV S. 760f.), vgl. CIL XI 19.[43] Tac. ann. II 68. 58, als architecti armamentarii imperatoris (s. o. Bd. II S. 1176), vgl. CIL VI 2725,[4] als e. Palatini, wohl mit der Bewachung des Palatiums betraut (Mommsen a. a. O. 150 im Gegensatze zu Schmidt a. a. O. 352), vgl. CIL VII 953,[44] als libratores (s. d.), vgl. CIL VI 2454,[45] als mensores (s. d.), vgl. CIL III 586.[46] Hygin. de condicionibus agrorum 121, als ab indicibus (s. d.), mit der Aufgabe, die Besoldungslisten zu führen, vgl. CIL VI 3414.[47] XI 19,[43] als maioriarii (s. d.), die nach Mommsen (zu CIL VI 3445)[48] Officiales der Praefecti praetorio waren, vgl. CIL III 6775.[49] VI 3445.[48] IX 1095.[50] 3350, und besonders häufig als e. legionis (vgl. CIL III 3413.[51] 3565. 11129. 13360. 14214, 3. 14409, 1. VI 627. 793 [= XIV 2258]. 2379 col. VI 27. 36. 2893. VIII 2636. 18065), d. i. als Verwaltungsbeamte der Legion, die, wie wir aus dem Wortlaute von CIL VI 2893[52] evocatus qui pavit legionem X Geminam ersehen, insbesondere das Getreidewesen unter sich hatten. Jeder Legion war zu diesem Zwecke ein Evocatus zugeteilt, wie sich mit Sicherheit aus CIL VIII 18065[53] ergibt, vgl. Cagnat L'armée d’Afrique 227. Mommsen a. a. O. 150, 2; CIL XIV 2258[54] ist daher zu lesen: in his centuriones et evok[atus] Augg. nn. Bemerkenswert ist, daß alle genannten von E. bekleideten Stellungen ohne Ausnahme des militärischen Charakters zwar nicht völlig entbehren, vorzugsweise jedoch in das Gebiet der Verwaltung gehören (Mommsen a. a. O. 151f.). Als Männer der Verwaltung bezogen die E. statt des militärischen stipendium ein ihrem Range (s. u.) entsprechendes salarium (Mommsen a. a. O. 146. 152); mit Recht identifiziert daher Mommsen (a. a. O. 151) im Gegensatze zu Schmidt (a. a. O. 344, 2) die CIL III 10988[55] und 11011 genannten salarii (s. d.) legionis mit den oben erwähnten e. legionis. Aus dem nämlichen Grunde bezeichneten die E. ihre Dienstzeit nur höchst selten als stipendia – vgl. CIL II 6087.[56] VI 3411.[7] X 3417[19] – oder dann wenigstens als stipendia evocativa, vgl. z. B. CIL VI 2578.[30] CIRh. 717, gaben vielmehr in der Regel an, so und so viele Jahre E. gewesen zu sein, vgl. z. B. CIL VI 2440.[29] 2448. 2530. XI 5938, oder aber nannten die Zahl ihrer salaria, vgl. CIL VI 2495.[40] 2589. 3419. Statt der militärischen caliga trugen die E. gewiß den calceus communis der Zivilbeamten (Mommsen a. a. O. 152); wenigstens stellen sie häufig – vgl. CIL III 7108[57] mit Mommsens Anmerkung. VI 2440. IX 5840. XI 3057. XIV 2288 – ihre militia caligata und ihre spätere evocatio gegenüber. Ebensowenig erhielten die E. die für Tapferkeit im Kriege bestimmten Dona militaria armillae, torques und phalerae, statt dessen vielmehr die ihrem Range (s. u.) zukommende corona aurea, vgl. CIL XI 395[26] (Mommsen a. a. O. 146. 152). Wenn CIL III 6359[58] und XI 2112 beiderlei Dona begegnen, so erklärt Mommsen a. a. O. 146, 2 [1151] dies richtig damit, daß die armillae, torques und phalerae von den Betreffenden als gregales erworben wurden. Unterstellt waren die E. nächst dem Kaiser dem Praefectus praetorio, vgl. CIL VI 1009.[35] 2755. 2772. 3445. XI 2108. Mommsen a. a. O. 147. Marquardt a. a. O. 389; im übrigen fehlten ihnen gleich den Primi pili, mit denen sie zusammen lagerten (Hygin. de munit. castr. 6), Feldzeichen, Anführer und Principales. Einen optio evoc(atorum) liest Mommsen a. a. O. 148, 2 aus CIL XI 19[43] heraus, doch trifft seine Auflösung nicht zu, vielmehr ist mit Bormann (zu CIL XI 19)[43] optio von evocatus zu trennen. Ein Mittelding zwischen gregales und duces (Mommsen a. a. O. 142) standen die E. ihrem Range nach wenig unter den Centurionen (Mommsen a. a. O. 146. Marquardt a. a. O. 388). CIL VI 1009[35] z. B. werden sie unmittelbar hinter jenen genannt – CIL VI 2662[59] beweist nichts dagegen, weil nach Mommsen a. a. O. 146, 1 dort ein Versehen des Steinmetzen vorliegt; Cass. Dio LXXVIII 5, 3 verlangt ein Evocatus für sich eine Centurionenstelle. Gleich den Centurionen führten die E. übrigens Cass. Dio LV 24, 8 zufolge als Zeichen ihrer Würde den Rebstock. Vgl. dazu die Abbildung des CIL VI 3419[60] erwähnten Evocatus Aurelius Iulianus bei Fabretti De columna Traiani (1690) 195 und Rich Dictionnaire des antiquités 254. Sehr viele E. beschlossen ihre Laufbahn als solche und zwar mitunter erst nach langer Dienstzeit (vgl. z. B. CIL VI 2495.[40] 2578), doch wurden auch nicht wenige von ihnen schon nach einigen Jahren zu Centurionen (vgl. CIL III 3470.[61] 6359. 7334. 11129. 13360. V 543 mit der Anmerkung Mommsens, 7160. VI 2755. 2794. 32709 a. VIII 2852. IX 5839. 5840. X 3733. 3900. XI 19. 395. 5696. 5935. 5960. XII 2602. XIV 3626. 4007. Wilmanns 1598), einzelne sogar zu Tribuni cohortium (vgl. CIL VII 953.[44] 974) oder zu Praefecti cohortium (vgl. CIL XIV 2954)[6] befördert. Aus der häufigen Beförderung von E. zu Centuriones folgerte Schmidt a. a. O. 346f., die Evocatio habe bezweckt, dem Heere im Bedarfsfalle tüchtige Centurionen zuzuführen. Demgegenüber machte Mommsen a. a. O. 149. 153 mit Recht geltend, daß außer den E. auch die verschiedensten Principales nicht selten Centurionen wurden, und daß überhaupt der Centurionat keineswegs bloß den hauptstädtischen Truppen, sondern ebensogut auch den Legionären erreichbar war. Seiner Meinung nach (a. a. O. 144. 152f.) fiel den E. vielmehr die wichtige Aufgabe zu, in allen unter den Kaisern immer weiter sich ausbreitenden Zweigen der militärischen Verwaltung hervorragend mit tätig zu sein, insbesondere die während ihrer militärischen Laufbahn auf verwaltungsrechtlichem Gebiete gesammelten Kenntnisse und Erfahrungen zum allgemeinen Besten weiter zu verwerten. So erklärt es sich, daß manche als E. die früher innegehabte Stellung beibehielten, vgl. z. B. CIL VI 2454.[45] Hyg. de condicionibus agrorum 121. Wer es einmal zum Evocatus gebracht hatte, verblieb, sofern er nicht befördert wurde, mit seiner Zustimmung so lange in jener Stellung, bis der Kaiser ihn abberief (Mommsen a. a. O. 144. 153f.). Die verabschiedeten E. nannten sich, da sie ja keine Soldaten gewesen, in der Regel nicht veterani [1152] – die Ausnahmen siehe CIL VI 3430.[62] X 3417,[19] XIV 219[63] –, sondern vielmehr ex evocato, vgl. z. B. CIL VI 2772.[64] 2893. 3417. CIRh. 640, oder evocatus quondam, vgl. CIL X 7289.[65] Belohnungen, wie solche den Veteranen zu teil wurden, konnten dieselben rechtlich nicht beanspruchen; dafür hatten sie am Ende ihrer Militärzeit im Gegensatze zu den im Falle einer Nichtbeförderung ohne weiteres zur Entlassung kommenden Provinzialsoldaten die große Vergünstigung des Weiterdienens mit der Aussicht auf Beförderung gehabt. Trotzdem dürften ihnen nach Mommsens Ansicht a. a. O. 154 die Mittel für ein gutes ferneres Auskommen bewilligt worden sein. Mitunter übrigens bekleideten ehemalige E. die Würde eines Decurio, vgl. CIL II 5232.[38] CIRh. 640. Schmidt a. a. O. 343. Abgeschafft wurde das Corps der E. nach Schmidt a. a. O. 353 damals, als die Praetorianer infolge der Constantinischen Reorganisation beseitigt wurden. Diese Annahme entspricht nicht den Tatsachen. E. gab es vielmehr CIL VI 2870[17] zufolge noch im christlichen Rom, die sich zu der Zeit allerdings aus den Cohortes urbanae ergänzten, vgl. Mommsen a. a. O. 154. Cagnat in Daremberg-Saglio |Dict. II 868. Das Fortbestehen der E. in christlicher Zeit bestätigt weiterhin die kürzlich in Rom gefundene Inschrift, Rev. archéol. 1902 II nr. 201 = 1903 II nr. 366 = Röm. Quartalschrift 1903, 88–91. Wie Mommsen a. a. O. 154 ausführt, versahen im 4. Jhdt. n. Chr. freilich die Praesides und Duces in der Hauptsache die Tätigkeit der E.
Im Gegensatze zu den mehrere Jahrhunderte lang fortbestehenden kaiserlichen E. war das von Galba aus jungen Leuten des Ritterstandes gebildete Corps von E. (Suet. Galba 10), welches das Schlafgemach des Kaisers bewachen sollte, eine vorübergehende Erscheinung, vgl. Schmidt a. a. O. 329. Mommsen a. a. O. 143. 2. Marquardt a. a. O. 389.
Literatur: Le Beau Mém. de l’acad. des inscr. 1774, XXXVIII 211ff. Zander Andeutungen zur Geschichte des röm. Kriegswesens 1859, 5. Fortsetzung 18–24. Rüstow Heerwesen u. Kriegführung C. Iulius Caesars2 1862, 29ff. Fröhlich Die Bedeutung des zweiten Punischen Krieges für die Entwicklung des röm. Heerwesens 1884, 33–37; Das Kriegswesen Caesars I 1889, 42–45. Chr. Conr. Ldwg. Lange Historia mutationum rei milit. Romanorum 1846, 9f. 62. Madvig Verfassung u. Verwaltung des röm. Staates 1882 II 475f. Marquardt St.-V. II2 386–389. 434. 467, 1. 544. Schiller in Iw. Müllers Handb. der klass. Altertumswissensch. IV 22, 248. 250. Rich Dict. des ant. 254. Cagnat bei Daremberg-Saglio Dict. II 216f. 866ff.; L’armée d’Afrique 226f. 234. 393f. Joh. Schmidt Herm. XIV 321–353. Cauer Ephem. epigr. IV p. 479–481. Mommsen Ephem. epigr. V p. 142–154; St.-R. I 695. III 241, 3. 1072. 1248.
Anmerkungen (Wikisource)
[Bearbeiten]- ↑ Corpus Inscriptionum Latinarum III, 6547.
- ↑ Corpus Inscriptionum Latinarum I, 624.
- ↑ a b Corpus Inscriptionum Latinarum X, 6011.
- ↑ a b Corpus Inscriptionum Latinarum VI, 2725.
- ↑ Corpus Inscriptionum Latinarum XIII, 1837.
- ↑ a b c Corpus Inscriptionum Latinarum XIV, 2954.
- ↑ a b Corpus Inscriptionum Latinarum VI, 3411.
- ↑ Corpus Inscriptionum Latinarum VI, 830.
- ↑ Corpus Inscriptionum Latinarum X, 8294.
- ↑ Corpus Inscriptionum Latinarum VI, 3441.
- ↑ Corpus Inscriptionum Latinarum VI, 2805.
- ↑ Corpus Inscriptionum Latinarum III, 4854.
- ↑ Corpus Inscriptionum Latinarum X, 215.
- ↑ Corpus Inscriptionum Latinarum XIV, 2617.
- ↑ Corpus Inscriptionum Latinarum VI, 2658.
- ↑ Corpus Inscriptionum Latinarum VI, 2379.
- ↑ a b Corpus Inscriptionum Latinarum VI, 2870.
- ↑ Corpus Inscriptionum Latinarum VI, 32526.
- ↑ a b c Corpus Inscriptionum Latinarum X, 3417.
- ↑ Corpus Inscriptionum Latinarum VII, 435.
- ↑ Corpus Inscriptionum Latinarum VII, 337.
- ↑ Corpus Inscriptionum Latinarum VIII, 2728.
- ↑ Corpus Inscriptionum Latinarum V, 3371.
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- ↑ a b Corpus Inscriptionum Latinarum IX, 5839.
- ↑ a b Corpus Inscriptionum Latinarum XI, 395.
- ↑ Corpus Inscriptionum Latinarum II, 2610.
- ↑ Corpus Inscriptionum Latinarum III, 7334.
- ↑ a b Corpus Inscriptionum Latinarum VI, 2440.
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- ↑ a b Corpus Inscriptionum Latinarum II, 5232.
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- ↑ a b c Corpus Inscriptionum Latinarum VI, 2495.
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- ↑ a b c d Corpus Inscriptionum Latinarum XI, 19.
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- ↑ Corpus Inscriptionum Latinarum X, 7289.