8) Sohn des Spintharos, Athener (Προβαλίσιος). Der vollständige Name liegt vor Vit. X or. Aesch. 840 c. Er heisst Εὔβουλος Προβαλίσιος [Demosth.) LIX 48; Εὔβουλος Σπινθάρου Paus. I 29, 10. Fälschlich wird er als Ἀναφλύστιος bezeichnet Plut. praec. ger. reip. 812 f nach dem untergeschobenen Aktenstücke Demosth. XVIII 29. Der Name des Vaters Σπίνθαρος und Εὔβουλος finden sich vereint auf einer attischen Grabvase aus dem 4. Jhdt.; Conze Att. Grabrel. nr. 751. Die Grabvase scheint von E. (als bärtiger Mann dargestellt) dem verstorbenen Vater Σπίνθαρος (als Greis dargestellt) geweiht zu sein. Die mit der Aufschrift Βουλήτη rechts von Σπίνθαρος abgebildete Frau scheint des letzteren Gattin zu sein. Von Theopomp bei Harpocr. s. Εὔβουλος wird er δημαγωγὸς ἐπιφανέστατος, ἐπιμελής τε καὶ φιλόπονος genannt. Geboren gegen Ende des peloponnesischen Krieges, war er älter als der Redner Aischines, Aesch. II 184. Schäfer Demosth. Ι2 187. Er beantragt die Rückkehr des Xenophon ums J. 369, Laert. Diog. II 59. Schäfer Demosth. I2 192, 3. Durch ihn wird der Abschluss des Friedens im Bundesgenossenkriege veranlasst im J. 355, Schol. Demosth. III 28. Schäfer I2 188. 190. Er klagt Aristophon von Azenia an (Demosth. XXI 218. Schäfer I2 180), mit dem er in Gegnerschaft lebte, Demosth. XIX 291. Schäfer I2 195. Er ist Ankläger des Moirokles und Kephisophon von Paiania, Demosth. XIX 293; des Tharrex und Smikythos, Demosth. XIX 191; des Feldherrn Chares, Aristot. Rhet. I 15 p. 1376 a 10. Schäfer I2 196. Grosse Verdienste erwarb er sich durch seine Finanzverwaltung. Als Vorsteher des θεωρικόν, welches Amt er von 354–350 und vielleicht auch noch später verwaltete, brachte er es dahin, dass dieser Behörde die gesamte Finanzverwaltung unterstellt wurde, Aesch. III 25. Schäfer I2 199ff. Beloch Gr. Gesch. II 493ff. Bei der unter E. erfolgten Vermehrung der Einkünfte (Plut. praec. ger. reip. 812 f; de frat. amore 486 d) wurden dem Volk grössere Geldspenden als früher zugewandt, Theopomp. b. Harpocr. s. Εὔβουλος und Athen. IV 166 d. Gleichzeitig aber werden während des E. Amtszeit ganz bedeutende Summen für den Ausbau der Flotte und des Heeres sowie für öffentliche Bauten verausgabt, Din. I 96. Aesch. III 25. Schäfer I2 203. Beloch Gr. Gesch. II 495; vgl. IG II 807 b 155. 808 d 67: νεῖα καινά, ὧν Eὔβουλος ἐπρίατο. Als Verfasser mehrerer Volksbeschlüsse gegen Philipp seit dem Kriege mit letzterem wird E. genannt bei Demosth. XVIII 70. 75. XIX 292. Schäfer I2 184, 1. 207. 2. Beloch a. O. 495. Apollodoros des Pasion Sohn von Acharnai stellt zu Anfang des J. 348 (zur Chronologie vgl. Beloch Att. Pol. 187. Blass Att. Bered. III2 1, 316) während des euboeischen Krieges den Antrag, dass die Überschüsse der Staatsverwaltung, so lange der Krieg daure, zu Kriegszwecken verwandt werden sollten. Dieser Antrag, der zunächst durchgegangen war, wird von Stephanos dem Eroiaden als gesetzwidrig angefochten und Apollodoros zur Zahlung eines Talentes verurteilt, [Demosth.] LIX 4ff.; hierauf wurde nach Schol. Demosth. I 1 auf des E. Antrag von der Bürgerschaft ein Gesetz angenommen, das jeden mit Todesstrafe belegte, welcher die Schaugelder zu Kriegszwecken zu verwenden
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vorschlüge, Schäfer I2 208. Blass Att. Bereds. III2 1, 317. Nach dem mißlungenen euboeischen Feldzug, dessen Seele E. offenbar gewesen (Demosth. V 5. Schäfer II2 79. Beloch Att. Pol. 187), wagte E. es nicht, sich des nach dieser Expedition wegen Betrügerei vor Gericht gezogenen Feldherrn Hegesileos, seines Vetters, anzunehmen; erst bei der Abmessung der Strafe bittet er die Richter, Milde walten zu lassen, Demosth. XIX 290. Schäfer II2 85. Ebenso verfährt E. im Prozeß, der Thrasybulos, dem Sohn des bekannten Steiriers, gemacht wurde, Demosth. XIX 290. Schäfer II2 369. In dem Handel des Demosthenes mit Meidias nach den Dionysien des J. 348 nimmt E. für letzteren Partei, Demosth. XXI 206. 207. Schäfer I2 209: vgl. über die Chronologie Blass Att. Bereds. III2 1, 328. Nach dem Fall von Olynth Herbst 348 beantragt E., Gesandte an die bedeutenderen griechischen Staaten zu senden behufs Abschlusses eines gemeinsamen Bundes gegen Philipp, Demosth. XIX 304. Schäfer II2 170. Bei der sich für E. ergebenden Aussichtslosigkeit, etwas gegen Philipp zu erreichen (Aesch. II 79. Beloch Att. Pol. 190), rät er zum Frieden des Philokrates und setzt ihn durch, Demosth. XVIII 21. XIX 291. Schäfer I2 210. Beloch Att. Pol. 194. Als im J. 343 der Prozeß des Demosthenes gegen Aischines wegen der makedonischen Gesandtschaft zur Verhandlung kommt, unterstützt E. den Aischines, Aesch. II 8. 184. Demosth. XIX 292. Vit. X or. 840 c. Schäfer I2 211. Il2 412, 1. Um dieselbe Zeit erscheint E. als Zeuge im Prozess des Stephanos des Eroiaden, [Demosth.] LIX 48. Schäfer I2 214, 2. Des E. Finanzverwaltung wird sich bis ins J. 339/8 erstreckt haben; mit Sauppe Schäfer I2 212, 2. Als verstorben wird er erwähnt im J. 330, Demosth. XVIII 162. Schäfer I2 214, 1. Sein Grabmal im Kerameikos, Paus. I 29, 10. Blümner-Hitzig Paus. I p. 322. Nach seinem Tode erhebt Hypereides gegen die ihm zuerkannten Ehren Einspruch, Schol. Aesch. II 8. Hyperid. frg. XXIII Blass3. Schäfer I2 215, 1. Blass Att. Bereds. III2 2, 7 Anm. 5. Des E. Sohn ist Σπίνθαρος Εὐβούλου Προβαλίσιος, Demosth. LIV 7. Seiner Familie gehört an IG III 786 Εὐβουλος [Σπιν]θάρον Προβαλίσιος auf einer Künstlerinschrift aus späterer Zeit; des dort befindlichen Künstlers Leochares Lebenszeit ist nicht festzustellen, Loewy Inschr. gr. Bildhauer nr. 321.