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RE:Acharnai

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Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft
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Attischer Demos, zur Phyle Oineis gehörig, im NW des athenischen Pedion
Band I,1 (1893) S. 209 (IA)–210 (IA)
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Acharnai, zur Phyle Oineis gehörig, der volkreichste Demos in Attika (Thucyd. II 19). Verderbt ist an dieser Stelle natürlich die Ziffer der 3000 Hopliten (II 20, 4), welche A. allein bei einer Gesamtzahl von 13000–14000 (II 13, 6) gestellt haben soll. Die Annahme Müller-Struebings Aristoph. 640f., welcher 300 (τ’ statt ) lesen möchte, bleibt jedoch hinter der Wirklichkeit zurück; so schon Beloch Bevölkerungslehre 105f., der wiederum die Bürgerzahl von Α., namentlich im Verhältnis zu den nächstgrössten, zum Teil nicht viel kleineren Demen überschätzt, indem er lediglich von den 22 Prytanen A.’s in der Liste CIA II 868 ausgeht. Nach meinen Tabellen machte A. der Gesamtbevölkerung aus, so dass der Anteil von Bürgerhopliten etwa 500 betragen haben würde. Vielleicht stand also, worauf mich J. M. Stahl aufmerksam macht, ursprünglich , welches dann in () verlesen worden wäre. Die Lage von A. bei dem grossen Dorfe Menidi im nordwestlichen Teil des athenischen Pedion, östlich von dem Durchgange zwischen Parnes und Aigaleos zum thriasischen Gebiet, ist durch Inschriftenfunde und andere Reste des Altertums hinlänglich bestimmt (vgl. die Zusammenstellungen in meinem „Antikenbericht“ Athen. Mitt. XIII 337f. n. 497–556). Die Spuren der eigentlichen Ortschaft sind besonders westlich und südwestlich von Menidi (worin sich allerdings der Name eines nördlichen Nachbardemos, Paionidai, erhalten hat) erkennbar, von der Gegend Avlisa bis zu den Höhen des Hag. Elias und der „40 Märtyrer“, welche die Heiligtümer (s. unten) getragen haben werden (die Entfernungsangabe von 60 Stadien bis Athen, bei Thukydides II 21, 2, gilt offenbar für das Lager des Archelaos, das wir ca. 1500 m. südlich vom Demoscentrum nicht weit von Kamatero anzunehmen haben). Einzelne Strecken des Ackerbodens waren durch Fruchtbarkeit berühmt (Lukian Icaromen. 18), besonders wohl die Öl- und Weingärten, welche sich östlich bis zum Ilissos ausdehnten (Dionysoskult s. unten; Grabsäule eines Winzers Mitt. ΧΙII 342 n. 543). Sorgfältige Bewässerungsanlagen bezeugen mehrere [210] Inschriften (CIA II 1060. Athen. Mitt. XIII 339 n. 514), sowie noch vorhandene Leitungsspuren; vgl. auch Ath. Mitt. II 128f. Andrerseits erwarb ein grosser Teil der Bevölkerung seinen Unterhalt in den Wäldern des Parnes durch Brennen von Holzkohlen, welche die Acharner mit ihren grossen Lasteseln (Diogenian. Hesych. s. Ἀχαρνικοὶ ὄνοι) zu populären Strassenfiguren in Athen gemacht haben. Diese Beschäftigung (auch Jagd; vgl. das Relief Mitt. XIII 338 n. 504) liess etwas von der Natur des trotzigsten und rauhesten Gebirges Attikas auf die Demoten übergehen. Allbekannt ist ihre Charakteristik durch Aristophanes in seinen „Acharnern“ (vgl. V. 180f. πρίνινοι, ἀτεράμονες, Μαραθωνομάχαι, σφενδάμνινοι. Hesych. Etym. Μ. s. Δρυαχαρνεύς. Pind. Nem. II 25. Seneca Hippolyt. 22). In der Neuzeit haben die Bewohner des benachbarten Gebirgsdorfes Chassia nach Thätigkeit und Eigenschaften hin die Erbschaft der Acharner angetreten. Hervorragende Persönlichkeiten scheinen aus A. nicht hervorgegangen zu sein. Von Gottheiten der A. zählt Pausanias (I 41, 6) auf: Apollo Agyieus (vgl. die Parasiten des Apollo Athen. VI 234f. 235 c; den Apollo Erithaseos der südlich bei Drachmano gef. Inschrift CIA II 84 rechne ich nicht mehr hierher), Herakles, Athena Hygieia, Athena Hippia (vgl. CIA II 587), Dionysos Melpomenos, nach dem Epheu, der hier zuerst gewachsen sein soll (vgl. Suid. s. Ἀχαρνείτης. Anthol. Pal. VII 21. Stat. Theb. XII 633. Nonn. XLVII 23), auch Κισσός genannt (dazu Choregisches: Athen. Mitt. XIII 340 n. 521. 522 und das Kantharosrelief der Inschrift CIA III 219). Ausser diesen begegnen uns noch: Ares (CIA III 130; auch das Relief Lebas pl. 49, 2 = Friederichs-Wolters 1178 ?), Asklepios (Schol. Arist. Plut. 621. Asklepiasten: Athen. Mitt. XIII 339 n. 516), Amphiaraos (? CIA III 25), Artemis (Athen. Mitt. XIII 340 n. 520). Keinen dieser Kulte können wir indessen als besonders altertümlich oder angesehen erweisen. Das „Kuppelgrab von Menidi“ gehört vielleicht noch in den Bezirk unseres Demos. Was das „Embolon“ der Inschrift CIA III 61 (A III 27 Ἀχαρνῆσι πρὸς τῷ ἐμβόλῳ) bedeutet, vermag ich nicht zu erklären. A. als historischer Schauplatz: Thukyd. II 20f. (vgl. dazu Conze Arch. Anz. 1858, 197). Diodor XIV 32f. Xenoph. hell. II 4. Leake Demen übers. v. Westermann 29f. Karten v. Attika, Text II 42f.